Washington. Geld spielt im Weißen Haus keine Rolle mehr: Die Sicherheitsvorkehrungen für die Trumps türmen sich zu einen hohen Millionenbetrag auf.
„Dieser Urlaub kostet den Steuerzahler Millionen – unglaublich!“ Mit solchen Twitter-Beschwerden versuchte Donald Trump seinem Vorgänger Barack Obama mehr als einmal den Start in die Sommerferien zu vergällen. Aber das Sein bestimmt das Bewusstsein.
Seit der 70-jährige Milliardär selbst im Weißen Haus sitzt, spielt Geld für Reisen und Sicherheitsvorkehrungen keine Rolle mehr. Obwohl Trump erst kürzlich verkündet hat, dass seine Regierung wegen der astronomisch hohen Staatsverschuldung jeden Dollar dreifach umdrehen müsse. Allein die ersten drei Wochenendtrips mit der Air Force One (Flugstunde: 200.000 Dollar) in sein privates Prachtresort Mar-a-Lago in Florida schlugen mit zehn Millionen Dollar zu Buche, haben Buchhalter der Regierung kalkuliert.
Dazu kommen 60.000 Dollar pro Tag, die das Sheriff-Büro in Palm Beach County ausgibt, um den Verkehr abzuriegeln, wenn „Potus“ kommt und wieder fährt.
Washington wird nicht der Ort, an dem sich Trump wohlfühlt
Noch üppiger fällt die Rechnung für New York aus. Dort logiert First Lady Melania Trump samt Sohn Barron. Um Trumps Penthouse-Wolkenkratzer in Manhattan vor unliebsamen Gästen zu schützen, gibt die Polizei am Tag 500.000 Dollar aus. Auf die Amtszeit gerechnet, würde das schwindelerregende 750 Millionen Dollar ausmachen. Senatoren aus beiden Bundesstaaten, darunter der frühere Trump-Rivale Marco Rubio, rufen bereits nach finanzieller Kompensation für die Städte.
Tom Fitton, Chef von Judicial Watch, einer konservativen Bürgerrechtsorganisation, die Obama acht Jahre lang mit Klagen gepiesackt hat, erinnert Trump an das Versprechen, sparsam mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen: „Die ständigen Reisen nach Florida sind teuer. Und die Arbeit dort kann er auch woanders erledigen.“
Das sieht Trump anders. In der fünften Woche seiner Präsidentschaft ist offenkundig, dass Washington nicht der Ort wird, an dem sich der Geschäftsmann wohlfühlt. Die bis Ende Mai fast durchgängig angesetzten Weekend-Trips nach Mar-a-Lago Florida sind das beste Indiz für „Fluchtverhalten“ aus dem politischen Moloch.
Immobilien-Portfolio ist 300 Millionen Dollar wert
Womit Trump im Prinzip keine Ausnahme darstellt. Präsident George W. Bush zog es regelmäßig auf seine Ranch in Crawford/Texas. Bush, der Ältere, erholte sich vom Regierungsstress auf dem Familienanwesen in Kennebunkport/Maine. Nixon hatte eine Bleibe in Key Biscayne (Florida), die Kennedys sind auf ewig mit dem Hafenstädtchen Hyannis Port in Massachusetts verbunden. Aber niemand von Trumps Vorgängern hat sein Feriendomizil zu einem (für die eigene Kasse einträglichen) Weißen Haus II mit Strandanschluss umfunktioniert.
Mar-a-Lago ist auf dem besten Weg dahin. In den 20er-Jahren von der damals reichsten Frau Amerikas, Cornflakes-Erbin Marjorie Merriweather Post, erbaut, ist das Anwesen mit seinen 128 Zimmern auf sieben Hektar Land seit 1985 das Juwel in Trumps Immobilien-Portfolio. Kaufpreis damals: unter zehn Millionen Dollar. Geschätzter Wert heute: bis zu 300 Millionen Dollar.
Mit kiloweise Blattgold überzogener Protzbau ist Trumps „Versailles“
Der mit Marmor aus Genua, Fliesen aus Spanien und Kuba, flämischen Wandteppichen und kiloweise Blattgold verzierte Protzbau samt Ballsaal, Tennisplatz und Schwimmbad ist Trumps „Versailles“. Hier hält er unter Palmen Hof (Japans Premierminister Abe war bereits über Nacht zu Gast), ernennt Regierungsmitglieder (Sicherheitsberater McMaster), spielt Golf und mischt sich samt Entourage unter die vermögenden Gäste. Das zwischen Atlantik und einer Lagune gelegene Luxusresort ist ein Klub der Superreichen.
Seit Besitzer Trump im Amt ist, wurde die Aufnahmegebühr ruckzuck auf 200.000 Dollar verdoppelt; plus jeweils 14.000 Dollar pro Jahr für den allgemeinen Betrieb. Zu den „Topmietern“ gehören Banker, Firmenbosse und andere aus der Schicht der oberen Zehntausend, die sich exklusiver Nähe zum mächtigsten Mann der Vereinigten Staaten erfreuen können.
Manchmal wird dabei sogar Geschichte geschrieben. Als Trumps Berater den Chef vom jüngsten Raketentest in Nordkorea unterrichteten, waren Klubgäste in Hör- und Sichtweite. Einem Privatier gelang es dabei, den Elitesoldaten, der Trump den Koffer mit den Codes für die Atombombe hinterherträgt, gegen alle Protokollvorschriften zum Selfie zu überreden.
Grenzen zwischen Geschäft, Entspannung und Regieren verwischen
Die Einnahmen von rund 30 Millionen Dollar, die Trump im vergangenen Jahr mit der Immobilie gemacht hat, werden „perspektivisch ganz sicher steigen“, sagen Makler in Palm Beach. Die Grenzen zwischen Geschäft, Entspannung und Regieren verwischen. Ethikaufpasser der Vorgängerregierung erkennen bereits einen „Interessenkonflikt par excellence“. Nachbarn sehen einen unerwünschten Ruhestörer, Anliegerfirmen, etwa der Betreiber des kleinen Latana-Airports, einen Arbeitsplatzkiller. Wenn Trump da ist, darf dort niemand starten oder landen.
Das Weiße Haus reagiert stoisch auf die Angriffe: Mar-a-Lago, so eine Sprecherin, mache den Präsidenten für „normale Amerikaner zugänglich“. Dass die Aufnahmegebühr dem Vierfachen des durchschnittlichen Jahreseinkommens einer US-Familie entspricht – geschenkt.
Eric Trumps Reise nach Uruguay kostete den Steuerzahler 100.000 Dollar
Tom Fitton, der Finanzaufpasser, hätte eine preiswertere Lösung parat. Zumal Trump noch im Wahlkampf angedeutet hatte, dass er „nur selten das Weiße Haus verlassen wird, weil es so unendlich viel Arbeit gibt“. Camp David, das rustikale Präsidentenrefugium in Maryland, ist von Washington aus mit dem Hubschrauber zu erreichen. Mit Trump aber nicht zu machen. „Camp David ist schön“, ätzte der an Großstadt-Blingbling gewöhnte Trump über den Blockhütten-Charme, „für 30 Minuten.“
So lange hat in etwa auch die Eröffnungszeremonie des neuen Trump-Golfplatzes in Dubai gedauert. Statt des Vaters, der versprochen hat, Amts- und Regierungsgeschäfte zu trennen, jetteten die Söhne Eric und Donald Jr. in das arabische Land; begleitet von Bodyguards des Secret Service samt Logistikpersonal. Beides steht den Familienmitgliedern Trumps zu. Exakte Kosten: unbekannt. Zum Vergleich: Als Eric Trump wegen eines Immobilienprojekts nach Uruguay reiste, entstanden dem Steuerzahler Kosten von 100.000 Dollar. So sind sie, die Trumps: eine schrecklich teure Familie.
Donald Trump legt seinen Amtseid ab