Berlin. Als einzige Bundestagspartei haben die Grünen im zu Ende gehenden Jahr keine Mitglieder verloren. Ihre Zahl blieb stabil, bei knapp 60 000 (2011: 59 074). Alle anderen Parteien schrumpften, am deutlichsten die SPD - um knapp 12 000 Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr.

Das geht aus einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur bei den Parteizentralen hervor. Die SPD, die die CDU zur Jahresmitte vorübergehend als mitgliederstärkste Partei überholt hatte, liegt nach den aktuellsten Zahlen wieder auf Platz zwei. Ende November zählte sie 477 803 Mitglieder (2011: 489 638). Die CDU kam dagegen auf 478 810 (2011: 489 896).

In der Nachkriegsgeschichte hatte die SPD stets vor der CDU gelegen, erst 2008 zog die CDU an ihr vorbei auf Platz eins. Seither kämpfen beide Parteien dicht an dicht um ihren Mitgliederstamm.

Die Zahlen für 2011 hat der Parteienforscher Oskar Niedermayer von der Freien Universität Berlin (FU) zusammengestellt. Recht stabil mit nur leichten Verlusten präsentiert sich die CSU mit aktuell rund 150 000 Mitgliedern (2011: 150 585). Dann kommt die Linke mit gut 65 000 (2011: 69 458).

Der FDP liegen noch keine Zahlen für das Gesamtjahr vor, aber bis Ende Juni war die Partei um rund 3000 Mitglieder auf gut 60 000 geschrumpft (2011: 63 123). Parteisprecher Wulf Oehme sagte der dpa, die deutliche Abwärtsentwicklung nach 2002 habe auch 2012 angehalten. Im brandenburgischen Templin sei beispielsweise in jüngster Zeit die halbe Ortsgruppe - sechs Personen - ausgetreten. In Peitz bei Cottbus habe es aber auch eine Neugründung gegeben. Die Partei hofft nun auf 2013: Es sei nahezu Tradition, dass es in Wahljahren einen deutlichen Zuwachs gebe, um den liberalen Gedanken zu stärken.

Parteienforscher Niedermayer sieht im anhaltenden Mitgliederschwund kein Zeichen von Politikverdrossenheit. «Es gibt heute viel mehr Möglichkeiten als früher, sich politisch zu engagieren», sagte der Politologe der dpa. Dem stünden aber nicht mehr Menschen gegenüber, die sich engagierten. «Viele Organisationen buhlen um dieselben Leute, darunter die Parteien.» (dpa)

Pressemitteilung FU

Studie zu Parteimitgliedschaften in Deutschland 1990 bis 2011