Kiew. Mehrfach gerieten OSZE-Beobachter in der Ostukraine unter Beschuss. Nun ist erstmals ein Beobachter durch eine Landmine getötet worden.

Erstmals ist beim Einsatz im Kriegsgebiet Ostukraine ein OSZE-Beobachter getötet worden. Zwei weitere Mitarbeiter seien verletzt worden, teilte die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Sonntag in Kiew mit.

Bei dem Toten handele es sich um einen Amerikaner, sagte ein Sprecher des österreichischen Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur in Wien. Unter den Verletzten ist demnach eine Frau aus Deutschland. Die Agentur Tass meldetet unter Berufung auf OSZE-Kreise, die Verletzungen seien nicht lebensgefährlich.

600 OSZE-Mitarbeiter beobachten Konflikt in der Ostukraine

Das Auto der Beobachter sei bei einem Einsatz im Separatistengebiet Luhansk über eine Landmine gefahren und habe eine Explosion ausgelöst, hieß es. Die Bundesregierung zeigte sich besorgt. Insgesamt waren sechs Beobachter in zwei gepanzerten Fahrzeugen im Frontgebiet unterwegs. Über mögliche Schäden am zweiten Fahrzeug sowie die Nationalität der anderen Beobachter war zunächst nichts bekannt.

Die OSZE beobachtet den Konflikt im Donbass zwischen ukrainischem Militär und prorussischen Separatisten mit rund 600 Mitarbeitern. In den vergangenen Jahren hatte die Organisation vereinzelt über Bedrohungen ihrer Beobachter im Kriegsgebiet berichtet.

„Der Tod eines Kollegen ist ein Schock für die ganze OSZE“, schrieb Österreichs Außenminister Sebastian Kurz bei Twitter. Der konservative Politiker forderte volle Aufklärung. Die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Kurz ist in diesem Jahr der Vorsitzende der OSZE.

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Der Vorfall dürfte auch zum Thema werden, wenn OSZE-Generalsekretär Lamberto Zannier diese Woche Moskau besucht. Für diesen Dienstag ist ein Gespräch mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow geplant.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit Trauer und Entsetzen auf den gewaltsamen Tod eines OSZE-Beobachters in der Ostukraine reagiert. „Die Bundesregierung erwartet, dass die Konfliktparteien sofort alles Erforderliche unternehmen, um zu klären, wie es zu diesem tragischen Geschehen kommen konnte und wer dafür die Verantwortung trägt“, forderte sie.

Poroschenko fordert Bestrafung der Verantwortlichen

Die Explosion ereignete sich in der Nähe der Ortschaft Prischib nordwestlich der Großstadt und Separatistenhochburg Luhansk. Die Aufständischen machten die ukrainische Armee für den Vorfall verantwortlich. Die Verletzten wurden demnach in ein Krankenhaus in Luhansk gebracht.

Präsident Petro Poroschenko verurteilte den tödlichen Vorfall. „Die Sicherheit und Handlungsfreiheit der Beobachter muss garantiert sein“, forderte er. Die Verantwortlichen müssten bestraft werden. Poroschenko wies Außenminister Pawel Klimkin an, sich bei der Untersuchung des Falls mit der OSZE abzustimmen.

Keine Fortschritte bei Friedensbemühungen

Die Bundesregierung äußerte sich tief bestürzt. „Jemand, der nur mithelfen wollte, Frieden und ein Ende der Kämpfe zu schaffen, hat heute sein Leben verloren“, sagte Außenminister Sigmar Gabriel. Es sei im Interesse aller, allen voran der Konfliktparteien, dass die OSZE-Beobachter ihrer wichtigen und unentbehrlichen, gleichzeitig schwierigen und gefährlichen Arbeit nachgehen könnten.

Seit Anfang April war es nach einer Waffenruhe zum Osterfest etwas ruhiger im Frontbereich geworden. Dennoch gab es fast täglich Berichte über Kämpfe. Die Umsetzung eines unter Vermittlung Deutschlands ausgehandelten Friedensplans kommt seit Monaten nicht voran. Teil des Planes ist auch der Abzug schwerer Waffen von der Front, den die OSZE überwachen soll. Seit Beginn des Konflikts im April 2014 wurden nach UN-Angaben rund 10.000 Menschen getötet. (dpa)