Debatte des Tages. Der Bundesrat beschloss am Freitag die lange umstrittene Erbgutuntersuchung von Embryonen.

Nach jahrelangem Streit ist der Weg für die Präimplantationsdiagnostik in Deutschland frei. Paare mit problematischen Genanlagen können ihre Embryonen aus dem Reagenzglas in einigen Monaten mit Gentests auf schwere Defekte untersuchen lassen.

Der Bundesrat stimmte einer entsprechenden Rechtsverordnung von Daniel Bahr, dem Bundesgesundheitsminister von der FDP, zu.

Für wen kommt die PID infrage?

Es dürfte nach Schätzungen rund 200 Fälle im Jahr geben. Bei der PID handelt es sich um Gentests an Embryonen aus dem Reagenzglas. Paare sollen nach einer künstlichen Befruchtung zu der Methode greifen können, wenn ihre Gen-Anlagen eine Tot- oder Fehlgeburt oder schwere Krankheit des Kindes wahrscheinlich machen. Embryonen mit Schäden sollen der Mutter nicht eingepflanzt werden.

Wurde die PID in Deutschland bereits angeboten?

Ja. Als der Bundestag vor mehr als 20 Jahren das Embryonenschutzgesetz beschloss, gab es die PID hier noch nicht. Politiker gingen aber davon aus, dass die Gentests an Embryonen durch das bestehende Gesetz verboten seien.

Doch der Berliner Arzt Matthias Bloechle wandte die Methode an – und brachte mit einer Selbstanzeige Fahrt in die Debatte. Der Bundesgerichtshof entschied 2010, dass die PID zur Entdeckung schwerer Chromosomendefekte oder Erbkrankheiten keinen strafbaren Verstoß gegen geltendes Recht darstellt. Sie war danach also faktisch möglich.

Wie kam es zur offiziellen Zulassung ?

Verfechter eines strikten Verbots warnten etwa vor einer Selektion menschlichen Lebens. Die Befürworter verwiesen unter anderem darauf, dass Frauen sonst gezwungen würden, zur Abwendung einer Erbkrankheit gegebenenfalls abzutreiben. Am Ende hatten die Gegner klar verloren, denn die PID wurde im engen Rahmen zugelassen – auch wenn sie grundsätzlich verboten wurde.

Wie geht es weiter?

Der Bundesrat beschloss, dass die Behörden die PID-Zentren erst genehmigen müssen und deren Zahl somit begrenzen dürfen. In rund zwölf Monaten hätten auch in Deutschland betroffene Paare eine Chance auf gesunde Kinder. dpa