Wolfsburg. Der VW-Markenchef dringt auf höhere Produktivität. Bei Investitionen fehle Geld.

VW-Markenchef Herbert Diess hat die VW-Betriebsversammlung für einen eindringlichen Appell zur Kostensenkung genutzt. Wie unsere Redaktion erfuhr, verdeutlichte er im nichtöffentlichen Teil der Versammlung im Stammwerk Wolfsburg die Probleme der VW-Kernmarke. Seine Botschaft: Es muss gehandelt werden – und zwar sofort, damit VW wieder stark werde.

Nach Angaben des Vorstandschefs der Marke Volkswagen ist zwar der Konzern stark. Die Marke VW dagegen entwickele sich schon seit Jahren nicht mehr gut. Das gelte insbesondere für die USA, wo die Marke VW schon vor dem Abgas-Skandal nur ein Nischenanbieter war. Große Probleme gebe es zudem in Brasilien, Russland, Indien und Südostasien – mit Ausnahme Chinas. Diese Märkte machten rund die Hälfte des weltweiten Automarkts aus. Weil VW dort schwach sei, biete sich vor allem den asiatischen Konkurrenten die Gelegenheit, dort zu erstarken, um dann in Europa und in China anzugreifen.

Das zweite große Problem der Marke VW seien die Kosten. Wie Diess ausführte, wurden im sogenannten indirekten Bereich – das sind alle Abteilungen, die nicht direkt in die Produktion eingebunden sind – in den vergangenen vier Jahren weltweit 7700 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Auch dadurch seien die Fixkosten je Auto um 1700 Euro gestiegen.

Diess nannte noch ein weiteres Beispiel für das Stammwerk Wolfsburg: So sei die Golf-Fertigung seit 2011 deutlich teurer geworden, nicht nur wegen der Investitionen in die Baukasten-Strategie.

Doch anders als geplant, sei die Marke VW im selben Zeitraum nicht gewachsen. Ohne den größten Markt China sei VW mit Blick auf die Produktionszahlen sogar geschrumpft.

Daraus folge das dritte Problem, die Rendite: Die Marke Volkswagen verdiene zu wenig Geld. Damit fehlten dem Unternehmen die Freiräume zum Handeln. Sie würden aber gerade in Krisenzeiten gebraucht. Die Rendite pendelte in der Vergangenheit immer um 2,5 Prozent. So sind nach Diess’ Einschätzung gerade jetzt Investitionen dringend erforderlich – vor allem um den Wandel zur Digitalisierung und E-Mobilität gestalten zu können. Dieses Geld fehle aber.