Gifhorn. Das Auswärtige Amt befürchtet die Entführung der Gifhorner Entwicklungshelferin. In ihrem Reisepass wurde ein Sperrvermerk eingetragen.

Mit ihrem Verein „Katachel“ engagiert sich Sybille Schnehage seit mehr als 25 Jahren in der Provinz Kundus in Afghanistan. Nun sieht die 65-Jährige aus Bergfeld (Kreis Gifhorn) ihre humanitären Hilfsprojekte in Gefahr. Bis auf weiteres wurde ihr untersagt, nach Afghanistan zu reisen. Die Entscheidung wurde laut Schnehage im April ihr zunächst mündlich verkündet. Im September habe die Samtgemeinde Brome die Beschränkung ihres Reisepasses offiziell verfügt.

Hintergrund des Sperrvermerks ist die sich zuspitzende Sicherheitslage in Kundus. Man befürchtet, die Entwicklungshelferin könnte getötet werden oder in die Hände von Geiselnehmern fallen, die das Ziel verfolgen, Lösegeld-Millionen von der Bundesregierung zu erpressen. Die Beschränkung des Reisepasses geht nach Recherchen unserer Zeitung auf die Initiative von Auswärtigem Amt sowie Bundeskriminalamt zurück, der die Samtgemeinde Brome gefolgt ist.

Die Betroffene selbst zeigt kein Verständnis für diese Maßnahme. Schnehage betonte, für ihre Sicherheit in Kundus garantiere zum einen der örtliche Gouverneur höchstpersönlich. Zum anderen habe sie bei ihren Reisen in Afghanistan stets bewaffnete Begleiter an ihrer Seite, denen sie vertraue.

Damit der Verein „Katachel“ erfolgreich und nachhaltig arbeite, sei es unabdingbar, dass sie weiterhin die Menschen, die in Kundus leben, treffe. „Solche direkten Gespräche sind ganz wichtig, denn die Menschen vertrauen mir und ich erfahre, was wirklich benötigt wird“, erklärt Schnehage. Die Entwicklungshelferin bekam für ihr Engagement unter anderem 2003 das Bundesverdienstkreuz. 2006 verlieh ihr das afghanische Parlament die höchste Auszeichnung des Landes, die Malalai-Medaille.

Auf Nachfrage zu dem Fall hieß es aus dem Auswärtigen Amt: Die Sicherheitslage in Afghanistan wird insgesamt als „volatil“ und „regional unterschiedlich“ eingeschätzt. Speziell in der Provinz und in der Stadt Kundus ist es in diesem Jahr vielfach zu aktiven Kampfhandlungen gekommen. Auf Nachfrage zur möglichen Gefahr der Geiselnahmen von Deutschen in Afghanistan hieß es, die Bundesregierung äußere sich hierzu grundsätzlich nicht.

Die Bürgermeisterin der Samtgemeinde Brome, Manuela Peckmann, ist verreist und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

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