Hannover. In Kassel ist der per Bettlaken und Wurfanker aus dem Maßregelvollzug Moringen geflüchtete Schwerverbrecher der Polizei ins Netz gegangen.

Knapp drei Wochen nach seiner Flucht aus dem Maßregelvollzug in Moringen hat die Polizei einen Schwerverbrecher geschnappt. Der 30-Jährige sei in Kassel festgenommen worden, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Umfangreiche Ermittlungen hätten die hannoverschen Zielfahnder auf die Spur des Gesuchten gebracht. Gemeinsam mit Beamten des Polizeipräsidiums Nordhessen machten sie ihn in einer Wohnung im Kasseler Stadtteil Waldau ausfindig. Beamte des Spezialeinsatzkommandos Hessen nahmen ihn schließlich fest. Er leistete keinen Widerstand. Der Ausbrecher wurde von den Behörden als gewaltbereit und gefährlich eingestuft.

Der Mann war am 3. Oktober auf spektakuläre Weise aus dem gesicherten niedersächsischen Maßregelvollzugszentrum im Kreis Northeim entkommen. Der durchtrainierte Mann hatte unter anderem mit zusammengebundenen Bettlaken und einem selbst gebauten Wurfanker eine 4,50 Meter hohe Mauer überwunden.

Nach früheren Angaben des Sozialministeriums in Hannover ist die Zahl der verurteilten Kriminellen, die im Maßregelvollzug untergebracht sind, seit 2011 stetig leicht gestiegen. Im laufenden Jahr befanden sich im Schnitt 1315 Patienten in den landesweit zehn Einrichtungen. Allerdings gibt es dort nur 1169 stationäre Behandlungsplätze. 2011 waren im Schnitt 1284 Patienten im Maßregelvollzug untergebracht gewesen.

Hintergrund der Flucht des aus Tschetschenien stammenden 30-Jährigen war nach Ministeriumsangaben offensichtlich seine drohende Abschiebung aus Deutschland. Der Mann wurde mehrfach wegen schwerer Straftaten verurteilt, unter anderem wegen erpresserischen Menschenraubs und vorsätzlicher Körperverletzung. Auch per Facebook-Fahndung hatte das Landeskriminalamt versucht, auf die Spur des Gesuchten zu kommen. dpa