Washington. Es ist selten, dass sich Ex-Präsidenten in die aktuelle Politik einmischen. In den USA haben das gleich zwei Vorgänger von Trump getan.
- Ex-US-Präsident George W. Bush hat klar Stellung gegen Donald Trump bezogen
- Viele Kommentatoren feierten ihn für seine kritischen Worte
- Dabei galt er während seiner Amtszeit selbst als äußerst umstritten
George W. Bush war lange still, mit öffentlichen Äußerungen hat er sich sehr zurückgehalten. Das hat sich am Donnerstag (Ortszeit) mit einem Schlag geändert.
Ungewöhnlich scharf kritisierte Bush gegenwärtige Missstände in den USA. Er wandte sich gegen Isolationismus, Nationalismus und Lügen. Präsident Donald Trump nannte er nicht ein einziges Mal beim Namen, dennoch war der Amtsinhaber klarer Adressat der eindringlichen Rede (hier nachzulesen im Original)– und mit ihm seine Ideen, seine Weltsicht, seine Äußerungen und seine Politik.
Obama kritisiert Spaltung der US-Gesellschaft
Auch Trumps Vorgänger Barack Obama kritisierte die gegenwärtige US-Politik. Bei einem Wahlkampfauftritt der Demokraten in New Jersey rief er die Wähler dazu auf, sich gegen die „Politik der Spaltung“ zu wehren. „Ihr werdet eine Botschaft an das Land und an die Welt senden, dass wir eine Politik der Spaltung und eine Politik der Angst zurückweisen, dass wir eine Politik begrüßen, in der jeder zählt“, sagte der Demokrat.
Noch in diesem Jahr stehen zwei Gouverneurs-Wahlen in New Jersey und Virginia sowie eine Nachwahl für einen Senatssitz in Alabama an. Deshalb ist Obama als Wahlkämpfer unterwegs.
Seltenes Eingreifen früherer Präsidenten
George W. Bush und sein Vater standen Trump seit seiner Kandidatur reserviert gegenüber. Dass sich ehemalige US-Präsidenten aber überhaupt zur Tagespolitik ihres Landes äußern, ist selten. Umso bemerkenswerter ist Bushs Rede, die er in seinem Institut hielt.
„Blinder Eifer scheint auf dem Vormarsch. Unsere Politik ist anfälliger denn je für Verschwörungstheorien und regelrechte Lügenmärchen“, sagte Bush.
Kritik an Abschottung der USA
„Anders als für andere Nationen wird unsere Identität nicht von Geografie, ethnischer Zugehörigkeit, Blut oder Boden determiniert“, sagte Bush mit Blick auf den amtierenden Präsidenten, der eine Abschottung der USA vorantreibt. „Das bedeutet, dass Menschen jeder Ethnie, Religion oder Zugehörigkeit gleichberechtigte Amerikaner werden können.“
Das ist Ex-Präsident George W. Bush
Der 71-Jährige rief die USA dazu auf, weltweit die Demokratie zu unterstützen und der Versuchung zu widerstehen, sich zurückzuziehen. Isolationistische Empfindungen ließen außer Acht, dass die Sicherheit Amerikas unmittelbar vom Chaos und der Verzweiflung entfernter Orte bedroht werde.
Bushs Rede hat in den USA ein lautes Echo
Die Rede sorgte in den USA für großes Aufsehen. Während viele Kommentatoren Bush für seine offenen Worte lobten, wurde auch scharfe Kritik laut: Bei Bushs Kriegen gegen Afghanistan und den Irak sei es mit vermeintlich hohen Werten der USA ebenso wenig weit her gewesen wie bei der immensen Stärkung der Geheimdienste in seiner Amtszeit, hieß es in sozialen Netzwerken.
Ein anderer Nutzer schrieb im Netz: „So weit ist es unter Trump gekommen, dass ich jetzt gut finden muss, was George W. sagt. Unglaublich.“ (dpa/rtr)