Washington/Erbil. Die USA greifen Dschihadisten aus der Luft an, die Peschmerga-Armee auf dem Boden. Den kurdischen Soldaten gelingt es, die IS-Extremisten abzuwehren.

Nach Beginn der US-Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) melden auch kurdische Soldaten Erfolge gegen die Extremisten. Kurdische Peschmerga hätten einen Angriff der radikalen Islamisten auf den Ort Tus Churmatu südlich der Stadt Kirkuk abgewehrt, berichtete die irakische Nachrichtenseite Shafaaq News am Samstag. Demnach erlitten die Extremisten „schwere Verluste“.

Zuvor hatten die USA ihre Luftangriffe auf die Dschihadisten ausgeweitet und auch wieder Hilfsgüter für die Flüchtlinge im Nordirak abgeworfen. Die Lebensmittel und das Wasser seien für die von der IS-Terrormiliz Vertriebenen im Sindschar-Gebirge bestimmt gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in Washington in der Nacht mit. An dem Einsatz seien drei Transportflugzeuge beteiligt gewesen. Eskortiert worden seien diese von zwei Kampfflugzeugen.

Ins Sindschar-Gebirge hatten sich aus Angst vor den vorrückenden IS-Kämpfern etwa 50 000 Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden geflüchtet. Dutzende von ihnen sollen an Hunger und Durst gestorben sein. US-Flugzeuge hatten erstmals Freitagfrüh (Ortszeit) Hilfsgüter in dem Gebiet abgeworfen. Laut kurdischen Medienberichten konnten Peschmerga-Soldaten inzwischen 10 000 von ihnen durch einen Schutzkorridor in Sicherheit bringen.

Darüber hinaus warten nach Angaben des Zentralrats der Jesiden in Deutschland noch rund 200 000 Angehörige der Religionsgemeinschaft in ihren Dörfern in der Region Sindschar auf Hilfe. Da sie von Dschihadisten eingekesselt seien, könnten sie nicht fliehen, sagte Telim Tolan vom Zentralrat der Nachrichtenagentur dpa. Dank des Eingreifens der US-Armee gebe es erstmals wieder positive Meldungen. „Aber wir haben definitiv noch keine Wende erreicht.“

US-Kampfflugzeuge hatten am Freitag in zwei Angriffswellen Stellungen der Terrormiliz in der Nähe der Stadt Erbil nördlich von Kirkuk geflogen. Dabei kamen neben F-18-Jets eines Flugzeugträgers auch Kampfdrohnen zum Einsatz. Nach Angaben des Pentagons wurde eine unbekannte Anzahl IS-Kämpfer getötet. Auch die irakische Luftwaffe und kurdische Einheiten griffen die Dschihadisten an.

US-Vizepräsident Joe Biden pochte in einem Telefonat mit dem irakischen Präsidenten Fuad Massum auf eine rasche Regierungsbildung. Es komme darauf an, Schiiten, Sunniten und Kurden im Irak zu versöhnen, teilte das Weiße Haus mit. Die Regierungsbildung in Bagdad ist seit Wochen überfällig und wurde wegen interner Streitigkeiten immer wieder hinausgeschoben. Die USA betonen, letztlich gebe es keine militärische, sondern nur eine politische Lösung im Land.

Der einflussreiche US-Senator und Republikaner John McCain nannte das Vorgehen der US-Regierung halbherzig und forderte entschlossenere Schritte. Die IS wolle ihr Herrschaftsgebiet ausdehnen und müsse „gestoppt werden“, sagte der frühere Präsidentschaftsbewerber.

Die US-Regierung begründet die Luftangriffe mit dem Ziel, eigene Landsleute im Irak zu schützen sowie den Vormarsch der äußerst brutalen sunnitischen IS-Extremisten und die Verfolgung christlicher und anderer Minderheiten zu stoppen. Hunderttausende sind im Nordirak vor der IS-Miliz auf der Flucht. dpa