Berlin. Hupkonzert und Autokorso in Berlin für den in der Türkei festgenommenen Journalisten Deniz Yücel. Eingeschaltet hat sich auch Merkel.
Mit einem Autokorso haben zahlreiche Unterstützer von Deniz Yücel am Sonntag in Berlin gegen die Festnahme des Türkei-Korrespondenten der „Welt“ protestiert. Sie veranstalteten Hupkonzerte und forderten auf Plakaten wie „Free Deniz“ oder „Journalisten sind keine Terroristen“ die Freilassung des 43-Jährigen sowie anderer Journalisten, die derzeit in der Türkei inhaftiert sind.
Schätzungen zufolge beteiligten sich mehrere hundert Menschen mit über 60 Fahrzeugen. Einer der Initiatoren sagte, es könne möglicherweise weitere Protestveranstaltungen gegen die Festnahme von Journalisten in der Türkei geben. Zu der Aktion am Sonntag war kurzfristig in sozialen Netzwerken unter #Korso4Deniz aufgerufen worden. An dem Autokorso nahmen den Angaben zufolge zahlreiche Mitarbeiter von Medien teil.
Merkel verlangt von Türkei „faire Behandlung“
Yücel ist der erste deutsche Journalist, der seit Verhängung des Ausnahmezustandes in der Türkei in Polizeigewahrsam genommen wurde. Er befindet sich seit Dienstag in türkischem Polizeigewahrsam. Er hatte sich nach Angaben der „Welt“ ins Polizeipräsidium Istanbul begeben, um Fragen zu seinen Berichten über eine Hacker-Attacke auf das E-Mail-Konto des türkischen Energieministers zu beantworten.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verlangt von der Türkei, im Ermittlungsverfahren rechtsstaatliche Regeln einzuhalten. Bei einem Treffen mit dem türkischen Ministerpräsidenten Binali Yildirim am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz habe Merkel den Fall ausführlich angesprochen, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert mit. „Sie hat darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass Herr Yücel durch die deutsche Botschaft umfassend konsularisch betreut werden kann. Die Bundeskanzlerin drückte die Erwartung der Bundesregierung aus, dass Deniz Yücel eine faire und rechtsstaatliche Behandlung erfährt.“
Vorwurf: Mitgliedschaft in Terrororganisation
Die türkischen Behörden werfen dem Korrespondenten Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Datenmissbrauch und Terrorpropaganda vor. Der 43-Jährige hat nach Angaben der „Welt“ sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsbürgerschaft. Nach dem derzeit in der Türkei geltenden Ausnahmezustand kann die Polizei Yücel bis zu 14 Tage lang festhalten, bevor er einem Haftrichter vorgeführt werden muss. (epd/dpa)