Dresden. Trotz bundesweiter Kritik verzeichnet das rechtspopulistische „Pegida“-Bündnis weiter Zulauf. Am Montagabend demonstrierten 15 000 Menschen.

Nach Angaben der Polizei folgten am Montagabend in Dresden rund 15 000 Menschen dem Demonstrationsaufruf der „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ („Pegida“). Sie gingen unter anderem gegen eine angebliche Überfremdung des Landes und für ein schärferes Asylgesetz auf die Straße. Es war die neunte und bisher größte „Pegida“-Demonstration in Folge. An Gegenkundgebungen, zu denen die Bündnisse „Dresden für alle“ und „Dresden Nazifrei“ aufgerufen hatten, beteiligten sich laut Polizei mehr als 6500 Menschen.

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“: „Man darf nicht alle, die da demonstrieren, einfach so als Neonazis abtun. Aber die, die demonstrieren und keine Neonazis sind – die müssen sich auch von den Neonazis distanzieren.“

Bundesjustizminister Heiko Maas äußerte in der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag) die Befürchtung, dass Deutschland „gerade eine neue Eskalationsstufe der Agitation gegen Zuwanderer und Flüchtlinge“ erlebe. Unter den Demonstranten seien zwar sicher auch einige, die von hohlen Sprücheklopfern nur verführt würden und die für rationale Argumente hoffentlich noch erreichbar seien. Es gingen aber auch Menschen „mit einer klaren Affinität zur Ausländerfeindlichkeit“ auf die Straße. Das sei „widerwärtig und abscheulich“. Maas forderte ein breites Gegenbündnis der gesamten Zivilgesellschaft und aller Parteien. „Wir müssen „Pegida“ entlarven.“ Die Argumente seien „wirklich hanebüchen“.

Dagegen zeigte in der ARD-Sendung „Günther Jauch“ der Vorsitzende der rechtskonservativen AfD, Bernd Lucke, Sympathie für die Forderungen, die „Pegida“-Initiatoren in einem Positionspapier formuliert haben. „Das allermeiste davon sind legitime Forderungen“, sagte er. CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn räumte in der Sendung ein, die Politik müsse die immer komplexer werdende Welt den Bürgern mehr erklären.

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) argumentierte ähnlich: „Offenkundig haben viele Menschen Befürchtungen, die wir mit Information und Erklärung entkräften können“, sagte er der „Welt“ (Montag). Bayerns Innenminister Joachim Herrmann forderte in der Zeitung: „Wir müssen uns argumentativ mit den Themen der „Pegida“-Bewegung auseinandersetzen. Eine Angst vor Islamisierung ist völlig unbegründet, dennoch müssen wir die bestehenden Ängste wahrnehmen.“ dpa

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