Paris. EU-Gegnerin oder Europafreund? Derzeit ist noch völlig offen, wer als nächster französischer Präsident in den Élyséepalast einzieht.

Unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stimmen die Franzosen über einen Nachfolger von Präsident François Hollande ab. Die Wahllokale öffneten am Sonntagmorgen in Paris und andernorts in Frankreich. Wegen Terrorgefahr schützen mehr als 50.000 Polizisten und 7000 Soldaten die Wähler im ersten Wahlgang. Der Ausgang der ersten Wahlrunde wird in Europa mit großer Spannung erwartet.

Denn unter anderem die EU-Gegnerin Marine Le Pen hat gute Chancen auf die Stichwahl am 7. Mai. Auch der linke Europakritiker Jean-Luc Mélenchon hat Aussichten – ebenso allerdings der europafreundliche Polit-Jungstar Emmanuel Macron und der Konservative François Fillon.

Beteiligung bis zum Nachmittag ungefähr so hoch wie 2012

Die Beteiligung liegt bisher etwa so hoch wie bei der letzten Abstimmung vor fünf Jahren. Bei gutem Wetter in ganz Frankreich gaben am Sonntag nach Angaben des Innenministeriums von 17.00 Uhr rund 69,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. 2012 hatten bis zum gleichen Zeitpunkt rund 70,6 Prozent der Wähler abgestimmt; damals lag die Beteiligung im ersten Wahlgang am Ende bei rund 79,5 Prozent.

Allerdings sind die Wahllokale diesmal eine Stunde länger bis 19.00 Uhr geöffnet. In den großen Städten wird – wie schon beim letzten Mal – sogar bis 20.00 Uhr gewählt. Macron, Le Pen, Fillon und der unbeliebte scheidende sozialistische Präsident François Hollande stimmten schon am Morgen in ihren Wahlkreisen ab.

Erste Ergebnisse frühestens um 20 Uhr

Frühestens nach Schließung der letzten Wahllokale wird mit ersten offiziellen Ergebnissen gerechnet. Allerdings: Medien in der Schweiz und in Belgien hatten beim vergangenen Mal schon am späten Nachmittag erste Trends verkündet. In manchen französischen Überseegebieten wurde wegen der Zeitverschiebung schon am Samstag gewählt.

Nach Informationen des belgischen Rundfunks hat der Linksaußen-Kandidat Jean-Luc Mélenchon in einigen Überseegebieten die Nase vorn. Eine Quelle für die Ergebnisse, deren Veröffentlichung in Frankreich vor Schließung der letzten Wahllokale um 20 Uhr verboten ist, nannte der Sender RTBF nicht. Die dortigen Ergebnisse sind jedoch nicht repräsentativ, weil die Überseegebiete meist stärker links wählen. Insgesamt sind 47 Millionen Menschen stimmberechtigt.

Frankreich-Wahl: Darum reden alle nur über die Affären der Kandidaten

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    Le Pen will ihr Land bei einem Sieg in der Stichwahl aus dem Euro führen und ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft ansetzen. Mélenchon möchte die europäischen Verträge neu verhandeln und über das Resultat in einer Volksbefragung abstimmen lassen, zudem will er das Verteidigungsbündnis Nato verlassen.

    Umfragen lassen knappes Rennen erwarten

    Der sozialliberale Emmanuel Macron und der Konservative François Fillon stehen zur EU und wollen Frankreich reformieren. Umfragen ließen ein ungewöhnlich knappes Rennen erwarten. Macron lag zuletzt leicht vor oder auf Augenhöhe mit Le Pen, Fillon und Mélenchon nur wenige Prozentpunkte dahinter.

    Die Sozialistische Partei des unbeliebten Amtsinhabers François Hollande wird den Elysée wohl nicht verteidigen: Ihr Kandidat Benoît Hamon ist in den Umfragen weit abgeschlagen.

    Sicherheit im Mittelpunkt

    Am Wochenende waren Kundgebungen und Medienauftritte der Kandidaten verboten. Schon nach der Pariser Terrorattacke vom Donnerstagabend hatten mehrere Präsidentschaftsanwärter letzte Termine abgesagt. Ein 39-Jähriger hatte mit einem Kalaschnikow-Sturmgewehr auf Polizisten geschossen und einen von ihnen getötet. Zwei weitere Beamte und eine deutsche Passantin wurden verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Bluttat für sich.

    Die Attacke hatte die Sicherheitspolitik zum Abschluss des Wahlkampfs in den Mittelpunkt gerückt. Frankreich war in den vergangenen Jahren Ziel mehrerer islamistischer Anschläge. Erstmals wählt das Land unter den Bedingungen des Ausnahmezustands. (dpa)

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