Kabul. Viele halten Afghanistan für einen zerrütteten, unsicheren Staat. Trotzdem sind erneut Flüchtlinge in das Land abgeschoben worden.

Eine Gruppe von aus Deutschland abgeschobenen afghanischen Flüchtlingen ist am Donnerstagmorgen mit dem Flugzeug in Kabul eingetroffen. An Bord der aus München kommenden Maschine waren 18 junge Männer, wie das bayerische Innenministerium am Vorabend mitgeteilt hatte. Das Flugzeug landete gegen 7.15 Uhr (Ortszeit).

Abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan abgeschoben

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    Es ist die dritte Sammelabschiebung nach Afghanistan seit Ende vergangenen Jahres. Sie stieß bundesweit auf Kritik, weil in dem Krisenland islamistische Taliban die afghanische Regierung bekämpfen und landesweit Anschläge verüben. Am Münchner Flughafen hatten am Abend etwa 250 Menschen gegen die Abschiebungen protestiert.

    Teilnehmer einer Demonstration am Flughafen in München halten Schilder mit der Aufschrift
    Teilnehmer einer Demonstration am Flughafen in München halten Schilder mit der Aufschrift "Kein Mensch ist illegal" hoch. © dpa | Matthias Balk

    Einige Bundesländer lehnen Abschiebung nach Afghanistan ab

    Die Opposition im Bundestag sowie Flüchtlingsorganisationen hatten scharfe Kritik an der vom Bund geführten Aktion geäußert. Aus ihrer Sicht ist Afghanistan alles andere als ein sicheres Land. Daher lehnen auch mehrere Bundesländer eine Beteiligung an der Sammelabschiebung ab.

    Nach Angaben von Quellen, die die Ankunft beobachteten, wirkte einer der Passagiere krank oder geschwächt, er musste von zwei Helfern gestützt werden. Bis zum Schluss waren afghanische Behörden nicht voll im Bild über die Zahl der Ankömmlinge. Beobachter des Geschehens sagten, dass Vertreter des Flüchtlingsministeriums erst kurz vor Ankunft des Fluges eine Liste mit allen Passagieren bekamen. Die Flughafenpolizei ging noch am Morgen von 30 Passagieren aus.

    Bürgermeister will Abschiebung von afghanischer Familie verhindern

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      Flüchtlinge aus sechs Bundesländern an Bord

      Afghanische Behörden hatten bereits zuvor über unzureichende Informationen über die Abschiebeflüge von deutscher Seite geklagt. Von deutscher Seite waren aber auch Klagen über die verspätete Bearbeitung von Papieren der Afghanen zu hören gewesen.

      Von den 18 abgelehnten Asylbewerbern an Bord waren fünf aus Bayern, vier aus Baden-Württemberg, vier aus Hessen, zwei aus Hamburg, zwei aus Sachsen-Anhalt und einer aus Rheinland-Pfalz. „Es handelte sich um alleinstehende junge Männer, darunter auch Straftäter“, erklärte das bayerische Innenministerium.

      Von den rund 250.000 in Deutschland lebenden Afghanen waren Mitte Dezember nach Angaben des Bundesinnenministeriums rund 11.900 ausreisepflichtig, davon sind etwa 10.300 geduldet. (dpa)