Hannover. Die Opposition im Landtag fordert, endlich gegen den Unterrichtsausfall vorzugehen.

Hannover. Angesichts des erheblichen Stundenausfalls an vielen Schulen haben CDU und FDP im Landtag Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) zum Umsteuern aufgefordert. „Ein Gesamtkonzept des Landes gegen den Lehrermangel und den akuten Unterrichtsausfall ist weiterhin nicht in Sicht“, erklärte der CDU-Abgeordnete Kai Seefried. „Kultusministerin Heiligenstadt kann nur noch Mangelverwaltung betreiben“, schimpfte er. Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling (FDP) sprach sogar von der schlechtesten Unterrichtsversorgung seit 15 Jahren.

„Kultusministerin Heiligenstadt kann nur noch Mangelverwaltung betreiben.“
„Kultusministerin Heiligenstadt kann nur noch Mangelverwaltung betreiben.“ © Kai Seefried (CDU), Landtagsabgeordneter

Das Kultusministerium arbeitet derzeit mit einem Planungswert von 97,8 Prozent Unterrichtsversorgung zum neuen Schuljahr. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor. Besonders auffällig: Die Grundschulen sinken demnach auf einen Durchschnittswert von 99,9 Prozent. Wegen der „verlässlichen Grundschule“, die eine volle Betreuung der Kinder sicherstellen soll, haben die Grundschulen in der Regel deutlich höhere Werte. „Damit ist zu befürchten, dass im laufenden Schuljahr mehr als eine Million Stunden an den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen nicht erteilt werden können“, sagte Seefried. Aus Sicht der Opposition geht der Stundenausfall auf Fehler der Kultuspolitik zurück, etwa den massiven Ausbau der Ganztagsschule. Die Schulen sollen für Nachmittagsangebote vermehrt Lehrer einsetzen.

„Diese Lehrerstunden fehlen uns jetzt am Vormittag“, sagte der CDU-Abgeordnete Ulf Thiele im Kultusausschuss. FDP-Kollege Försterling wirft dem Ministerium Fehler bei der Berechnung der Schülerzahlen vor. Außerdem seien derzeit noch nicht einmal alle ausgeschiedenen Lehrer ersetzt worden.

Ministerin Heiligenstadt dagegen sieht die Lage durch Herausforderungen wie den Flüchtlingszuzug und „Inklusion“ behinderter Kinder geprägt. Heiligenstadt verweist darauf, dass 35 000 Kinder zusätzlich durch die Flüchtlingswelle in die Schulen aufzunehmen waren. Auch weitere Anforderungen wie die verbesserten Ganztagsangebote seien zu berücksichtigen. „Dies bedeutet natürlich nicht, dass uns die aktuelle Situation zufriedenstellt“, so Heiligenstadt. Sie hatte einen 17-Punkte-Plan vorgelegt, um den Stundenausfall in den Griff zu bekommen. Das Land will Pensionäre einsetzen, setzt auf Mehrarbeit von Lehrern und mehr Chancen für Quereinsteiger.

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