Berlin. „Friedel 54“ ist ein Symbolprojekt der linken Szene. Nun wird der Laden geräumt. Die Polizei geht mit Gewalt gegen Demonstranten vor.

Die Polizei ist unter lautstarkem Protest von Demonstranten in das Haus mit dem linken Kiezladen „Friedel 54“ eingedrungen. Zunächst kamen Einsatzkräfte über das Nachbarhaus und den Hinterhof ins Gebäude, später brach ein Polizist die Eingangstür auf. Auch ein Gerichtsvollzieher betrat das Haus. Die Einsatzkräfte setzten Kettensägen ein, um durch aufgebaute Barrikaden im Inneren des Gebäudes zu kommen. Ein Mann wurde aus dem Haus abgeführt.

Die rund 150 Demonstranten, die die Straße vor dem Neuköllner Haus blockierten, wurden zuvor weggedrängt und weggetragen. Dabei kam es auch zu Rangeleien und Handgreiflichkeiten zwischen Blockierern und Polizisten. Die Stimmung war angespannt, es gab Sprechchöre und laute Proteste.

500 Polizisten vor Ort

Die Demonstranten wollen nach jahrelangem Rechtsstreit die nun anstehende Räumung des linken Szeneladens „Friedel54“ verhindern.
Die Demonstranten wollen nach jahrelangem Rechtsstreit die nun anstehende Räumung des linken Szeneladens „Friedel54“ verhindern. © dpa | Paul Zinken

Die Polizei hatte die Friedelstraße in den frühen Morgenstunden abgesperrt. 100 bis 200 Demonstranten hatten sich aber am Vorabend und in den Nacht vor dem Kiezladen versammelt. Sie weigerten sich, den Bereich zu verlassen, obwohl die Polizei sie mehrfach dazu aufforderte. Die Polizei hat insgesamt 500 Leute im Einsatz, wie eine Sprecherin sagte.

Die Einsatzkräfte, die mit Helm und Schutzausrüstung agierten, drangen auch in benachbarte Häuser ein und positionierte sich auf umliegenden Dächern. Über dem Kiezladen standen Bewohner des Hauses auf den Balkonen. „Wir bleiben alle“, hatten sie auf Transparente geschrieben.

„Friedel 54“ ist Symbol gegen Gentrifizierung

Der Termin zur Räumung war seit längerem bekannt. Der sogenannte Kiezladen „Friedel 54“ wurde seit Jahren von linken Gruppen für Versammlungen, Diskussionen, Filmvorführungen und zum Feiern genutzt. Er war immer auch ein Symbol der linken und linksradikalen Szene gegen die sogenannte Gentrifizierung, also gegen den Prozess, bei dem Viertel nobler und teurer für die Bewohner werden.

Das Haus Friedelstraße Nr. 54 wurde verkauft. Den Betreibern des Kiezladens wurde der Gewerbemietvertrag gekündigt. In einem Vergleich verpflichtete sich der Trägerverein im Oktober 2016 vor Gericht, zum 1. April 2017 auszuziehen. Der Verein verließ das Haus allerdings nicht, sodass eine Räumung angekündigt wurde. (dpa)