Berlin. Die Personalie Horst Seehofer hielt die CSU seit Jahren in Atem. Klare Ansagen von ihm gab es genug. Doch sie hielten oft nicht lange.

Mal wollte er abtreten, dann wieder nicht. Horst Seehofer gab als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender immer wieder unterschiedliche Signale zur seiner politischen Zukunft. Nicht immer war es leicht, den Überblick zu behalten.

• 19. September 2012: Seehofer erklärt seine Spitzenkandidatur für die Landtagswahl in Bayern 2013. „Ich bin bereit, mit Euch gemeinsam in diesen Kampf zu gehen“, sagt er auf einer Fraktionsklausur. Einen Tag später kündigt er an, dass er zwar die komplette Legislaturperiode bis 2018 ausfüllen, dann aber sicher aufhören will: „Dann ist auch Schluss.“

„Ich werde nicht mehr kandidieren“

• 26. Oktober 2014: Seehofer schließt eine erneute Amtszeit als Ministerpräsident plötzlich nicht mehr aus. „Ich habe das große Ziel, dass wir in der CSU einen geordneten Generationenübergang hinbekommen. Aber ich wüsste auch, was ich zu tun hätte, wenn kein ordentlicher Übergang gewährleistet wäre“, sagt er dem „Spiegel“.

• 7. Januar 2015: Neue Volte Seehofers. Er sagt der Zeitung „Die Welt“: „Ich werde bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr kandidieren.“

Das sind die Vorsitzenden der CSU

Josef Müller ist der Mitbegründer der CSU und war der erste Vorsitzende der Partei. Im Dritten Reich wurde der Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet und in verschiedenen Konzentrationslagern interniert. Nach dem Krieg gründete er mit Adam Stegerwald die CSU und stand bis 1949 an der Spitze der Partei. Von 1947 bis 1952 war Müller zudem bayerischer Justizminister. Am 12. September 1979 starb er.
Josef Müller ist der Mitbegründer der CSU und war der erste Vorsitzende der Partei. Im Dritten Reich wurde der Widerstandskämpfer von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet und in verschiedenen Konzentrationslagern interniert. Nach dem Krieg gründete er mit Adam Stegerwald die CSU und stand bis 1949 an der Spitze der Partei. Von 1947 bis 1952 war Müller zudem bayerischer Justizminister. Am 12. September 1979 starb er. © picture-alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Istvan Bajzat
Nachfolger von Josef Müller wurde Hans Ehard. Der studierte Jurist war von 1949 bis 1955 Parteivorsitzender der CSU. Von 1946 bis 1954 und von 1960 bis 1962 war er Ministerpräsident des Freistaates Bayern. 1980 starb Hans Ehard in München.
Nachfolger von Josef Müller wurde Hans Ehard. Der studierte Jurist war von 1949 bis 1955 Parteivorsitzender der CSU. Von 1946 bis 1954 und von 1960 bis 1962 war er Ministerpräsident des Freistaates Bayern. 1980 starb Hans Ehard in München. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Hanns Seidel wurde 1955 – in einer Kampfabstimmung gegen Franz Josef Strauß – zum Parteivorsitzenden der CSU gewählt. Von 1957 bis 1960 war er zudem bayerischer Ministerpräsident. Er legte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, 1961 gab er auch den CSU-Vorsitz ab.
Hanns Seidel wurde 1955 – in einer Kampfabstimmung gegen Franz Josef Strauß – zum Parteivorsitzenden der CSU gewählt. Von 1957 bis 1960 war er zudem bayerischer Ministerpräsident. Er legte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder, 1961 gab er auch den CSU-Vorsitz ab. © picture alliance/ASSOCIATED PRESS | AP Content
Franz Josef Strauß gilt als CSU-Übervater. Von 1961 bis zu seinem Tod im Oktober 1988 war Strauß Parteichef. In der Zeit, von 1978 bis 1988, auch Ministerpräsident in Bayern. Im Lebenslauf des gebürtigen Münchners stehen noch weitere Posten. So war er Bundesminister für besondere Aufgaben, Minister für Atomfragen, Verteidigungsminister und auch mal Finanzminister. Nur als Kanzlerkandidat scheiterte er und verlor die Bundestagswahl 1980 gegen Helmut Schmidt (SPD).
Franz Josef Strauß gilt als CSU-Übervater. Von 1961 bis zu seinem Tod im Oktober 1988 war Strauß Parteichef. In der Zeit, von 1978 bis 1988, auch Ministerpräsident in Bayern. Im Lebenslauf des gebürtigen Münchners stehen noch weitere Posten. So war er Bundesminister für besondere Aufgaben, Minister für Atomfragen, Verteidigungsminister und auch mal Finanzminister. Nur als Kanzlerkandidat scheiterte er und verlor die Bundestagswahl 1980 gegen Helmut Schmidt (SPD). © imago/photothek | photothek.net
Er trat das schwere Erbe von Franz Josef Strauß an: Theo Waigel. Von 1988 bis 1999 stand Waigel an der Spitze der CSU. Der Mann mit den markanten Augenbrauen war von 1989 bis 1998 unter Helmut Kohl Bundesfinanzenminister.
Er trat das schwere Erbe von Franz Josef Strauß an: Theo Waigel. Von 1988 bis 1999 stand Waigel an der Spitze der CSU. Der Mann mit den markanten Augenbrauen war von 1989 bis 1998 unter Helmut Kohl Bundesfinanzenminister. © imago/WEREK | imago stock&people
1999 folgte Edmund Stoiber. Acht Jahre lang war der Jurist Parteivorsitzender, von 1993 bis September 2007 auch Ministerpräsident. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Kür zum Kanzlerkandidaten der Union im Jahr 2002. Edmund Stoiber verlor allerdings gegen den SPD-Politiker Gerhard Schröder.
1999 folgte Edmund Stoiber. Acht Jahre lang war der Jurist Parteivorsitzender, von 1993 bis September 2007 auch Ministerpräsident. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Kür zum Kanzlerkandidaten der Union im Jahr 2002. Edmund Stoiber verlor allerdings gegen den SPD-Politiker Gerhard Schröder. © imago/photothek | Liesa Johannssen/photothek.net
Das war eher ein kurzes Intermezzo: Erwin Huber war knapp ein Jahr, von September 2007 bis Oktober 2008, Parteivorsitzender der CSU. Er setzte sich damals gegen Horst Seehofer und Gabriele Pauli durch. Weil das Ergebnis der CSU bei der Landtagswahl 2008 so schlecht war, trat Huber zurück.
Das war eher ein kurzes Intermezzo: Erwin Huber war knapp ein Jahr, von September 2007 bis Oktober 2008, Parteivorsitzender der CSU. Er setzte sich damals gegen Horst Seehofer und Gabriele Pauli durch. Weil das Ergebnis der CSU bei der Landtagswahl 2008 so schlecht war, trat Huber zurück. © imago/photothek | Ute Grabowsky/photothek.net
Nach dem Rücktritt von Erwin Huber übernahm Horst Seehofer den Posten. Seitdem ist er CSU-Parteivorsitzender.
Nach dem Rücktritt von Erwin Huber übernahm Horst Seehofer den Posten. Seitdem ist er CSU-Parteivorsitzender. © dpa | Peter Kneffel
Markus Söder ist seit dem 19. Januar 2019 CSU-Parteivorsitzender.
Markus Söder ist seit dem 19. Januar 2019 CSU-Parteivorsitzender. © dpa | Peter Kneffel
1/9

• 8. April 2016: Seehofer erklärt auf die Frage nach einer möglichen weiteren Amtszeit nach 2018: „Das würde ich auch gern wissen.“

„Wir müssen uns personell verbreitern“

• 16. Oktober 2016: Seehofer deutet den Verzicht auf eines seiner Ämter an. „Ich kann für die CSU nicht ewig den Libero machen. Einmal soll ich die absolute Mehrheit in München holen und dann die bayerischen Interessen in Berlin durchsetzen“, sagt er der „Bild am Sonntag“. „Wenn wir in Zukunft erfolgreich sein wollen, müssen wir uns personell verbreitern.“ Bei einem Bundestag mit sieben Parteien brauche man „den CSU-Chef und weitere starke Kräfte in Berlin“.

• 18. Dezember 2016: Seehofer korrigiert sich erneut und betont, solange er selbst das Amt des Parteivorsitzenden inne habe, sei die Berliner Lösung nicht zwingend: „Aufgrund der Besonderheit meiner politischen Biografie kann ich Wirkungsmacht auch aus München entfalten.“

„Das Wollen alleine reicht nicht“

• 17. Februar 2017: Seehofer kündigt an, möglicherweise über 2018 hinaus Ministerpräsident und Parteichef bleiben zu wollen. „Darüber führe ich gerade Gespräche in meiner Partei, auch mit meinen Amtsvorgängern“, sagt er dem „Spiegel“.

• 3. April 2017: Seehofer kündigt die Entscheidung für 24. April an – und legt die Messlatte hoch: „Sie müssen wollen, Sie müssen können, und Sie müssen gewinnen – das ist die Maxime, die ich mir selber anlege und die ich auch an andere anlege. Das Wollen alleine reicht nicht.“

„Das Wahlergebnis ist eine herbe Enttäuschung“

• 24. September 2017: Die CSU stürzt bei der Bundestagswahl dramatisch ab. Seehofer sagt: „Es gibt nichts schönzureden. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2017 ist für uns eine herbe Enttäuschung.“ Der Druck auf Seehofer wächst. Die Jamaika-Sondierungen in Berlin geben ihm eine Atempause.

• 24. November 2017: Die Personaldebatte in der CSU keimt neu auf. Nach einer Sitzung des Parteivorstands sagt er, er sei offen, ob er sich beim Parteitag Mitte Dezember erneut um den Vorsitz und bei der Landtagswahl im kommenden Herbst um eine weitere Amtszeit als Ministerpräsident bewirbt: „Wir haben vereinbart, dass wir genau zu dieser Frage oder auch zu Personen keine Debatte führen.“

Seehofer: Klammere mich nicht an Ämter

• 2. Dezember 2017: Seit Tagen tobt ein Machtkampf hinter den Kulissen der CSU. Markus Söder und Joachim Herrmann bringen sich als potenzielle Nachfolger Seehofers in Stellung. In einer Sitzung des CSU-Bezirksvorstands Oberbayern betont Seehofer, sich an keines seiner Ämter zu klammern.

• 3. Dezember 2017: Seehofer vermeidet weiter eine klare Ansage. „Der ganz überragende Wunsch in der Partei ist, dass wir im Konsens, gemeinsam die riesigen Aufgaben anpacken, um die es geht“, sagte er. „Jetzt versuchen wir so schnell wie möglich, wieder zu der legendären Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zu kommen, die die CSU über Jahrzehnte ausgezeichnet hat.“

• 4. Dezember 2017: Horst Seehofer kündigt in München auf einer Sondersitzung der CSU-Landtagsfraktion seinen Rückzug vom Amt des Ministerpräsidenten an. CSU-Vorsitzender will er bleiben. Auf Fragen zu seiner Zukunft antwortet er knapp: „Ich bin jetzt nicht in der Karriereplanung für mich, wirklich nicht. Ich sage Ihnen gar nichts zu und schließe gar nichts aus.“ (dpa/W.B.)