München/Berlin . Eigentlich hatte der CSU-Chef angekündigt, 2018 seine politische Karriere beenden zu wollen. Nun will er sie offenbar doch fortführen.

Auf die CSU wartet ein Paukenschlag: Parteichef Horst Seehofer will an diesem Montag verkünden, ob seine politische Karriere auch über 2018 hinaus doch weitergehen soll. Um 10 Uhr will er den Parteivorstand in der CSU-Zentrale in München über seine Entscheidung informieren, bereits eine Stunde vorher steht eine Gesprächsrunde mit der engsten CSU-Spitze an – darunter alle stellvertretenden Parteivorsitzenden und die mächtigen Bezirksvorsitzenden.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur heißt es, dass er sein eigener Nachfolger wird und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann der Spitzenkandidat für die Bundestagswahl am 24. September werden soll. Herrmann sagte im Interview mit der Zeitung: „Horst Seehofer macht einen sehr guten Job, und wir sind mit ihm an der Spitze sehr erfolgreich.“ Es gebe niemanden in Bayern, der auch nur annähernd so hohe Zustimmungswerte erreiche. „Für die CSU und Bayern wäre es das Beste, wenn er auch nach 2018 Ministerpräsident und Parteivorsitzender bleibt.“

2012 kündigte Seehofer Abschied an

Eigentlich hatte Seehofer einen Nachfolger für sich gesucht und wollte, so hatte er es 2012 öffentlich angekündigt, seine politische Laufbahn beenden. Er müsste also diese Erklärung wieder einkassieren. Dies dürfte aber für den „Parteisoldaten“, wie Seehofer sich selbst gerne nennt, das kleinste Problem sein.

Die Vielzahl von prominenten Parteivertretern, die in den vergangenen Wochen eine Fortsetzung der Seehofer-Ära forderte, hat ihm ein gutes Fundament bereitet, sowohl mit Blick auf die eigenen Machtambitionen als auch die argumentative Begründung. Wer will nicht von allen Seiten als unersetzlich und unverzichtbar benannt werden, dies dürfte auch den erfahrenen Politik-Profi Seehofer insgeheim gefreut haben. Zweifel an einer weiteren Amtszeit Seehofers sind schon lange weder in München noch in Berlin zu hören.

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    Keine personelle Alternative zu Seehofer

    Einzig Seehofer selbst äußerte sich immer wieder unentschlossen, da die Gespräche mit der Familie und der Medizincheck noch offen waren. Zuletzt wirkte der Mann, der seit 2008 an der Spitze der CSU steht und genauso lange bayerischer Ministerpräsident ist, körperlich sehr fit und sehr durchsetzungsstark. So wies er etwa bei der Neugestaltung des Abiturs in Bayern auch die größten Kritiker in der mächtigen CSU-Landtagsfraktion – der selbst ernannten Herzkammer der Partei – in ihre Schranken. Und nicht nur das, mit der Faust in der Tasche stimmten diese am Ende sogar für den Kurs Seehofers.

    Hinter dem Rückhalt in der CSU für Seehofer steckt aber nicht nur dessen Stärke. Viele Unterstützer sehen derzeit einfach keine personelle Alternative, mit der die CSU 2018 bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit trotz AfD verteidigen und mit der sie im Herbst bei der Bundestagswahl ihren Einfluss in Berlin sichern könnte. (dpa)