Braunschweig. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht ihre Kritik an den neuen Service-Stellen bestätigt.

100 zeitnahe Facharzttermine hat die Termin-Service-Stelle an Kassenpatienten aus der Region Braunschweig in den ersten zwei Wochen nach ihrem Start vermittelt. Dem stehen bis Ende Februar mehr als 3000 eigens frei gehaltene Termine bei Fachärzten gegenüber.

Durch diese erste Trendmeldung sieht sich Dr. Thorsten Kleinschmidt, Bezirkssprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Braunschweig, in seiner Kritik an dem neuen Bundesgesetz bestätigt: „Termin-Service-Stellen sind etwas, das die Welt nicht braucht.“ Seit dem 25. Januar sind die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichtet, gesetzlich Versicherten bei der Suche nach einem Facharzt zu helfen: Wer von seinem Hausarzt eine als dringlich gekennzeichnete Überweisung zum Facharzt erhält, hat Anspruch auf einen Termin binnen vier Wochen – jedoch nicht auf den Arzt seiner Wahl.

Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) will mit dem Gesetz Patientenrechte stärken und zu lange Wartezeiten vermeiden. Bekommen Patienten innerhalb der Vier-Wochen-Frist keinen Termin, können sie alternativ ein Krankenhaus aufsuchen. Kleinschmidt und viele seiner Kollegen zweifeln indes am Nutzen der Regelung: „Patienten, die medizinische Hilfe brauchen, bekommen sie auch jetzt schon in angemessener Zeit.“

In der für Niedersachsen zuständigen Termin-Service-Stelle der Kassenärztlichen Vereinigung gehen unter Telefon 05 11/56 99 97 93 nach einer ersten Bilanz im Schnitt täglich 270 Anrufe ein. Die Mehrheit der Anrufer – durchschnittlich 180 – sind Kleinschmidt zufolge allerdings nicht vermittlungsfähig. Ihnen fehle die nötige Dringlichkeitsbescheinigung auf der Überweisung. Sprich: Sie wünschten einen raschen Termin, obwohl dieser medizinisch nicht begründet sei. Diese Patienten müssen sich auch weiterhin in Geduld üben. Die gefragtesten Fachärzte bei den Termin-Service-Stellen sind nach einer ersten Auswertung Fach-Internisten wie Kardiologen oder Gastroenterologen, gefolgt von Nerven- und Augenärzten.

Zur Umsetzung des Gesetzes hat die KV Niedersachsen die Fachärzte gebeten, den Termin-Service-Stellen wöchentlich jeweils zwei freie Termine zu melden. „Das funktioniert problemlos“, so Kleinschmidt. Eher gebe es Klagen, dass die im Kalender der Fachärzte geblockten Termine nicht belegt würden.