Hannover. Zehn Prozent für die FDP stärken Parteichef Rösler. Anhänger feiern und freuen sich am Sonntagabend über das Stimmen-Geschenk der Union.

FDP-Anhänger fallen sich in die Arme, schreien Sonntagabend um 18 Uhr bei der Wahlparty der Liberalen in der Hannoveraner Bar Celona die Anspannung der vergangenen Monate aus sich heraus – die oft totgesagte Partei hat fast zehn Prozent der Stimmen erreicht.

„Das ist eine riesige Freude für uns, aber jetzt muss es für die FDP auch für eine Regierungsbeteiligung reichen“, sagt die 44-jährige Hildesheimerin Anja Engelke, die sich beim Feiern noch etwas zurückhält – zu Recht, wie sich später zeigen soll.

Für einen Sieger lässt sich Philipp Rösler derweil an diesem Wahlabend sehr viel Zeit. Fast anderthalb Stunden schon steht fest, dass die FDP allen Umfragen zum Trotz in Niedersachsen wieder im Landtag sitzt – mit einem Ergebnis, das seine Partei seit der Bundestagswahl im Herbst 2009 nicht mehr erreichte. Trotzdem wird es 19.21 Uhr, bis der 39-Jährige im Thomas-Dehler-Haus an die Mikrofone tritt.

Es dauert, bis der Parteichef und Vizekanzler bei all dem Jubel zu Wort kommt. „Ein großartiger Tag“, sagt er. Er macht klar, dass er sich seinen Teil des Erfolgs nicht nehmen lassen will. Zu diesem Zeitpunkt weiß er noch nicht, dass es am Ende für Schwarz-Gelb nicht reichen wird.

Die anderen Schwergewichte aus der FDP-Führung stehen rechts unten am Rand. Selbst Fraktionschef Rainer Brüderle, der den Parteivorsitzenden erst am Freitag öffentlich angezählt hatte, klatscht. Entwicklungsminister Dirk Niebel bleibt in der zweiten Reihe.

Rösler schlägt den Bogen dann weiter, bis zur Bundestagswahl im September. „Schwarz-Gelb kann es schaffen“, orakelt der FDP-Parteivorsitzende. Die Frage ist nun, ob alle das so sehen. Der heftig gescholtene Niebel jedenfalls macht kurz darauf deutlich, dass er von seiner Forderung nach einer schnellen Klärung der Personalfragen auch jetzt nicht abrücken will.

Mancher in der FDP-Spitze hätte wohl insgeheim eine Niederlage oder ein mageres Ergebnis rund um fünf Prozent in Kauf genommen – nur um Rösler rasch zu stürzen. Ein Königsmord aber nach fast 10 Prozent, das dürfte schwierig sein. Selbst der notorische Störenfried Wolfgang Kubicki sagt nun: „Philipp Rösler wackelt nicht.“

Die FDP-Anhänger in der Bar Celona wollen nach diesem Wahlergebnis jedenfalls von einer Führungsdebatte nichts wissen. Sie sind nur froh, dass viele eigentliche CDU-Wähler ihnen die Zweitstimme geschenkt haben. Heiner Werner (55) aus Nienburg sagt: „Das bürgerliche Lager hat strategisch gewählt.“