Mexiko-Stadt/Berlin. US-Außenminister Rex Tillerson und der mexikanische Amtskollege Luis Videgaray haben sich getroffen. Es herrschte frostige Atmosphäre.

Mexiko und die USA: Das ist derzeit eine diplomatische Beziehung, bei der die Fetzen fliegen. Misstrauen bis hin zu kaum verhüllter Aggression diktieren die Gemütslage, vor allem beim südlichem Nachbarn der USA. Nur gut 24 Stunden, nachdem Washington per Dekret die massive Abschiebung von Einwanderern ohne Papiere möglich gemacht hatte, reisten US-Außenminister Rex Tillerson und Heimatschutzminister John Kelly gestern zu einer Feuerwehr-Mission nach Mexiko. Ihre Gespräche über eine bilaterale Agenda fanden in äußerst gespannten Stimmung statt.

Im Anschluss an die Unterredung versuchte der mexikanische Außenminister Luis Videgaray, die Differenzen möglichst kleinzureden. „Das Treffen kommt in einem komplizierten Moment der Beziehungen beider Staaten, und Mexiko hat seine Besorgnis und Irritation angesichts der jüngsten Maßnahmen ausgedrückt.“

USA wollen Einwanderer nach Mexiko abschieben

Videgaray machte klar, dass die Differenzen fortbestehen und der Weg zu gemeinsamen Abkommen „sehr lang“ werde. Sein Gegenüber Tillerson war zurückhaltender, er sprach davon, dass beide Länder wichtige gemeinsame Interessen teilten. Aber die ernsten Gesichter der beiden Minister ließen erahnen, dass die Unterredung nicht allzu harmonisch verlaufen war.

Schwierige Mission für Tillerson

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    Mexikos Präsident Peña Nieto hatte vor dem Besuch demonstrativ Pflöcke eingeschlagen: „Mexiko wird von keinem Land Zumutungen in Bezug auf die Migration akzeptieren“, sagte er der Zeitung „La Jornada“. US-Heimatschutzminister Kelly hatte seine Behörden angewiesen, all jene Einwanderer ohne Papiere abzuschieben, die verurteilt wurden, wegen eines Verbrechens angeklagt sind, oder einer Straftat beschuldigt werden.

    Grenzstädte auf Rückführung nicht vorbereitet

    Die Zahl der illegal in den USA lebenden Latinos wird auf mehr als elf Millionen geschätzt. Die Hälfte davon sind Mexikaner, die ihre Familien zu Hause mit Geldtransfers über Wasser halten. Mexiko wehrt sich dagegen, Abgeschobene aus anderen lateinamerikanischen Ländern aufzunehmen.

    Migrantenschutzorganisationen und Sicherheitsexperten betonen, dass Grenzstädte wie Tijuana auf die Rückführung von Migranten nicht vorbereitet seien. „Wir reden von bis zu Hunderttausenden Menschen“, sagt der unabhängige Sicherheitsberater Alejandro Hope. Der mexikanische Außenminister Videgaray baute vor der Visite sogar eine Drohkulisse auf. „Mexiko wird nicht zögern, Menschenrechte, Freiheitsrechte und einen angemessenen Prozess für unsere Landsleute vor internationalen Instanzen, allen voran den UN, einzufordern“, unterstrich er.

    Tausende Mexikaner protestieren gegen Trump

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      Mexiko warnt vor Zöllen und Importquoten

      Mexiko hat sich seit einiger Zeit entschieden, der mit harten Bandagen auftretenden US-Regierung zumindest verbal Paroli zu bieten. Nach dem abgesagten Treffen der Präsidenten Trump und Peña Nieto Ende Januar herrscht zwischen Mexiko-Stadt und Washington Eiszeit. Auch wenn beide Seiten stets darauf hinweisen, sich weiterhin über bilaterale Themen auszutauschen.

      Insbesondere die USA bemühen sich um eine Verbesserung des Klimas. „Ich glaube, wir haben eine phänomenale Beziehung zu Mexiko und pflegen einen unglaublichen und robusten Dialog zwischen den beiden Nationen“, sagte US-Regierungssprecher Sean Spicer. „Ich denke, die andere Seite teilt unsere Sicht.“ Beim Thema Handel warnte der mexikanische Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo vor Zöllen oder Importquoten. Diese hätten desaströse Folgen, erklärte er.