Paris. Die Lage in Aleppo ist dramatisch. Westliche und arabische Länder fordern ein Einlenken Assads. Ihre Worte zeugen von Machtlosigkeit.

Deutschland und seine Partner haben an das syrische Regime appelliert, Zivilisten und Kämpfer aus den belagerten Rebellenvierteln Aleppos abziehen zu lassen. „Wir fordern das Regime, aber auch den Iran und Russland auf, Menschen aus der Kampfzone gehen zu lassen“, sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) am Samstag nach einem Treffen westlicher und arabischer Länder in Paris.

In Genf kamen am Nachmittag zudem Militärexperten und Diplomaten Russlands und der USA zusammen, wie die russische Agentur Tass unter Berufung auf diplomatische Kreise berichtete.

Vollständige Zerstörung Aleppos verhindern

US-Außenminister John Kerry rief Syriens Präsidenten Baschar al-Assad und dessen Verbündeten Russland auf, „ein wenig Gnade“ zu zeigen. Er glaube, dass es einen Weg nach vorn geben könne – doch das hänge an Russland.

Kerry betonte, es gehe darum, die vollständige Zerstörung Aleppos zu verhindern. Er warf dem syrischen Regime wegen dessen „wahllosen Bombardierungen“ Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen vor.

Lage der Zivilbevölkerung ist dramatisch

In der heftig umkämpften nordsyrischen Stadt erleiden Rebellen gegen Assad derzeit eine schwere Niederlage, die Lage der Zivilbevölkerung ist dramatisch. Steinmeier und seine Kollegen aus Frankreich, den USA und Katar betonten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz erneut, dass letztlich nur eine politische Lösung den seit Jahren andauernden Bürgerkrieg beenden könne.

Ein Sieg der Regierungstruppen in Aleppo bedeute kein Ende der Kämpfe, warnte der Deutsche. „Sie werden an anderer Stelle in Syrien weitergeführt werden. Dann möglicherweise eher mit terroristischen Methoden als mit der militärischen Konfrontation.“ Kerry sagte: „Keine der Parteien in diesem Konflikt sollte einen blutigen Kampf bis zum Ende akzeptieren.“

Bestürzung über Lage in Aleppo ist groß

Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault erklärte, die syrische Opposition sei zu Gesprächen ohne Vorbedingungen bereit. Das habe deren Koordinator Riad Hidschab erklärt. Der Außenminister von Katar, Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, beklagte: „Anscheinend setzt leider die andere Seite auf eine militärische Lösung.“

An dem Pariser Treffen nahmen Länder teil, die moderate Gegner Assads unterstützen und sich für eine politische Lösung des Konflikts einsetzen. Neben fünf westlichen Ländern und der EU waren auch Jordanien, Katar, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei vertreten. Die Teilnehmer äußerten sich bestürzt über die Lage in Aleppo. „Es fehlt uns ja mittlerweile sogar die Sprache, es fehlen uns die Worte dafür, um zu beschreiben, was in Aleppo tagtäglich stattfindet“, sagte Steinmeier.

Hoffnung auf Waffenstillstand

Ihm zufolge sei es auch darum gegangen, auszuleuchten, ob es noch Chancen auf Kampfpausen gebe. „Und kann möglicherweise aus mehreren Kampfpausen auch ein Waffenstillstand entstehen?“ Kerry forderte Russland und Assad auf, sich zu bewegen. „Um Frieden zu schaffen, müssen mächtige Leute (...) oft die ersten und größeren Schritte machen, um Vertrauen aufzubauen“, sagte er. „Russland und Assad haben gerade einen Moment, wo sie in einer offensichtlich dominanten Position sind“, sagte er. „In der Diplomatie kann ein wenig Gnade manchmal viel bewegen.“ (dpa)