Istanbul. Der Syrienkonflikt spitzt sich nun auch an der Grenze zu Israel gefährlich zu. Die israelische Armee feuerte am Sonntag mehrere Warnschüsse auf das Nachbarland ab.

Nach Angaben einer Armeesprecherin hatte zuvor eine aus Syrien abgefeuerte Granate einen israelischen Militärposten auf den Golan-Höhen getroffen. In Katar erzielten die syrischen Regimegegner derweil einen Durchbruch: Erstmals seit Beginn der Krise vor 20 Monaten soll es nun einen gemeinsamen Oppositionsblock geben.

Nach einem einwöchigen Verhandlungsmarathon in Doha vermeldeten Aktivisten die Einigung. Nachdem der Syrische Nationalrat (SNC) seine Ansprüche auf eine Vormachtstellung aufgab, beschlossen die Oppositionellen die Bildung einer neuen Syrischen Nationalen Allianz. In dem Gremium sollen ersten Angaben von Teilnehmern zufolge 22 von insgesamt etwa 55 Sitzen für die SNC-Mitglieder reserviert werden. Alle Streitfragen seien geklärt, hieß es.

Am Abend wurde der prominente islamische Prediger, Ahmed Muas Al-Chatib, zum Vorsitzenden der vereinten Opposition gewählt. Zu seinen Stellvertretern bestimmten die Delegierten den Dissidenten Riad Seif und die Menschenrechtsaktivistin Suhair al-Attasi. Die neue Plattform will künftig die gesamte syrische Opposition vertreten und soll nach einem Sturz von Präsident Baschar al-Assad eine Übergangsregierung bilden.

Die zutiefst zerstrittene Opposition war von Staaten aus der Gruppe der Freunde Syriens - allen voran Katar und die USA - zu einem Zusammenschluss gedrängt worden. Zur Einigung gelockt wurden sie unter anderem mit der Aussicht auf finanzielle Unterstützung.

Syriens Informationsminister Omran al-Subi bezeichnete laut staatlicher syrischer Nachrichtenagentur Sana das Oppositionstreffen daher als neue Art der ausländischen Intervention in Syrien.

In Syrien lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen landesweit weiter erbitterte Kämpfe. Allein am Wochenende kamen nach Angaben der Opposition rund 200 Menschen ums Leben. Der seit 20 Monaten andauernde Bürgerkrieg in Syrien hat nach Angaben von Aktivisten inzwischen mehr als 36 000 Menschen das Leben gekostet.

Den Zwischenfall auf den Golan-Höhen wertete die israelische Armee als «Teil des internen Konflikts in Syrien». Es habe weder Sachschaden noch Verletzte gegeben, sagte eine Sprecherin. Das israelische Militär legte nach dem neuen Vorfall Beschwerde bei der UN-Beobachtertruppe ein, die eine Pufferzone zwischen beiden Ländern kontrolliert. «Feuer aus Syrien nach Israel wird nicht toleriert und wird in aller Härte beantwortet», teilte die Armee mit.

Der von Israel 1967 eroberte Golan war in der vergangenen Zeit wiederholt von fehlgeleiteten Geschossen aus Syrien getroffen worden. Vor gut einer Woche waren syrische Kampfpanzer vorübergehend in die Pufferzone eingedrungen, um dort syrische Rebellen zu bekämpfen. (dpa)