Washington. Der erzkonservative Senator will seinen Rivalen Donald Trump zermürben.

Ted Cruz war seiner Zeit am Dienstagabend wieder einmal weit voraus. Anstatt seinen Kantersieg gegen den unverändert mit großem Abstand führenden Donald Trump bei den Vorwahlen im wertebewussten Arbeiterbundesstaat Wisconsin mit Bescheidenheit einzuordnen, griff der gewiefte Rhetoriker wie so oft schon nach den Sternen. „Hillary, mach dich bereit, wir kommen!“, rief er seinen Anhängern zu.

Donald Trump fehlen noch 500 Stimmen

„Heute ist ein Wendepunkt. Wir haben eine echte Wahl.“
Ted Cruz nach den Vorwahlen im Bundesstaat Wisconsin.

Der für seine unversöhnliche und erzkonservative Blockadepolitik bekannt gewordene Senator aus Texas hat den New Yorker Bauunternehmer mit dem Resultat in Wisconsin bis aufs Blut gereizt. „Heute ist ein Wendepunkt. Wir haben eine echte Wahl“, sagte der 45-Jährige vor Anhängern in Milwaukee.

Doch der Kampf um die Nominierung als republikanischer Präsidentschaftskandidat ist noch nicht entschieden. Die US-Vorwahlen enden am 7. Juni in Kalifornien. Trump liegt immer noch rund 230 Delegiertenstimmen vor Cruz. Dass der 69-Jährige die noch fehlenden 500 Stimmen vor dem Parteitag Ende Juli in Cleveland erreichen kann, ist jetzt schwerer geworden – aber nicht unmöglich. Bereits ein Erdrutschsieg am 19. April in seinem Heimatstaat New York, wo Trump alle Umfragen deutlich anführt – und die Erfolgsstory von Cruz hätte ihr Haltbarkeitsdatum überschritten. Cruz’ Programm ähnelt dem von Trump zu über 90 Prozent. Er will die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama vollständig zurückdrehen, die Steuerbehörde IRS abschaffen, das Umweltschutzamt EPA schleifen, das Militär massiv aufrüsten, Russland und den Iran als Feinde behandeln, die landesweit legalisierte gleichgeschlechtliche Ehe auflösen, am Obersten Gerichtshof nur noch stramm konservative Richter zulassen, den Waffenkult fördern und den islamistischen Terrorismus durch „Flächenbombardierungen“ im Irak und in Syrien sowie die Überwachung muslimisch dominierter Stadtviertel in den USA bekämpfen. Der Unterschied: Während Trump vieles vom Stapel lässt, um zu provozieren und die Schlagzeilen zu dominieren, meint Cruz buchstabengetreu, was er sagt.

Cruz hat sich den Flankenschutz wichtiger Konservativer gesichert

Das weiß auch das händeringend nach einer Alternative zu Trump suchende Establishment der republikanischen Partei. Und trotzdem hat sich Cruz in den vergangenen Wochen den Flankenschutz wichtiger Konservativer gesichert. Allgemeiner Tenor: Der ehemalige Generalstaatsanwalt von Texas sei das kleinere Übel im Vergleich zu dem testosterongesteuerten Irrläufer Trump.

Dass laut Umfragen hinter der Wählbarkeit von Ted Cruz in einem Duell mit der Demokratin Hillary Clinton ein riesiges Fragezeichen steht, wird dabei geflissentlich ignoriert. Cruz löst in liberalen und unabhängigen Wählerschichten regelmäßig Kopfschütteln und Bauchschmerzen aus.