Hamburg. Die Vorhersage für die AfD war schwierig. Nur ein Institut kam an das Ergebnis heran.

Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hatte die Demoskopen ebenso überrascht wie das Votum der Briten für einen EU-Austritt. Doch dieses Szenario wiederholte sich bei der Bundestagswahl nicht. Für die Meinungsforschungsinstitute war sie nicht der größte anzunehmende Unfall. Kaum eines von ihnen lag bei seinen Prognosen jenseits der normalen statistischen Abweichung. Die liegt bei den kleinen Parteien bei etwa 1,5 Prozent und bei großen wie der CDU bei ungefähr drei Prozent. Dass es für Schwarz-Gelb nicht reichen würde, hatten sie ebenso korrekt vorhergesagt wie den Parlamentseinzug der AfD.

Ein paar Rausreißer gab es dennoch. Der größte betraf das sehr gute Abschneiden AfD. Manche Institute sahen die Rechtskonservativen, die laut den aktuellen Hochrechnungen bei Redaktionsschluss bei einem Stimmenanteil von gut 13 Prozent liegen, bei lediglich zehn Prozent. Zu ihnen zählt das britische Online-Marktforschungsinstitut YouGov, das für die Blätter der Madsack-Gruppe („Hannoversche Allgemeine“, „Leipziger Volkszeitung“) eine Wahlvorhersage erstellte wie auch das Institut für Demoskopie Allensbach, das für die „FAZ“ arbeitete, sowie die Hamburger Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung (GMS), die auf eigene Rechnung prognostizierte.

Überraschend ist es nicht, dass ausgerechnet die Vorhersagen zum Abschneiden der AfD besonders fehleranfällig waren. Deren Wähler sind bekannt dafür, sich in Umfragen nicht zu ihrer Partei zu bekennen. Allerdings gibt es auch ein Institut, das bei den Rechtskonservativen beinahe eine Punktlandung hinlegte: Insa prognostizierte am Freitag im Auftrag von „Bild“ für die AfD einen Stimmenanteil von 13 Prozent. Das ist ein wenig pikant, denn Insa-Chef Hermann Binkert werden Kontakte zu eben jener AfD nachgesagt. Eine andere seiner Firmen, die DO Dienstleistungsoffice denken & organisieren soll zumindest zeitweise für die thüringische AfD-Landtagsfraktion gearbeitet haben.

Insa war auch bei einer anderen Partei weit vorn: Der Union prophezeite das Institut einen Einbruch auf nur noch 34 Prozent der Stimmen. Alle anderen Institute sahen die CDU/CSU bei 36 oder gar – wie die GMS und das für den ARD Deutschlandtrend arbeitende Institut Infratest Dimap – bei 37 Prozent. Tatsächlich lag die Union in den Hochrechnungen zuletzt bei einem Stimmenanteil von nur 33 Prozent.

Das Abschneiden der SPD sagten abermals Insa mit 20 sowie Infratest Dimap mit 21 Prozent am besten voraus. In dieser Spannbreite bewegten sich auch die Hochrechnungen. Kalt erwischt vom guten Abschneiden der Grünen, die laut der Hochrechnungen mit mehr als neun Prozent rechnen dürfen, waren vor allem drei Institute: Sowohl Forsa, das für RTL und den „Stern“ unterwegs war, als auch Trend Research, das für Radio Hamburg arbeitete, sowie YouGov sahen die Partei bei lediglich sieben Prozent.

Die Unentschlossenheit der Wähler dürfte den Demoskopen die Arbeit erschwert haben. Bis kurz vor dem Wahltag wussten 47 Prozent der Deutschen noch nicht, wem sie ihre Stimme geben sollten. Interessant ist zudem, dass die Unterschiede zwischen den Instituten, die mit einer traditionellen Telefonumfrage und denen, die mit einem Online-Panel arbeiten, gering war.