Aleppo. Viele Beobachter sehen eine Waffenruhe skeptisch. Die Rebellen befürchten, das Regime könnte eine Feuerpause für eigenen militärische Zwecke nutzen.

Russland hat seine Luftschläge im Norden Syriens nach Angaben von Aktivisten weiter verstärkt. „Die Intensität der Angriffe hat in den vergangenen 24 Stunden zugenommen“, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Er gehe davon aus, dass dies der Vorbereitung eines Vormarsches der Regime-Anhänger nördlich der umkämpften Metropole Aleppo diene. Saudi-Arabien will zugleich im Kampf gegen die IS-Terrormiliz Kampfjets in die Türkei verlegen.

Russland, die USA und wichtige Regionalmächte wie der Iran, die Türkei und Saudi-Arabien hatten sich in der Nacht zu Freitag in München auf das Ziel einer Feuerpause in Syrien geeinigt, die innerhalb von einer Woche in Kraft treten soll. Ausgenommen sind Angriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und die Al-Nusra-Front, Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida.

Die Armee und ihre Verbündeten hatten Anfang des Monates mit russischer Luftunterstützung im Norden Syriens große Geländegewinne erzielt. So konnten sie etwa die wichtigste Nachschubroute der Rebellen aus der umkämpften Stadt Aleppo in Richtung Türkei kappen.

Russische Jets hätten in der Nacht auf Samstag nahe der Grenze zur Türkei mindestens zwölf Angriffe geflogen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle. In der Region Region sind demnach islamistische Gruppen, gemäßigte Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) und die radikale Al-Nusra-Front aktiv.

Usama Abu Seid, ein Berater der FSA, erklärte hingegen, in dem bombardierten Gebiet gebe es keine Nusra-Kämpfer. Er forderte zugleich, vor eine Waffenruhe müssten alle Luftangriffe enden. Sie müsse außerdem mit einem „politischen Prozess“ einhergehen. Russland und Iran würden als Verbündete des Regimes eine Waffenruhe ansonsten ausnutzen, um die Lage am Boden zur ihren Gunsten zu ändern.

Sami Obeid, ein Kommandeur der Rebellengruppe Dschaisch al-Mudschahidin, erklärte, die Vereinbarung von München solle dazu dienen, unter dem Vorwand von Angriffen auf die Nusra-Front andere Regimegegner zu bekämpfen. „Das Regime und seine Verbündeten werden das als Entschuldigung nutzen, um unsere Stellungen zu treffen und die Menschen in Syrien zu töten“, sagte er.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu erklärte laut Medien, das genaue Ausmaß eines Einsatzes saudischer Jets auf dem Nato-Stützpunkt Incirlik müsse noch bestimmt werden. Er schloss zudem einen möglichen Bodeneinsatz der Türkei und Saudi-Arabiens gegen den IS in Syrien nicht aus. „Die Türkei und Saudi-Arabien könnten eine Bodenoperation starten“, sagte er der Zeitung „Yeni Safak“. Sie müsste allerdings Teil einer breiteren Anti-IS-Strategie sein. dpa