Oberkotzau. Eine Schule in Bayern wirbt mit dem Prädikat „Schule ohne Rassismus“. Direktor soll nun ein AfD-Mann werden – Streit ist programmiert.

Eine Entscheidung der Regierung Oberfranken spaltet die Elternschaft in einer Grund- und Mittelschule im Landkreis Hof: Der neue Schuldirektor wird ab dem im September beginnenden neuen Schuljahr Gerd Kögler, Mitglied im Vorstand des AfD-Kreisverbands Hochfranken.

Eltern, Lehrer und Schüler kritisieren, dass die Haltung der AfD nicht mit den Werten zusammengehe, denen sich die Schule verschrieben hat. Der Hintergrund: Die Bildungsstätte beteiligt sich an dem Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, dem in Deutschland mehr als 2000 Lehranstalten angehören, die sich gegen Diskriminierung engagieren und insbesondere Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund fördern wollen.

Auch vorige Schule trägt Anti-Rassismus-Prädikat

Auf der Facebook-Seite der Initiative heißt es zu der Personalie: „Aus Sicht der Bundeskoordination (Anmerk. des Projekts) vertritt die AfD Positionen, die die Gleichwertigkeit von Menschen in Frage stellen. Damit widerspricht sie den Werten und Normen, die das Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage vertritt.“ Für diese Werte und Normen gelte es „gerade jetzt einzutreten“, so heißt es weiter.

Zuständig für die Besetzung des neuen Schuldirektors ist die Regierung in Oberfranken. Auf Anfrage unserer Redaktion hieß es zu dem Fall: „Herr Kögler ist bereits seit 2012 Schulleiter an einer Mittelschule in Hof. Er wird also nicht neu zum Rektor ernannt, er wechselt lediglich die Schule.“ Und weiter: „Auch seine bisherige Schule trägt im Übrigen das Prädikat „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“.

Direktor bittet um faire Behandlung

Laut der Regierung Oberfranken ist geplant, „dass sich Herr Kögler in Kürze bei einer Lehrerkonferenz dem Kollegium der Grund- und der Mittelschule Oberkotzau vorstellen wird.“ Danach solle er an einem Einführungsgespräch mit der derzeitigen Schulleitung und dem Elternbeirat teilnehmen. „Es besteht also Gelegenheit zur Diskussion auch innerhalb der Schulfamilie.“

Der AfD-Landesvorsitzende Petr Bystron sieht den Schuldirektor Gerd Kögler politischer Hetze ausgesetzt.
Der AfD-Landesvorsitzende Petr Bystron sieht den Schuldirektor Gerd Kögler politischer Hetze ausgesetzt. © imago/reportandum | imago stock&people

Der künftige Schuldirektor bittet indes gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ um eine faire Behandlung. An der Ausrichtung als „Schule ohne Rassismus“ wolle er nichts ändern. Auch wisse er, „wie Demokratie funktioniert“, und wie man ein privates Amt von seiner öffentlichen Funktion als Beamter trenne. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass sich in Oberkotzau nichts ändern wird“, zitiert ihn die Zeitung.

AfD-Landesvorsitzender spricht von Diffamierung

Schärfer ist der Tonfall des bayerischen AfD-Landesvorsitzenden: „Ich finde diese Hetze entsetzlich. Genau wegen solcher Zustände bin ich aus dem Kommunismus geflüchtet“, sagte Petr Bystron unserer Redaktion. „Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich noch einmal erleben muss, dass Menschen wegen ihrer politischen Überzeugung diffamiert und am Arbeitsplatz benachteiligt werden.“

Die Landesregierung Oberfranken verweist darauf, dass Kögler keine Nachteile entstehen. „Nur über ein Disziplinarverfahren kann ein Beamter seines Dienstes enthoben werden. Um ein solches Verfahren einzuleiten, müssen gewichtige Gründe vorliegen“, so eine Sprecherin. Und die gebe es in dieser Personalie eben nicht.