Istanbul. Der IS hat den Anschlag auf den Istanbuler Club für sich reklamiert. 39 Menschen starben. Darunter sind auch Männer aus Deutschland.

  • Die Behörden in Istanbul haben zwei Deutsche unter den Anschlagsopfern identifiziert
  • Einem Bericht zufolge kommt mindestens eines der deutschen Opfer aus Bayern
  • Der Täter ist weiterhin auf der Flucht

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat den Angriff auf einen Tanzclub in Istanbul für sich reklamiert. Ein „Soldat des Kalifats“ sei für die Tat verantwortlich, heißt es in einer am Montag im Internet verbreiteten Erklärung des IS.

Bei dem Terrorangriff auf eine Silvesterparty waren mindestens 39 Menschen gestorben. Am Montagmittag wurden acht Verdächtige festgenommen . Sie stünden im Zusammenhang mit dem Angriff in der Silvesternacht, meldete die Nachrichtenagentur DHA, ohne weitere Details zu nennen.

Täter konnte wohl entkommen

Die Behörden arbeiteten mit Hochdruck daran, die Identität des Täters festzustellen. Es könne sein, dass der Angreifer seine Waffe im Club gelassen und sich im Tumult unter die Flüchtenden gemischt habe.

Mindestens ein bewaffneter Angreifer war am Sonntagmorgen kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Club am Bosporusufer eingedrungen und hatte minutenlang wahllos auf Hunderte von Feiernden geschossen. Bis Sonntagabend waren noch nicht alle Opfer identifiziert. Unter den Toten sind auch zahlreiche Ausländer. Nach Regierungsangaben wurden zudem 65 Menschen verletzt.

Zwei Tote kamen aus Deutschland

Unter den Toten des Anschlags in Istanbul ist mindestens ein Opfer aus Bayern. Das berichtet der Bayerische Rundfunk und bezieht sich auf einen Sprecher der Polizei Oberbayern-Nord. Es soll sich demnach um einen 26-jährigen Mann aus dem Landkreis Landsberg am Lech handeln.

Das Auswärtige Amt bestätigte auch den Tod eines weiteren Mannes, der aus Deutschland kam. „Wir gehen davon aus, dass zwei der Todesopfer aus Deutschland kamen, das heißt also hier ihren festen Wohnsitz hatten“, sagte ein Sprecher am Montag in Berlin.

Trauer nach dem Attentat in Istanbul

 Rote Nelken und Kerzen: Dem Schock über das Attentat im Club Reina in Istanbul folgt die Trauer.
Rote Nelken und Kerzen: Dem Schock über das Attentat im Club Reina in Istanbul folgt die Trauer. © imago/Xinhua | imago stock&people
Unter Beobachtung von Fotografen und Kameraleuten legen Trauernde am Eingang des Clubs Blumen und Kerzen nieder.
Unter Beobachtung von Fotografen und Kameraleuten legen Trauernde am Eingang des Clubs Blumen und Kerzen nieder. © Getty Images
Bei der Beerdigung von Ayhan Arik, einem der 39 Opfer des Angriffs, tragen Angehörige und Freunde den Sarg.
Bei der Beerdigung von Ayhan Arik, einem der 39 Opfer des Angriffs, tragen Angehörige und Freunde den Sarg. © Getty Images | Burak Kara
Erschüttert stehen Verwandte von Ayhan Arik am Sarg...
Erschüttert stehen Verwandte von Ayhan Arik am Sarg... © Burak Kara
...dicke Tränen der Trauer zeichnen das junge Gesicht eines Angehörigen.
...dicke Tränen der Trauer zeichnen das junge Gesicht eines Angehörigen. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Die Mutter von Fatih Cakmak, ein Wachmann des angesagten Clubs Reina und eines der ersten Opfer des Attentats, weint verzweifelt am Sarg.
Die Mutter von Fatih Cakmak, ein Wachmann des angesagten Clubs Reina und eines der ersten Opfer des Attentats, weint verzweifelt am Sarg. © REUTERS | UMIT BEKTAS
Tränen und Entsetzten.
Tränen und Entsetzten. © REUTERS | OSMAN ORSAL
Eine Mitarbeiterin des Reina Nachtclubs sitzt erschüttert auf den Steinen und vergräbt ihr weinendes Gesicht hinter den Händen.
Eine Mitarbeiterin des Reina Nachtclubs sitzt erschüttert auf den Steinen und vergräbt ihr weinendes Gesicht hinter den Händen. © REUTERS | HUSEYIN ALDEMIR
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Drei weitere Deutsche unter den Verletzten

Einer der Männer habe sowohl die deutsche als auch die türkische Staatsangehörigkeit. „Bei dem anderen gehen wir derzeit davon aus, dass er nur türkischer Staatsangehöriger ist.“ Beide hätten in Bayern gewohnt. Der Sprecher fügte an, dass drei weitere deutsche Staatsangehörige bei dem Anschlag verletzt worden seien. „Sie sind in guter medizinischer Behandlung und außer Lebensgefahr.“

Unter den 39 Toten sind 25 Männer und 14 Frauen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Elf der identifizierten Todesopfer waren demnach türkische Staatsangehörige, ein weiterer habe zusätzlich die belgische Staatsangehörigkeit gehabt. Alle anderen waren demnach Ausländer verschiedener Nationalitäten. Als Herkunftsländer nannte Anadolu Saudi-Arabien (7), Libanon und den Irak (je 3), Tunesien, Marokko, Indien, Jordanien (je 2), Kuwait, Kanada, Israel, Syrien, Russland (je 1).

Tote bei Angriff auf Club in Istanbul

Viele hundert Menschen feierten in einem Istanbuler Club, als ein oder zwei Männer, die als Weihnachtsmänner verkleidet gewesen sein sollen, das Feuer eröffneten.
Viele hundert Menschen feierten in einem Istanbuler Club, als ein oder zwei Männer, die als Weihnachtsmänner verkleidet gewesen sein sollen, das Feuer eröffneten. © imago/Depo Photos | imago stock&people
Mindestens 39 Menschen wurden getötet, mindestens 69 Menschen wurden verletzt.
Mindestens 39 Menschen wurden getötet, mindestens 69 Menschen wurden verletzt. © imago/Depo Photos | imago stock&people
Etwa 17.000 Polizisten sollten die Silvesterfeiern in Istanbul sichern.
Etwa 17.000 Polizisten sollten die Silvesterfeiern in Istanbul sichern. © imago/Depo Photos | imago stock&people
Istanbuls Gouverneur spricht von einem Terrorangriff.
Istanbuls Gouverneur spricht von einem Terrorangriff. © dpa | Uncredited
Im Club Reina feierten zum Zeitpunkt des Angriffs 600 bis 700 Menschen.
Im Club Reina feierten zum Zeitpunkt des Angriffs 600 bis 700 Menschen. © Getty Images | Burak Kara
Der Club liegt unmittelbar am Bosporus. Einige Clubbesucher retteten sich mit einem Sprung ins Wasser.
Der Club liegt unmittelbar am Bosporus. Einige Clubbesucher retteten sich mit einem Sprung ins Wasser. © REUTERS | STRINGER
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Hinweis auf islamistischen Hintergrund

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan kündigte an, weiter entschlossen gegen den Terrorismus zu kämpfen. Die Türkei werde alles tun, um „die Sicherheit und den Frieden ihrer Bürger zu gewährleisten“. International wurde die Tat scharf verurteilt. Bereits 2016 hatte die Türkei eine ganze Reihe verheerender Anschläge erlebt.

Die Tatsache, dass der Angriff einem mondänen Club galt, in dem auch Ausländer verkehren, werteten Beobachter in der Türkei als Hinweis auf einen möglichen islamistischen Hintergrund. Nach dem türkischen Einmarsch im August in Syrien hatte der Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, im November zu Anschlägen in der Türkei aufgerufen.

Der Zeitung „Hürriyet“ zufolge waren am Silvestertag acht Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Ankara festgenommen worden, die einen Anschlag in der Nacht geplant haben sollen. Türkische Truppen sind derzeit in Nordsyrien in heftige Gefechte mit dem IS verwickelt. (dpa)