Berlin. In keiner Partei ist der Frauenanteil so hoch wie bei den Grünen. Vor der Wahl haben wir Zahlen und Fakten zu der Partei gesammelt.

Von der Protestpartei zur etablierten Kraft im Parteiensystem: Zwar liegt der Schwerpunkt der Grünen weiterhin auf der Umweltpolitik, doch hat sich die Partei in den vergangenen Jahren immer mehr von ihren radikal-linken Wurzeln entfernt. Längst passé ist das Selbstverständnis als „Anti-System-Partei“, mit dem die Grünen noch in der Anfangsphase angetreten waren.

Die Grünen entstanden vor allem aus dem Widerstand gegen die Atomkraft und aus Protest gegen die atomare Aufrüstung. In Westdeutschland gründeten sich die Grünen 1980 in Karlsruhe. Zehn Jahre später, 1990, schlossen sich in der DDR Bürgerrechtler zum Bündnis 90 zusammen, das drei Jahre später mit den westdeutschen Grünen verschmolz. Die Grünen gelten seither als erfolgreichste Neugründung in der Bundesrepublik.

Was unterscheidet sie noch heute von den anderen Parteien? Das sind die wichtigsten Fakten zu den Grünen.

• Die Mitgliederzahl der Grünen erreichte 2016 ihren bisherigen Höchststand: Laut dem Statistikportal statista waren im vergangenen Jahr 61.596 Menschen in der Partei Mitglied. Unterm Strich konnte die Partei ihre Mitgliedschaft seit 1990 somit um 49 Prozent steigern.

In keiner anderen Partei mit Aussicht auf den Einzug in den Bundestag engagieren sich derzeit so viele Frauen wie bei den Grünen, nämlich insgesamt 39 Prozent (Im Vergleich: Bei der CSU ist es nur ein Fünftel). Zeitweise hatte nach der Wiedervereinigung nur die Vorfolgerin der Linken, die PDS, mehr Frauen in der Partei. Seit der Fusion mit der männerlastigen WASG zur Linkspartei fiel die Partei allerdings hinter den Grünen zurück.

So wählen die Promis bei der Bundestagswahl

weitere Videos

    Ein genereller Trend in der Parteilandschaft, der auch die Grünen betrifft: Der Anteil älterer Mitglieder steigt immer weiter an – ausgenommen von dieser Entwicklung ist allein die Linkspartei, was jedoch daran liegt, dass sie bereits Ende der 90er-Jahre sehr viele ältere Mitglieder hatte.

    Der Anteil der über 60-Jährigen bei den Grünen liegt bei 23,5 Prozent, rund 13 Prozent der Mitglieder immerhin sind unter 30 Jahren. Das Durchschnittsalter der Grünen lag laut statista Ende 2016 bei 50 Jahren, was im Vergleich zu den anderen Partein relativ jung ist (CDU und SPD: 60 Jahre).

    • Die Grünen veranschlagen für den Bundestagswahlkampf ein etwas niedrigeres Budget als die Linke, mehr aber als die FDP: Auf 5,5 Millionen Euro beläuft sich der Etat. Im Vergleich zur SPD ist das jedoch wenig. Die Sozialdemokraten investieren nach Angaben des Willy-Brandt-Hauses in diesem Jahr 24 Millionen Euro in den Wahlkampf.

    Während vor allem die CDU eine ganze Reihe von Großspenden im Jahr 2017 erhalten hat, ging auf das Konto der Grünen nur eine einzige Spende von mehr als 50.000 Euro: Der schwäbische Unternehmer Frank Hansen, der sich in diversen Projekten für Umweltschutz einsetzt, unterstützt die Öko-Partei mit 100.000 Euro.

    Jetzt spricht die Kanzlerin – Merkel im Exklusiv-Interview

    weitere Videos

      • Die Grünen kamen erstmals im Jahr 1998 auf Bundesebene in die Regierungsverantwortung. Unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde Grünen-Frontmann Joschka Fischer Außenminister und Vizekanzler. In der ersten Regierungszeit arbeiteten sich die Grünen an Themen wie dem Militäreinsatz im Kosovo (1999) und dem Afghanistan-Krieg (2011) nach den Terroranschlägen am 11. September ab.

      Die zweite Amtszeit brachte eine Kehrtwende in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik mit den Hartz-Gesetzen. Darunter litt jedoch vor allem die SPD. Nach dem Ende von Rot-Grün in Berlin und der verlorenen Bundestagswahl 2005 gingen die Grünen zurück in die Opposition. Grünen-Politiker haben in den zwei Kabinetten Schröder insgesamt vier Ministerposten bekleidet – und mit zwei Ministerinnen dabei die Frauenquote von 50 Prozent erreicht.

      • Das Wahlprogramm der Grünen für die Bundestagswahl 2017 trägt den Titel „Zukunft wird aus Mut gemacht“ und ist 248 Seiten stark. Das Programm mündet im sogenannten Zehn-Punkte-Plan, in dem die Grünen unter anderem ihr Engagement für Klimaschutz, E-Mobilität, Familie, Flüchtlinge betonen. Ein wesentlicher Punkt der Grünen, um die Fluchtursachen in Krisenregionen zu bekämpfen: Sie wollen Exporte von Waffen mit einem Rüstungsexportegesetz beenden. (moi/dpa)