Jerusalem/Berlin. Trump unterstreicht in Jerusalem die Solidarität zwischen den USA und Israel. Er träumt vom Frieden in Nahost, dem „ultimativen Deal“.

Im Nahen Osten das Protokoll einzuhalten, ist immer schwierig. Das gilt selbst für ein so minutiös geplantes Ereignis wie die erste Israelreise des US-Präsidenten: Während Donald Trump mit der First Lady Melania den roten Teppich auf dem Ben-Gurion-Flughafen von Tel Aviv abschritt, beugte sich Oren Hasan vor, ein israelischer Abgeordneter mit Vergangenheit im Rotlichtmilieu, um ein Selfie mit den beiden Gästen zu knipsen. Israels Premier Benjamin Netanjahu war peinlich berührt und fuhr ihm in den Arm.

Doch es war zu spät: Hasan hatte sein Selfie, und die Szene verbreitete sich kurz darauf in den Sozialen Netzwerken. Der Gast nahm die Einlage äußerlich gelassen. Mit vom Wind zerzaustem Haar stellte Trump sich kurz darauf an ein Rednerpult auf der Rollbahn, beschwor das „untrennbare Band zwischen Israel und den USA“ und versicherte: „Wir lieben Israel.“ Für Netanjahu war dies wie Balsam. Er hatte sich mit Trumps Vorgänger Barack Obama, der immer wieder Israels Siedlungspolitik kritisiert hatte, überworfen.

Israel hört die Kritik am Iran gerne

Kurz nach der Landung der Air Force One flogen Donald und Melania Trump mit einem Helikopter nach Jerusalem, wo zunächst ein Treffen mit Israels Präsident Reuven Rivlin auf dem Programm stand. In einer Rede betonte Trump, dass der Iran „nie, niemals“ Atomwaffen bekommen dürfe. Eine Äußerung, die von der israelischen Regierung mit äußerstem Wohlwollen aufgenommen wurde. „Im Nahen Osten, einer Gegend, die unter Terror und Wahnsinn leidet, strahlt die Allianz zwischen den USA und Israel wie ein Leuchtturm der Freiheit und des Fortschritts“, bedankte sich Rivlin.

Anschließend besuchte Trump die Grabeskirche in der Altstadt Jerusalems, gefolgt von der Klagemauer, dem höchsten jüdischen Heiligtum. Der Chef des Weißen Hauses trug eine Kippa, eine jüdische Kopfbedeckung. Er ging allein an die Mauer und legte mit geschlossenen Augen die rechte Hand an einen Stein. Danach steckte er – ganz nach jüdischer Tradition – einen Bittzettel in die Wand. Der Besuch wurde als privat deklariert, damit Israel ihn nicht als Zeichen für seinen Anspruch auf ganz Jerusalem als seine ewige, unteilbare Hauptstadt werten kann. Die Palästinenser beanspruchen den Ostteil Jerusalems als ihre Hauptstadt.

Israelische Minister wollten Empfang am Flughafen ausfallen lassen

Die Altstadt, durch deren Gassen sich sonst Tausende Touristen und Einheimische an Souvenirständen vorbeidrängen, wurde weiträumig abgesperrt. 11.000 Sicherheitskräfte patrouillierten in den Straßen, während mehrere Helikopter am Himmel kreisten. Trotz umfangreicher Planungen lief nicht alles reibungslos: Laut Medienberichten hatten mehrere israelische Minister den Empfang am Flughafen schwänzen wollen – sie waren beleidigt, nachdem es hieß, sie würden Trump aus Zeitgründen nicht die Hand schütteln können.

US-Präsident Donald Trump besuchte die Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem.
US-Präsident Donald Trump besuchte die Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem. © dpa | Evan Vucci

Daraufhin soll Netanjahu wütend ihre Anwesenheit befohlen haben. Doch auch die amerikanische Seite hatte im Vorfeld für Irritationen gesorgt. So soll das Weiße Haus abgelehnt haben, dass Netanjahu den US-Präsidenten bei seinem Besuch an der Klagemauer begleite. Begründung: Die Mauer befinde sich nicht in Israel, sondern im Westjordanland.

Israel genehmigt Bauten für Tausende Palästinenser

Doch dies waren nur kurze Misstöne. Dass Trumps Israel-Politik mittlerweile etwas mehr Balance als noch zu Zeiten des US-Wahlkampfs hat, wird in Jerusalem ohne Groll zur Kenntnis genommen. So befindet sich der angekündigte Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem nicht mehr ganz oben auf der Tagesordnung. Auch hatte Trump klargemacht, dass ein Neubau von Siedlungen nicht hilfreich für einen Ausgleich mit den Palästinensern sei. Er erwarte von beiden Seiten Zugeständnisse.

Nach erstem Zögern hat die israelische Regierung nun reagiert: Am Sonntag beschloss das Sicherheitskabinett Genehmigungen für Tausende palästinensische Bauten in jenem Gebiet des Westjordanlands, das Israel kontrolliert. Mit Wohlwollen registrierte man auch in Israel, dass der US-Präsident zuvor in Saudi-Arabien harte Worte gegen den islamistischen Terror und gegen den Iran gefunden hatte.

„Ich habe eine ganz andere Einstellung gegenüber Israel bei Staaten gesehen, die – wie Sie wissen – vor gar nicht so langer Zeit nicht so gut auf Israel zu sprechen waren“, sagte Trump am Montag. Insbesondere das sunnitische Saudi-Arabien begreift sich als regionaler Gegenspieler des schiitischen Irans. Riad wirft dem Mullah-Staat die Unterstützung schiitischer Rebellen in Syrien, im Irak, im Libanon und im Jemen vor.

Trump will eine Kooperation gegen Teheran bilden

Trumps Vision für den Nahen Osten hat zwei Komponenten. Zum einen schwebt ihm ein Schulterschluss Israels mit den arabischen Golfstaaten gegen Teheran vor. Tatsächlich kooperiert Israel bereits unter dem Radarschirm der Öffentlichkeit mit Saudi-Arabien bei der Eindämmung des Irans. Netanjahu nahm den Ball gleich auf: „Ich hoffe, dass eines Tages ein israelischer Premierminister von Tel Aviv nach Riad fliegen können wird.“

Zweitens träumt der US-Präsident von einem Frieden in Nahost, den „ultimativen Deal“. Am Dienstag soll er den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, in Bethlehem treffen. Danach will er in Jerusalem eine Grundsatzrede halten. Nicht nur in Israel wird man sehr genau zuhören. Ob sich der Wunsch erfüllt, den Trump auf seinen Bittzettel in der Klagemauer geschrieben hat, wird sich freilich erst viel später herausstellen.