Erfurt/Potsdam. Die CDU gewinnt die Wahl in Thüringen, die SPD liegt in Brandenburg vorn. Größter Gewinner in beiden Bundesländern ist die AfD.

Weiter Rot-Rot oder Wechsel zu Rot-Schwarz: Die SPD hat die Landtagswahl in Brandenburg erneut klar gewonnen und kann zwischen der CDU und der Linken als Koalitionspartner wählen. Die Union überholte am Sonntag die derzeit mitregierende Linke und wurde nach vielen Jahren wieder zweitstärkste Kraft im Landesparlament - mit beiden hätte die SPD dort eine Mehrheit. „Ich habe beiden heute schon Sondierungsgespräche angeboten. Meine Einladung steht“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Sonntagabend.
Die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD) schaffte es aus dem Stand auf ein zweistelliges Ergebnis. Die FDP dagegen erlebte ein weiteres Debakel und muss erneut ein Landesparlament verlassen. Die Grünen schafften es wieder in den Landtag. Die Wahlbeteiligung war mit nur noch 49,0 bis 50,0 Prozent deutlich geringer als bei der Landtagswahl 2009 (67,0 Prozent).
Nach den Hochrechnungen von ARD und ZDF erreichte die seit 1990 regierende SPD 32,5 bis 32,6 Prozent und lag damit etwa auf dem Niveau von 2009. Die Linke als Juniorpartner rutschte deutlich auf 18,9 bis 19,2 Prozent ab und fiel hinter die CDU zurück, die zulegte und auf 22,1 bis 22,7 Prozent kam. Die AfD fuhr 11,9 bis 12,0 Prozent ein. Die Grünen kamen auf 5,8 bis 6,4 Prozent. Die FDP bekam nur noch 1,4 Prozent der Stimmen.
Die Mandate im Parlament in Potsdam würden sich damit künftig so verteilen: SPD 31, CDU 21 bis 22, Linke 18, AfD 11 bis 12 und Grüne 6.
„Rot-Rot hat sich überlebt“, sagte CDU-Spitzenkandidat und Landesparteichef Michael Schierack. Die Ablösung von Rot-Rot und eine Regierungsbeteiligung der lange zerstrittenen CDU hatte er zuvor als Ziel ausgegeben, eine Koalition mit der AfD dagegen kurz vor der Wahl ausgeschlossen. SPD und CDU hatten von 1999 bis 2004 schon einmal zusammen regiert.

Wie schon vor zwei Wochen in Sachsen zieht die eurokritische AfD auch in Erfurt und Potsdam mit zweistelligen Ergebnissen in die Parlamente ein. Die Grünen schafften nach den Hochrechnungen von ARD und ZDF den Wiedereinzug in beide Parlamente und können in Thüringen auf eine Regierungsbeteiligung hoffen. Die FDP verabschiedet sich aus den letzten ostdeutschen Landtagen. Die Wahlbeteiligung lag laut ARD bei enttäuschenden 54 Prozent in Thüringen und sogar nur 49 Prozent in Brandenburg.
In Thüringen kam die seit der Wende ununterbrochen regierende CDU den Hochrechnungen (18.18 Uhr) zufolge auf 34,1 bis 34,4 Prozent. Die Linkspartei fuhr 27,9 Prozent ein, die SPD 12,4 bis 12,5 Prozent, ihr bisher schwächstes Ergebnis in diesem Bundesland. Die rechtskonservative Alternative für Deutschland (AfD) schaffte aus dem Stand 10,0 bis 10,1 Prozent, die Grünen lagen bei 5,5 Prozent. Die FDP erzielte lediglich rund 2,5 Prozent. Damit sind die Liberalen, die 2013 erstmals aus dem Bundestag flogen, nur noch in 6 der 16 Länderparlamente vertreten.
Daraus ergibt sich laut ARD folgende Sitzverteilung: CDU 34, Linke 27, SPD 12, AfD 10, Grüne 5. Dieses Ergebnis spräche mit 46 zu 44 Sitzen für Schwarz-Rot. Die ZDF-Hochrechnung sieht allerdings je 45 Mandate für Schwarz-Rot beziehungsweise Rot-Rot-Grün vor. Damit käme der SPD die Schlüsselrolle zu.
In Brandenburg erreichte die seit 1990 regierende SPD als Wahlsieger den Hochrechnungen (18.16 Uhr) zufolge etwa 32,5 bis 32,6 Prozent und lag knapp unter dem Niveau von 2009. Die mitregierende Linkspartei sackte deutlich auf 19,1 bis 19,4 Prozent ab und fiel hinter die CDU zurück, die zulegte und auf 22,2 bis 22,8 Prozent kam. Die AfD fuhr 11,9 bis 12 Prozent ein. Die Grünen kamen auf 5,7 bis 6,4 Prozent, die FDP auf 1,5 Prozent. Die Mandate würden sich damit laut ARD verteilen: SPD 31, CDU 21, Linke 18, AfD 12, Grüne 6.
Spannend dürfte die Regierungsbildung vor allem in Thüringen werden. Die SPD könnte zumindest der ersten ZDF-Hochrechnung zufolge in einem rot-rot-grünen Bündnis dafür sorgen, dass die Linke mit ihrem Spitzenkandidaten Bodo Ramelow erstmals den Regierungschef in einem Bundesland stellt. Die SPD könnte danach aber auch die bisherige Koalition mit der Union unter Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) fortsetzen.

Die Regierungsbildung in Brandenburg, Sachsen und Thüringen könnte auch Auswirkungen auf den Bundesrat haben. Wenn die schwarz-rote Koalition in Thüringen Bestand hätte und sowohl in Brandenburg als auch in Sachsen ein Bündnis aus Christ- und Sozialdemokraten zustanden käme, hätte die große Koalition von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dort eine Gestaltungsmehrheit. Gesetzesvorhaben kämen damit leichter durch die Länderkammer.
Zur Wahl aufgerufen waren mehr als 2,1 Millionen Brandenburger, darunter erstmals 38 300 Jugendliche ab 16 Jahren.
Bei der Wahl 2009 hatte die SPD 33,0 Prozent der Stimmen bekommen. Zweitstärkste Kraft wurde die Linke mit 27,2 Prozent, dahinter folgten die CDU mit 19,8, die FDP mit 7,2 und Bündnis 90/Die Grünen mit 5,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 67,0 Prozent.