New York. Trumps Weltbühnen-Premiere: Wie sich New York auf die Antrittsrede des Präsidenten in der Generalversammlung der Uno vorbereitet.

Es gab Zeiten, da wollte Donald Trump die Vereinten Nationen einfach nur verschwinden lassen. Um am East River in New York teure Appartement-Silos in den Himmel wachsen lassen zu können, versuchte der Immobilien-Mogul das von Le Corbusier konzipierte Gebäude-Ensemble der Weltgemeinschaft Ende der 90er Jahre in den Süden Manhattans zu reden. Ohne Erfolg. So erging es auch seiner Offerte an den damaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan, den mehrere Straßenblocks abdeckenden Komplex für 500 Millionen Dollar von Grund auf zu überholen.

Fast zwei Jahrzehnte später ist Trump Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Was den Völkerklub angeht, der in dieser Woche zur Generalversammlung wieder Tausende Diplomaten nach New York entsendet, denkt der 71-Jährige aber noch immer in den Kategorien von Renovieren und Sanieren.

Trump: Vereinte Nationen zu teuer und zu folgenlos

Als zu teuer (für den amerikanischen Steuerzahler, der ein Fünftel des knapp zwölf Milliarden Dollar großen UN-Budgets bestreitet) und zu folgenlos (ein „Club, wo sich Leute treffen, reden und es sich gut gehen lassen“) hat der Populist die Vereinten Nationen zu Beginn seiner Amtszeit abgekanzelt. Und damit die Befürchtung genährt, Amerika werde nach den mehr auf Verständigung zielenden Obama-Jahren dem weltweit umfassendsten Bündnis für multilaterale Zusammenarbeit mit „America-First“-Käppi auf dem Kopf den Rücken kehren.

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen treffen sich ab Dienstag tausende Diplomaten und Regierungschefs im Komplex der Vereinten Nationen am Hudson River zur Generalversammlung.
Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen treffen sich ab Dienstag tausende Diplomaten und Regierungschefs im Komplex der Vereinten Nationen am Hudson River zur Generalversammlung. © REUTERS | STEPHANIE KEITH

Vor seiner mit Hochspannung erwartete Antrittsrede am Dienstagvormittag (Ortszeit) vor den Vertretern von 193 Mitgliedsstaaten ist die Sorge nicht vollends gewichen, aber doch überschaubarer geworden. „Trump hat seine Tonlage gegenüber den Vereinten Nation stark abgemildert“, sagte gestern Richard Gowan im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der international gefragte UN-Experte, Professor an der Columbia University, erwartet eine „ausbalancierte Botschaft“. „Gewiss kampfbetont“, was den strukturellen Reformstau angeht, den UN-Generalsekretär António Guterres abzubauen hat. Aber auch mit „anerkennenden“ Worten für die Rolle der UN in der Moderation globaler Konflikte. Gowan rechnet, sofern Trump nicht vom Manuskript abweicht und freihändig in Radikal-Rhetorik verfällt, nicht mit einer „aggressiven Anti-UN-Rede“.

Größen wie Merkel und Putin kommen nicht nach New York

Indizien sieht der Brite auch in den aktuellen Lockerungsübungen beim Thema Klimaschutz. Dass ausgerechnet pünktlich zur Generaldebatte durchsickert, dass die USA sich unter bestimmten Voraussetzungen (welche, ist noch unklar) den Verbleib im Pariser Klima-Abkommen vorstellen können, das Trump persönlich am 1. Juni de facto aufgekündigt hat, sei kein Zufall.

„Dahinter steckt wohl die Hoffnung, dass die Führer anderer Nationen nach dem Alleingang Trumps etwas freundlicher mit den USA umgehen könnten.“ Gowan denkt dabei an Emmanuel Macron, der kurz nach Trump ans Rednerpult tritt. Der französische Präsident habe das Zeug zum „Star“ und „Anti-Trump“ der UN-Woche zu werden, zumal andere Größen (Wladimir Putin, Angela Merkel und Chinas Präsident Xi Jinping) nicht nach New York kommen.

Befürchtung: Trump könnte in einen Krieg stolpern

Weil Trump sich nicht für institutionelle Reformdebatten interessiert („Er will weniger Geld ausgeben und dafür mehr für Amerika bekommen“, sagt ein osteuropäischer Diplomat), sieht nicht nur Richard Gowan Trumps Rede-Passage zum nordkoreanischen Atomprogramm als den potenziell heikelsten Punkt der Generaldebatte an. „Niemand will eine militärische Auseinandersetzung. Aber es gibt die Befürchtung, dass Trump in einen Krieg stolpern könnte.“

Miroslav Lajčák muss von Amts wegen unparteiisch auf solche Szenarien reagieren. Der frühere slowakische Außenminister hat am Dienstag ebenfalls Premiere – als Präsident der UN-Generalversammlung. Der Karriere-Diplomat hat „Konfliktvermeidung“ und „Vermittlung von nachhaltigem Frieden“ zu seinen Schwerpunkten erklärt.

In seinem Büro mit Panorama-Blick auf den East River erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion: „Nordkorea verhält sich extrem unverantwortlich. Ich bin froh über die einstimmig im Sicherheitsrat verabschiedeten Sanktionen. Das zeigt, dass die USA ihre globale Verantwortung wahrnehmen.“ Sanktionen seien aber „noch keine Politik“. Ziel müsse es sein, „eine Situation zu schaffen, in der Nordkorea verantwortlicher und vorhersehbarer handelt und dann ein bedeutungsvoller Dialog möglich wird. Unser Job ist Dialog.“