Bagdad. „Was sie durchmachen mussten, ist unvorstellbar“, sagt eine UN-Vertreterin. Nach drei Jahren in IS-Gewalt sind 36 Jesiden nun gerettet.

Fast drei Jahre lang waren sie in der Gewalt von IS-Schergen, nun sind sie in Sicherheit: 36 Jesiden, darunter etliche Frauen und Kinder, sind nach fast drei Jahren Gefangenschaft im Nordirak aus den Händen der Terrormiliz IS befreit worden.

Die Nachricht kam am Sonntag vom UN-Nothilfebüro (Ocha). Zwei Nächte zuvor haben die vom IS versklavten Menschen demnach die Stadt Dohuk erreicht. Über die Umstände der Rettung macht die Organisation keine Angaben. Die Organisation UNFPA kümmert sich mit Unterstützung der niederländischen Regierung besonders um die Frauen und Kinder: Sie haben nun Unterkunft, Kleidung, medizinische und auch psychologische Betreuung.

UN sichern weitere Betreuung zu

Und die werden sie weiterhin brauchen, fürchtet das Nothilfebüro, auch wenn sie wieder mit ihren Familien zusammen sind. In speziellen Zentren, die mit Unterstützung der US- und der kanadischen Regierung eingerichtet wurden, sollen sie weiterhin Hilfe bekommen, auch rechtlichen Beistand. Lise Grande, UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, erklärt in einer Mitteilung: „Was diese Frauen und Mädchen durchmachen mussten, ist unvorstellbar.“

Eine Fatwa des IS, ein als Leitfaden gedachtes religiöses Gutachten, erklärt Vergewaltigungen von Ungläubigen für zulässig. Geregelt ist in der Anordnung, die nach Reuters-Informationen US-Elitetruppen gefunden hatten, dass männliche „Eigentümer“ von weiblichen Sklavinnen entweder nur mit der Mutter oder nur mit der Tochter Sex haben dürfen. Der IS hatte in der Vergangenheit zumindest auch einen virtuellen Sklavenmarkt, auf dem Frauen und Kinder gehandelt wurden.

Noch immer 1500 Frauen und Mädchen in Gefangenschaft

Der Mainzer FDP-Politiker Tobias Huch, der mehrere Hilfsaktionen für Jesiden gestartet hat, berichtet, dass befreite Jesidinnen im Gespräch nur angedeutet hätten, was der IS mit ihnen gemacht hat. „Es ist so grausam, dass selbst die Erzählungen kaum auszuhalten sind. Gefangene Jesidinnen wurden und werden wie Tiere behandelt. Auch vor kleinen Kindern machen IS-Mitglieder keinen Halt.“ Und dieses unbeschreibliche Leid halte weiter an.

Nach Schätzungen von Ocha sind noch immer 1500 jesidische Mädchen und Frauen in Gefangenschaft der Dschihadisten. Die ethnisch-religiöse Minderheit der Jesiden im Nordirak wurde den Vereinten Nationen zufolge seit 2014 Opfer eines Völkermordes durch den IS. Tausende Männer wurden getötet, Frauen versklavt. Mit dem Vorrücken irakischer Truppen in der IS-Hochburg Mossul und dem Umland werden immer mehr Zivilisten aus der Hand der Extremisten befreit. (dpa/law)