Damaskus/Istanbul. Ohne Gnade kämpfen Regierungstruppen und Rebellen um die Kontrolle der syrischen Provinz Idlib an der Grenze zur Türkei. Am Freitag sollen im Ort Harim, etwa drei Kilometer von der Grenze entfernt, bei einem Angriff der Luftwaffe mehr als 70 Menschen ums Leben gekommen sein.

Das meldete die Generalkommission für die Syrische Revolution (SRGC). Die staatliche syrische Nachrichtenagentur berichtete nicht über den Luftangriff. Sie meldete jedoch unter Berufung auf den Gouverneur von Idlib, die von einigen Medien verbreitete Nachricht, «Terroristen» hätten die historische Festungsanlage von Harim erobert, sei falsch.

Wenige Stunden zuvor hatten die Regimegegner nach eigenen Angaben in Idlib die Kleinstadt Sarakib eingenommen. Sie erklärten, in der Nacht zum Freitag sei der letzte Kontrollpunkt der Regierungstruppen in Sarakib gefallen.

UN-Experten prüfen unterdessen die Echtheit von Videoaufnahmen, die die Erschießung gefangener Soldaten durch Rebellen in der Kleinstadt zeigen sollen. «Wie bei anderen solchen Videos ist es schwierig, sie unmittelbar zu verifizieren», sagte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Rupert Colville, in Genf.

Nach Angaben der Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter, die das Video am Donnerstag veröffentlicht hatte, zeigt es, wie Angehörige einer Rebelleneinheit nach einem Angriff auf einen Kontrollpunkt in Sarakib mehrere gefangene Soldaten erschießen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte erklärte, wer derartige Verbrechen begehe, müsse mit Strafe rechnen.

Die Bundesregierung will den syrischen Flüchtlingen und Vertriebenen lieber in der Region helfen, statt die Aufnahme eines Kontingents in Deutschland vorzubereiten. «Wir setzen auf Hilfe vor Ort, aber man sollte sich anderen Optionen auch nicht komplett verschließen», sagte Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) am Freitag in Istanbul. Eine Aufnahme syrischer Flüchtlinge könne es allerdings nur im EU-Kontext geben, fügte die Ministerin hinzu. Sie hatte am Vortag das türkische Lager für syrische Flüchtlinge in Kilis besucht. (dpa)

Videoaufnahme von Exekution