Essen. Der „Welt“-Journalist Deniz Yücel sitzt in U-Haft. In Deutschland ist der Fall ein Politikum, in der Türkei wird er kaum kommentiert.

Während sich in Deutschland längst lautstarker Protest gegen die Verhaftung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel formiert hat, spielt der Fall in der türkischen Presse keine große Rolle. Zwar berichten alle Zeitungen über die Entscheidung des Haftrichters, Yücel einzusperren. Die Artikel gehen aber kaum über die bloße Veröffentlichung dieser Nachricht hinaus.

Beherrschen der Fall Yücel und die Presse- und Meinungsfreiheit in der Türkei bereits seit Tagen die Schlagzeilen in Deutschland, werden in der Türkei vor allem die Aussagen von Merkel und Gabriel sowie der Richterspruch zitiert. Einzig die regierungsnahe Zeitung „Star“ kommentiert den Fall.

Deniz Yücel wird als „Agent“ verunglimpft

In einem Tweet mit einem Foto von Deniz Yücel heißt es etwa: „Der als Journalist getarnte Deniz Yücel wurde für seine Terrorpropaganda festgenommen.“ In einem Kommentar auf der Homepage der Zeitung wird Yücel als „Agent“ und „Provokateur“ verunglimpft, der für seine „regelmäßig zum Nachteil der Türkei geschriebenen Artikel“ bekannt sei.

Yücel sitzt seit Montagabend in Untersuchungshaft, zuvor war er schon 13 Tage in Polizeigewahrsam eingesperrt. Dem 43-jährigen Korrespondenten der „Welt“ werden „Propaganda für eine terroristische Vereinigung und Aufwiegelung der Bevölkerung“ vorgeworfen.

Dutzende Journalisten in Türkei in Haft

Mit Yücel sitzt erstmals seit 2002 ein deutscher Korrespondent in Untersuchungshaft. Dutzende regierungskritische türkische Journalisten teilen sein Schicksal. Im Dezember traf es auch einen amerikanischen Korrespondenten des „Wall Street Journals“. Er wurde vorübergehend festgenommen und verließ anschließend das Land.

Eine Auswahl der deutschen Reaktionen zum Fall Yücel finden Sie hier: