Debatte des Tages. Der Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit hat nicht zu einem geringeren Armutsrisiko für junge Menschen geführt. Das zeigt eine neue Studie des DGB.

In Deutschland sind demnach 534 000 Jugendliche von Hartz IV abhängig. „Diese Jugendlichen erfahren die gesellschaftliche Spaltung bereits in jungen Jahren – sie wachsen in Verzicht auf, während andere sich nahezu alles leisten können“, erklärt Wilhelm Adamy, DGB-Arbeitsmarktexperte und Autor der Studie, die unserer Zeitung vorliegt.

„Es gibt in unserer Region zu viele Jugendliche, die von der Hand in den Mund leben“, sagte Hansi Volkmann, Bildungssekretär des DGB-Verbands Südostniedersachsen.

Neben der Jugendarbeitslosigkeit gibt es laut Studie weitere Risikofaktoren: Jugendliche rutschen in die Armut, weil der Job ihrer Eltern nicht existenzsichernd ist. Zudem haben Jugendliche aus einkommensschwachen Familien oft schlechtere Bildungschancen und damit schlechtere Aussichten auf ausreichend bezahlte Jobs. Adamys: „Eltern armer Kinder entscheiden sich häufiger gegen weiterführende Schulen, weil ihre Kinder früher Geld verdienen sollen. Auch finanzieller Stress und familiäre Konflikte gehen schnell mit schulischem Versagen einher.“

In Niedersachsen ist die Quote der frühen Schulabgänger besonders hoch, das zeigen neue Zahlen des Landesamtes für Statistik. Demnach haben 14,1 Prozent der 18- bis 25-Jährigen 2011 maximal die Sekundarstufe I abgeschlossen und keine Berufsausbildung. Niedersachsens hat damit den drittschlechtesten Wert aller Bundesländer; bei den Spitzenreitern Thüringen und Sachsen sind nur 7,7 Prozent der Jugendlichen betroffen.

Auch in der DGB-Studie gibt es große Unterschiede zwischen den Großstädten: So sind im Raum Hannover 12,3 Prozent der Bürger zwischen 15 und 24 Jahren von Hartz IV abhängig – in München sind es nur 5,1 Prozent. Am anderen Ende der Skala steht Berlin mit 19,2 Prozent.

Die Gefahr einer tieferen sozialen Spaltung war auch ein Thema beim „Orakel 2013“, das unsere Zeitung veranstaltet hat. Hildegard Schooß aus Salzgitter, Fachfrau für Sozialpolitik, mahnte, dass Hartz-IV-Empfänger von Teilhabe ausgeschlossen seien. „Die sozialen Probleme werden massiv zunehmen“, sagte sie mit Blick auf das kommende Jahr.