Madrid/Brüssel. Spanien, Portugal, Italien und Belgien stehen weitgehend still. Aus Protest gegen die Sparpolitik ihrer Regierungen haben am Mittwoch Millionen Arbeitnehmer die Arbeit niedergelegt.

In Spanien und Portugal begannen landesweite, 24-stündige Generalstreiks. Beschäftigte in Italien und Griechenland waren zu mehrstündigen Arbeitsniederlegungen aufgerufen. In Belgien legte ein 24-stündiger Streik der Bahnmitarbeiter schon am Morgen den Zugverkehr weitgehend lahm. Die Fluggesellschaften sagten viele Spanien- und Portugal-Flüge ab. Zu dem "Solidaritätstag" hatte der Europäische Gewerkschaftsbund aufgerufen.

Die Auswirkungen sind auch in Deutschland spürbar. Fluggäste und Bahnreisende in Niedersachsen und Bremen allerdings blieben bisher weitgehend verschont. Am Flughafen Hannover soll lediglich ein Auslandsflug am Vormittag nach Barcelona ausfallen, teilte eine Flughafen-Sprecherin mit. Bis zum Morgen waren am Flughafen Bremen keine gestrichenen Verbindungen bekannt. Wie eine Sprecherin der Deutschen Bahn berichtete, sei in den Bahnhöfen von Hannover und Bremen „kein erhöhtes Reiseaufkommen“ festzustellen.

"Sparpolitik falsches Mittel gegen die Krise"

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, prangerte die Sparpolitik als falsches Mittel gegen die Krise an. Die Euro-Krisenländer würden "kaputtgespart", kritisierte er im Deutschlandradio Kultur. "Wir wollen die richtigen Maßnahmen gegen die Krise. (...) Das heißt, dass man gegen die Krise investiert und nicht in die Krise weiter hineinspart. "Auch die Reformen, die viele Länder angestoßen haben, bewertete Sommer kritisch: "Diese Krise bekämpfen wir nicht mit dem Abbau von Arbeitnehmerrechten und mit der Verlängerung der Lebensarbeitszeit und der Verschlechterung bei den Mindestlöhnen."

Bahnreisenden wurde empfohlen, Belgien zu meiden. Beschäftigte des Bahnbetreibers SNCB begannen schon am Dienstagabend einen 24-stündigen Streik. Aus Frankreich kommende Reisende mussten in der Nacht in Lille in Busse umsteigen, um nach Brüssel zu gelangen. Der Ausstand sollte vor allem die Wallonie im Süden des Landes treffen - Auswirkungen werde es aber auch in Brüssel und in Flandern geben, hieß es.

Folgen des Protests in vielen EU-Ländern spürbar

Der Hochgeschwindigkeitszug Thalys werde nicht zwischen Deutschland und Belgien verkehren, teilte der Betreiber mit. Auf den anderen Routen nach Frankreich und den Niederlanden seien Verspätungen möglich. Der Eurostar-Zug durch den Kanaltunnel nach London soll hingegen wie üblich verkehren.

Wegen der Streiks in Spanien und Portugal sagten die Fluggesellschaften eine Reihe Flügen ab. Die großen spanischen Linien strichen etwa die Hälfte der geplanten Verbindungen. Auch im internationalen Flugverkehr könnte es zu Störungen kommen. In Spanien wurde für die Bahnen, U-Bahnen und Busse ein Mindestbetrieb vereinbart, der in jedem Fall aufrechterhalten werden soll.

Auch in anderen EU-Ländern hatten die Gewerkschaften zu Protestaktionen aufgerufen. So sollen in Griechenland ab 12 Uhr Ortszeit (11.00 MEZ) die Staatsbediensteten für drei Stunden die Arbeit niederlegen. Die Schulen und die Ministerien werden während des Ausstands geschlossen bleiben. Zudem wollen die Journalisten während der dreistündigen Arbeitsniederlegung im Radio und Fernsehen nur Nachrichten senden, die den europaweiten Aktionstag betreffen. Um die Mittagszeit ist eine Demonstration im Zentrum Athens geplant. Auswirkungen im Flug- und im für Griechenland wichtigen Fährverkehr wird es nach Angaben der Gewerkschaften nicht geben.. dpa