Damaskus/Istanbul. Während die Opposition um Einheit ringt, fallen an der Front in Syrien die letzten Hemmschwellen.

An einem Kontrollpunkt der Regierungstruppen in der Provinz Hama riss ein Selbstmordattentäter am Montag nach Angaben von Aktivisten 50 Soldaten mit in den Tod. In einem Alawiten-Viertel in Damaskus detonierte eine Autobombe.

Nach Informationen der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter zündete ein Angehöriger der islamistischen Al-Nusra-Front im Dorf Al-Sijara im Bezirk Sahel al-Ghab westlich der Provinzhauptstadt Hama eine Autobombe. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete den Anschlag auch, allerdings ohne eine genaue Opferzahl zu nennen. Auch wurde nicht erwähnt, dass es sich bei den Toten um Soldaten handelt.

In einem von Alawiten bewohnten Armenviertel der Hauptstadt Damaskus detonierte eine weitere Autobombe. Bei dem Anschlag im Bezirk 86 starben nach inoffiziellen Angaben fünf Menschen. 30 Menschen wurden verletzt. Präsident Baschar al-Assad und zahlreiche Führungskräfte des Sicherheitsapparats gehören der Minderheit der alawitischen Muslime an. Die Mehrheit der Syrer sind Sunniten.

Der bekannte Schauspieler und Assad-Unterstützer Mohammed Rafea wurde in Damaskus zu Grabe getragen. Der in Syrien ansässige Palästinenser war von einer Revolutionsbrigade ermordet worden.

Die Revolutionäre forderten die Oppositionellen auf, eine neue Führung zu wählen. In einer am Montag verbreiteten Erklärung der Lokalen Koordinationskomitees in Syrien hieß es, angesichts des täglichen Blutvergießens sei es die Pflicht der Dissidenten, ihre persönlichen Interessen und Rivalitäten zurückzustellen. Der Appell richtete sich an die Oppositionellen, die seit Sonntag in Katar über eine neue Führungsstruktur beraten wollen.

Wenn bei dem Treffen in Doha alles nach Plan läuft, soll am kommenden Donnerstag ein neues Gremium von 50 Oppositionellen gebildet werden. Später soll daraus eine Übergangsregierung hervorgehen. Gegen diese Pläne, die von der US-Regierung und vom Gastgeberland Katar unterstützt werden, sprach sich in Kairo der russische Außenminister Sergej Lawrow aus. Er sagte, es sei falsch eine Opposition zu fördern, die nicht bereit sei, einen Dialog mit der syrischen Führung unter Präsident Baschar al-Assad zu führen.

An Einigkeit mangelt es allerdings nicht nur der Opposition, sondern auch den Kämpfern der Revolutionsbrigaden. Ein Regimegegner bestätigte am Montag Berichte über eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen zwei Rebelleneinheiten am syrisch-türkischen Grenzübergang Bab al-Salam. Dabei war am Sonntag ein Kämpfer einer Islamisten-Brigade getötet worden. Insgesamt kamen in Syrien am Montag laut Aktivisten mehr als 140 Menschen ums Leben. Am Sonntag waren laut Syrischer Menschenrechtsbeobachter 220 Menschen getötet worden, darunter 62 Angehörige der Regierungstruppen. (dpa)