Braunschweig. Die Kommunen in unserer Region fürchten einen zu hohen Verwaltungsaufwand.

Damit Asylbewerber leichter und schneller zum Arzt gehen können, sollen sie eine elektronische Gesundheitskarte bekommen. Das Land Niedersachsen hatte den Kommunen dafür im vorigen Jahr den Weg geebnet. Doch in unserer Region gibt es noch keine Stadt oder Gemeinde, die eine solche Karte eingeführt hat. Braunschweig zeigt zwar Interesse, hat die Umsetzung aber wegen stark gesunkener Flüchtlingszahlen zurückgestellt. Wolfsburg und Salzgitter lehnen die Karte aus wirtschaftlichen Gründen ab. „Die Kosten für eine Betreuung durch die gesetzlichen Krankenkassen wären höher als beim derzeitigen System“, sagt Elke Wichmann, Sprecherin der Stadt Wolfsburg.

Landesgesundheitsministerin Cornelia Rundt bedauert die schleppende Umsetzung. „Die Vorteile einer elektronischen Gesundheitskarte überwiegen“, sagt eine Ministeriums-Sprecherin. Bisher müssen Flüchtlinge in den ersten 15 Monaten ihres Aufenthaltes erst einen Behandlungsschein bei ihrer Kommune holen, Mit Einführung der Karte würden Kommunen unter anderem von Verwaltungsaufgaben entlastet, da sie keine Scheine mehr ausgeben oder Krankenhaus- und Apothekenrechnungen prüfen müssten, heißt es. Auch profitierten sie von den Rabattverträgen der Krankenkasse im Arzneibereich.

Niedersachsen hatte Anfang vorigen Jahres mit den Landesverbänden der Gesetzlichen Krankenversicherung eine Vereinbarung für die elektronische Gesundheitskarte getroffen. Es bleibt jedoch den Kommunen überlassen, ob sie diese einführen wollen. Viele sehen den vereinbarten Verwaltungskostenanteil von acht Prozent als zu hoch an. Nur Delmenhorst hat bislang eine Karte für Asylbewerber.

Der niedersächsische Flüchtlingsrat hätte sich eine verbindliche Regelung gewünscht: „Wenn Flüchtlinge erst zum Sozialamt gehen müssen, geht Zeit verloren, das kann den Krankheitsverlauf verschlimmern“, sagt Geschäftsführer Kai Weber. Auch die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen unterstützt die Gesundheitskarte, wie Sprecher Uwe Köster betont: „Sie würde Praxen von Bürokratie entlasten.“