Rom. Es ist eine Liebeserklärung aus vielen Ländern an Europa: Selbst Hunde sind in Europaflaggen auf Demonstrationen für die EU gekommen.

Zehntausende Menschen haben in ganz Europa für die europäische Idee demonstriert. Anlässlich des EU-Sondergipfels in Rom zum 60. Jubiläum der Römischen Verträge kamen nicht nur in der italienischen Hauptstadt sondern auch in Deutschland und Polen Menschen mit EU-Flaggen zusammen. In London protestierten Tausende gegen den Brexit und für einen Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union. Am Hauptschauplatz in Rom gab es allerdings auch Gegendemos. Die Polizei war im Großeinsatz.

Aus Angst vor Ausschreitungen waren viele Geschäfte in Rom geschlossen oder verbarrikadiert. Die Polizei beschlagnahmte unter anderem Gasmasken, Messer, Eisenstangen und Stacheldraht. 5000 Sicherheitskräfte waren im Einsatz und kontrollierten das Stadtzentrum um das Kapitol, wo die Staats- und Regierungschefs aus 27 EU-Ländern das Jubiläum der Römischen Verträge feierten. Diese legten den Grundstein der heutigen EU. Insgesamt erwartete die Polizei bis zu 30.000 Demonstranten.

'March for Europe' in Berlin

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    Viele Migranten demonstrieren in Rom mit

    Befürchtet wurde, dass gewaltbereite Protestierer des sogenannten Schwarzen Blocks Gegendemos unterwandern könnten. Bis zum Mittag gab es keine Festnahmen, so ein Polizeisprecher. „Die EU ist ein Instrument der Märkte und zerstört die Zukunft der Jugend“, sagte Francesco auf der Gegendemo „Eurostop“, bei der Bengalische Feuer gezündet wurden.

    Bei dem proeuropäischen „Marsch für Europa“ forderten viele einen Neustart der EU. „Europa kann nicht so weitermachen wie bisher. Wir wollen ein Zeichen setzen, dass Europa sich fundamental verändern muss“, sagte die Deutsche Marie Naas. Die Teilnehmer schwenkten Europaflaggen, selbst ein Hund kam gehüllt in Blau mit gelben Sternen. Auch viele Migranten mischten sich unter die Demonstranten und hielten Transparente mit „Europa für Alle“ hoch.

    „Nur zusammen haben wir international mehr Gewicht“

    Viele erhofften sich neue Impulse für die Union. „Die Europäische Flagge ist eine Art Maske geworden, hinter der wenig Substanz steckt. Ich wünsche mir, dass wir in zehn Jahren eine vereintere Union sind“, sagte der Rentner Giovanni Garello. Der Student Alberto Infante fügte hinzu: „Nur zusammen haben wir international mehr Gewicht. Jeder einzelne Staat hat alleine nicht so viel Kraft und wir können zusammen einen Domino-Effekt auslösen. Zurzeit fehlt der Mut, wir brauchen die Vereinten Staaten von Europa.“

    Weil die Gegend rund um den Veranstaltungsort auf dem Kapitol abgeriegelt war und viele Römer wegen eines angesagten Chaos die Stadt verlassen hatten, herrschte in Rom teils gespenstische Ruhe. Auch Touristen mieden das Zentrum. Attraktionen wie das Kolosseum und die Kaiserforen waren geschlossen.

    Warschau singt „Ode an die Freude“

    In Berlin versammelten sich beim Europa-Marsch nach Angaben der Veranstalter 6000 Teilnehmer für ein geeintes und freies Europa. Sie demonstrierten „gegen die Rückkehr zu Nationalismus, Abschottung und Konfrontation“. In Düsseldorf kamen etwa 1000 Menschen zusammen. In der rumänischen Hauptstadt Bukarest ließen Demonstranten blaue Luftballons zu Ehren der EU aufsteigen.

    In der polnischen Hauptstadt Warschau sangen Tausende Demonstranten die „Europahymne“ „Ode an die Freude“ und schwenkten polnische und Europa-Fahnen. Die Großkundgebung stand unter dem Slogan „Marsch für Europa: Ich liebe dich, Europa!“ Die Regierung in Warschau hatte zuletzt immer wieder Konflikte mit den EU-Partnern ausgetragen. (ba/dpa)