Manchester. Nach dem Manchester-Attentat gibt es immer mehr Festnahmen von Verdächtigen. Die Polizei veröffentlichte auch Fotos des Attentäters.

  • Die Polizei hat Fotos des Manchester-Attentäters veröffentlicht
  • Sie erhofft sich weitere Hinweise

Fünf Tage nach dem Anschlag von Manchester hat die Polizei am Samstagabend Bilder des Attentäters Salman Abedi veröffentlicht, die den mutmaßlichen Islamisten kurz vor seinem Selbstmordattentat bei einem Popkonzert in der nordenglischen Stadt zeigen. Auf den zwei Fotos von Video-Überwachungskameras trägt der 22-Jährige Brite libyscher Abstammung einen Rucksack. Gekleidet ist er in eine schwarze Daunenweste, Jeans und Turnschuhe; zudem trägt er eine Baseballkappe, eine Brille und Bart.

Die Polizei bat die Bevölkerung um Hinweise zu einer Wohnung im Stadtzentrum, in der sich Abedi unmittelbar vor der Bluttat aufgehalten haben soll. Die Behörden gehen davon aus, dass er dort vermutlich die Bombe zusammengesetzt hat. Mit seiner Bombe hatte Abedi am Montag 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Mehr als 100 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Mittlerweile zwölf Verdächtige festgenommen

Großbritannien hat unterdessen seine höchste Terrorwarnstufe wieder aufgehoben. Experten senkten die Gefahreneinschätzung von „kritisch“ auf „ernst“, teilte Premierministerin Theresa May nach einer Krisensitzung der Regierung am Samstag mit. Dies bedeute aber, dass ein Anschlag immer noch sehr wahrscheinlich sei. Das Land sollte wachsam bleiben, betonte May.

In Manchester ist im Zusammenhang mit dem Attentat ein weiterer Verdächtiger festgenommen worden. Es handelt sich um einen 25-jährigen Mann. Das teilte die Polizei am Sonntag in der nordenglischen Stadt mit. Damit hat sich die Zahl der Festgenommenen auf derzeit zwölf erhöht. Laut Polizei laufe zudem eine Durchsuchung im Stadtviertel Moss Side.

Auch Familienmitglieder unter den Verdächtigen

Auch Verwandte des Manchester-Attentäters Abedi sollen festgenommen wordne sein.
Auch Verwandte des Manchester-Attentäters Abedi sollen festgenommen wordne sein. © REUTERS | HANDOUT

Bereits am Sonntagmorgen waren zwei Verdächtige festgenommen worden, die in Verbindung mit dem Terror-Anschlag von Montagabend stehen sollen. Die Polizei geht davon aus, dass ein islamistisches Netzwerk hinter dem Attentat steckt. Auch Verwandte des britischen Attentäters mit libyschen Wurzeln sollen darunter sein.

Der 20-jährige Bruder des Attentäters war bereits einen Tag nach dem Anschlag in der libyschen Hauptstadt Tripolis festgenommen worden, auch der Vater wurde festgesetzt.

Bruder plante offenbar Anschlag auf UN-Libyengesandten

Einer britischen Zeitung zufolge hatte der jüngere Bruder von Salman Abedi einen Terroranschlag auf den deutschen UN-Libyengesandten Martin Kobler geplant. Der für Anfang dieses Jahres vorgesehene Angriff auf einen Konvoi konnte rechtzeitig jedoch verhindert werden, wie der „Telegraph“ am Sonntag berichtete.

Der Anschlag von Manchester

Eine schreckliche Tat: Am Montag, 22. Mai, explodiert um 22 Uhr 30 (Ortszeit) im Eingangsbereich der Manchester Arena ein Sprengsatz. Dutzende Menschen sterben, darunter Kinder und Jugendliche. Später reklamiert der IS den Anschlag für sich. Eine Chronik der Ereignisse.
Eine schreckliche Tat: Am Montag, 22. Mai, explodiert um 22 Uhr 30 (Ortszeit) im Eingangsbereich der Manchester Arena ein Sprengsatz. Dutzende Menschen sterben, darunter Kinder und Jugendliche. Später reklamiert der IS den Anschlag für sich. Eine Chronik der Ereignisse. © dpa | Joel Goodman
Die Manchester Arena (Google-Earth Ansicht) ist eine der größten Hallen Europas und fasst bis zu 21.000 Besucher.
Die Manchester Arena (Google-Earth Ansicht) ist eine der größten Hallen Europas und fasst bis zu 21.000 Besucher. © dpa | -
Am Montagabend spielte der US-Popstar Ariana Grande ihr Konzert in der Halle. Als es zu Ende gegangen war, ereignete sich eine heftige Detonation im Eingangsbereich der Halle. (Archivbild)
Am Montagabend spielte der US-Popstar Ariana Grande ihr Konzert in der Halle. Als es zu Ende gegangen war, ereignete sich eine heftige Detonation im Eingangsbereich der Halle. (Archivbild) © dpa | John Salangsang
Augenzeugen-Berichten zufolge spielten sich anschließend dramatische Szenen ab. Besucher flüchteten in Panik, Opfer lagen blutüberströmt am Boden. „Ich sah ein kleines Mädchen (...), sie hatte keine Beine mehr“, sagte ein Zeuge dem Sender Sky News.
Augenzeugen-Berichten zufolge spielten sich anschließend dramatische Szenen ab. Besucher flüchteten in Panik, Opfer lagen blutüberströmt am Boden. „Ich sah ein kleines Mädchen (...), sie hatte keine Beine mehr“, sagte ein Zeuge dem Sender Sky News. © REUTERS | ANDREW YATES
Die Polizei ging schnell von einem Terroranschlag von einem mutmaßlich islamistischen Selbstmordattentäter aus.
Die Polizei ging schnell von einem Terroranschlag von einem mutmaßlich islamistischen Selbstmordattentäter aus. © dpa | Peter Byrne
Das Entsetzen bei den Menschen, die die Explosion miterlebt haben, war groß.
Das Entsetzen bei den Menschen, die die Explosion miterlebt haben, war groß. © dpa | Peter Byrne
Ariana Grande hat viele jugendliche Fans.
Ariana Grande hat viele jugendliche Fans. © Getty Images | Christopher Furlong
Eltern suchten nach dem Anschlag verzweifelt nach ihren Kindern.
Eltern suchten nach dem Anschlag verzweifelt nach ihren Kindern. © Getty Images | Dave Thompson
Einsatzkräfte kümmerten sich um die Opfer.
Einsatzkräfte kümmerten sich um die Opfer. © Getty Images | Dave Thompson
Mindestens 22 Menschen und der Attentäter starben bei dem Anschlag, darunter ein achtjähriges Mädchen. Mindestens 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige schwebten noch in Lebensgefahr. Den Rettungskräften zufolge waren unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.
Mindestens 22 Menschen und der Attentäter starben bei dem Anschlag, darunter ein achtjähriges Mädchen. Mindestens 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige schwebten noch in Lebensgefahr. Den Rettungskräften zufolge waren unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren. © Christopher Furlong
In Manchester und auch in London waren nach dem Anschlag zusätzliche Polizeieinheiten im Einsatz.
In Manchester und auch in London waren nach dem Anschlag zusätzliche Polizeieinheiten im Einsatz. © REUTERS | ANDREW YATES
Der Morgen danach: Die Polizei riegelte die Innenstadt von Manchester komplett ab.
Der Morgen danach: Die Polizei riegelte die Innenstadt von Manchester komplett ab. © dpa | Peter Byrne
Forensiker untersuchten den Tatort. Die Bombe von Manchester war nach den Worten eines behandelnden Arztes offensichtlich auch mit Nägeln bestückt. Dies habe sich bei der Behandlung der Terroropfer gezeigt.
Forensiker untersuchten den Tatort. Die Bombe von Manchester war nach den Worten eines behandelnden Arztes offensichtlich auch mit Nägeln bestückt. Dies habe sich bei der Behandlung der Terroropfer gezeigt. © REUTERS | ANDREW YATES
Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, war am Morgen danach um Aufklärung bemüht. Der Attentäter habe demnach am Ende des Konzerts einen selbstgebauten Sprengsatz hochgehen lassen.
Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, war am Morgen danach um Aufklärung bemüht. Der Attentäter habe demnach am Ende des Konzerts einen selbstgebauten Sprengsatz hochgehen lassen. © dpa | Peter Byrne
Premierministerin Theresa May nannte die Tat besonders „abstoßend und abscheulich“. Der Attentäter habe Zeit und Ort absichtlich so gewählt, „um das größtmögliche Blutbad anzurichten“.
Premierministerin Theresa May nannte die Tat besonders „abstoßend und abscheulich“. Der Attentäter habe Zeit und Ort absichtlich so gewählt, „um das größtmögliche Blutbad anzurichten“. © REUTERS | POOL
Die Polizei verhaftete am Dienstag einen 23-jährigen Mann. Auch der mutmaßliche Attentäter wurde identifiziert.
Die Polizei verhaftete am Dienstag einen 23-jährigen Mann. Auch der mutmaßliche Attentäter wurde identifiziert. © REUTERS | NEIL HALL
Die Polizei nannte den 22 Jahre alten Salman Abedi als Hauptverdächtigen. Seine Familie stammt aus Libyen, der junge Mann wuchs in Manchester auf. Vor seinem Haus gab es am Dienstag eine „kontrollierte Explosion“.
Die Polizei nannte den 22 Jahre alten Salman Abedi als Hauptverdächtigen. Seine Familie stammt aus Libyen, der junge Mann wuchs in Manchester auf. Vor seinem Haus gab es am Dienstag eine „kontrollierte Explosion“. © dpa | -
Ein Freund aus Kindheitstagen beschrieb Salman Abedi als „normal“. „Er war immer freundlich“, sagte er dem Nachrichtensender Sky News. Andere Personen bezeichneten Abedi als ruhig und respektvoll.
Ein Freund aus Kindheitstagen beschrieb Salman Abedi als „normal“. „Er war immer freundlich“, sagte er dem Nachrichtensender Sky News. Andere Personen bezeichneten Abedi als ruhig und respektvoll. © dpa | Emilio Morenatti
Der mutmaßliche Attentäter war dem britischen Geheimdienst bekannt. Er hatte sich wohl nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert.
Der mutmaßliche Attentäter war dem britischen Geheimdienst bekannt. Er hatte sich wohl nach einer Reise nach Libyen und dann wahrscheinlich nach Syrien radikalisiert. © Getty Images | Leon Neal
Der IS reklamierte die Tat für sich und teilte das über den Propaganda-Kanal Amaq mit. Doch die Menschen in Manchester lassen sich nicht unterkriegen, wie dieses Pappschild am Ort des Unglücks zeigt.
Der IS reklamierte die Tat für sich und teilte das über den Propaganda-Kanal Amaq mit. Doch die Menschen in Manchester lassen sich nicht unterkriegen, wie dieses Pappschild am Ort des Unglücks zeigt. © Getty Images | Jeff J Mitchell
Am Dienstag legten die Menschen Blumen am Ort des Unglücks nieder.
Am Dienstag legten die Menschen Blumen am Ort des Unglücks nieder. © Getty Images | Jeff J Mitchell
„Wir lieben Manchester“: Gedenken an die Opfer.
„Wir lieben Manchester“: Gedenken an die Opfer. © REUTERS | STEFAN WERMUTH
Die Trauer nach der Tat war groß.
Die Trauer nach der Tat war groß. © REUTERS | DARREN STAPLES
Die Regierung in London hebte am späten Dienstagabend die Terrorwarnstufe auf das höchste Niveau an – von „ernst“ auf „kritisch“.
Die Regierung in London hebte am späten Dienstagabend die Terrorwarnstufe auf das höchste Niveau an – von „ernst“ auf „kritisch“. © dpa | Ben Birchall
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Die Zeitung beruft sich auf Diplomatenkreise. Hashim Abedi sei ein wichtiges Mitglied einer Dschihadistengruppe. Libysche Sicherheitskräfte hätten diese Gruppe über Monate beobachtet.

Familie des Attentäters war nach Großbritannien geflohen

Polizeibeamte stehen vor dem Gebäudekomplex im Norden Manchesters, in dem Salman Abedi eine Wohnung gemietet hatte.
Polizeibeamte stehen vor dem Gebäudekomplex im Norden Manchesters, in dem Salman Abedi eine Wohnung gemietet hatte. © ddp images/ZUMA | Joel Goodman

Der 20-Järige soll bei Vernehmungen angegeben haben, dass er und sein Bruder Salman die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) unterstützten. Über die Anschlagspläne seines Bruders sei er informiert gewesen, schreibt die Zeitung. Im Dezember soll Hashim in Deutschland gewesen sein.

Die Eltern der Brüder waren in den 90er Jahren vor der Herrschaft Muammar al-Gaddafis nach Großbritannien geflohen. Später waren Teile der Familie wieder in ihre nordafrikanische Heimat zurückgekehrt. (dpa/jei)