Berlin. Martin Schulz, der neue SPD-Hoffnungsträger, beflügelt die Fantasie in Presse und sozialen Medien. Nicht alles ist dabei ernst gemeint.
- Die SPD ist von ihrem künftigen Chef Martin Schulz begeistert
- Auch bei Twitter hat er eine Flut von Reaktionen ausgelöst
- Neben Zustimmung und Kritik gibt es viele schräge Botschaften
Wer Martin Schulz auf Twitter folgt, braucht Geduld. Gerade einmal eine Handvoll Tweets hat der Sozialdemokrat seit Bekanntwerden seiner Kanzlerkandidatur am 24. Januar abgesetzt. Ein Twitter-Dauerfeuer, wie etwa im Fall von Donald Trump, ist von dem designierten SPD-Vorsitzenden also nicht zu erwarten. Das übernehmen dafür derzeit andere.
Denn der fliegende Wechsel an der SPD-Spitze von Sigmar Gabriel zu Schulz elektrisiert Anhänger und Gegner der Partei. Nicht allein, dass die in den letzten Monaten fast zementierten Zahlen in den Meinungsumfragen in Bewegung geraten sind – bei einer neuen Insa-Umfrage im Auftrag der „Bild“-Zeitung (Bezahlinhalt) hat die SPD um satte fünf Prozentpunkte zugelegt; mit Schulz geht auch ein Ruck durch Medien und Internet. Humor und Spott sind dabei ebenso auszumachen wie Begeisterung und Kritik.
Bei Twitter ist Schulz seit seiner Inthronisierung als Herausforderer von Angela Merkel einer der Renner. „Kapitän Schulz befiehlt den Warp-Sprung ins Kanzleramt!“, heißt es da beispielsweise. Schulz als Captain Kirk der SPD im „Raumschiff Enterprise“-Look:
Mit Merkel-Raute und Schulz-Bart
Andere sehen Schulz kritischer und schlagen in die gleiche Kerbe wie ARD-Talkmasterin Anne Will. Will hatte am Sonntag ihren Solo-Gast Schulz in Verlegenheit gebracht, als sie fast gleichlautende Redeausschnitte von der Kanzlerin und ihrem Herausforderer einspielen ließ. Wo bleibt das Alleinstellungsmerkmal? Entsprechend macht ein Twitterer aus den beiden Kontrahenten den Zwitter „Margela Schurkel“ – mit Merkel-Raute und Schulz-Bart:
Doch Martin Schulz scheint auch die Fantasie so mancher Journalisten zu beflügeln – und die Überschriften-Macher zu blumiger Sprache zu verleiten. Der „Spiegel“ hievte die SPD-Personalie auf die Titelseite und feierte Schulz als „Sankt Martin“ ab. Für das Internetportal „Euronews“ ist der SPD-Mann zum schönen Prinzen geworden, der seine Partei aus einem langen Schlaf erweckt: „Schülz küsst die SPD wach.“
Die Sache mit der Brille
Das „Handelsblatt“ gibt sich dagegen eher nüchtern und titelt eine Geschichte über den Schulz-Effekt an der Parteibasis knapp „Genosse Menschenfänger“. In gewohnter Manier kommentierte auch das Satire-Portal „Der Postillon“ die Personalie: „Fataler Fehler der SPD: Noch nie gewann ein Kanzlerkandidat mit Brille!“ Dazu die Porträts der bebrillten einstigen Kandidaten Steinbrück, Steinmeier, Scharping, Vogel....
In der Angelegenheit gibt es übrigens einen Tipp aus, nun ja, berufenem Munde: Der Berliner Promi-Friseur Udo Walz empfiehlt Schulz einen Brillenwechsel: „Ich rate ihm zu einer braunen Hornbrille, ein etwas größeres Gestell mit runden Gläsern, auffällig, markant und stylish – das kommt beim Wähler an“, so Walz, der auch schon die Kanzlerin in Sachen Style beriet. An der Frisur des SPD-Mannes habe er nichts auszusetzen. Walz: „Die soll bleiben wie sie ist.“