Ankara. Bulut, Erdogans Berater, hält mit Verschwörungstheorien nicht hinterm Berg. Nun äußerte er eine Vermutung über Köche in der Türkei.

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sieht sich und sein Land immer schon von Feinden umgeben. Die Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung vom Dezember 2013? Erdogan sieht darin Erfindungen seines Erzfeindes Fethullah Gülen. Die Lira stürzt ab, und Erdogan weiß, woran es liegt: „Unsere Wirtschaft ist ins Visier ausländischer Devisenspekulanten geraten“, sagt der türkische Präsident.

Als einflussreichster Einflüsterer solcher Verschwörungstheorien gilt Yigit Bulut. Der Ex-Journalist wurde im Juli 2013 von Erdogan zum Chefberater berufen. In dieser Rolle wartet er ständig mit abstrusen Enthüllungen auf: Die Massenproteste gegen Erdogan im Sommer 2013? Angezettelt angeblich von der Lufthansa: Die deutsche Airline wolle die Türkei schwächen, um einen Großflughafen bei Istanbul zu verhindern, der dem eigenen Drehkreuz Frankfurt Konkurrenz machen könnte.

Agenten als Köche getarnt im Land?

Jetzt hat der 44-jährige Bulut eine neue Bedrohung ausgemacht: Ausländische Agenten reisen mit Kochmütze getarnt durch Anatolien. Er habe neulich eine Koch-Show im Fernsehen gesehen, erzählte er im TV-Sender A Haber. Da seien ein britischer und ein italienischer Küchenchef aufgetreten, die angeblich lokale Rezepte ausprobieren. In Wirklichkeit sammelten die vermeintlichen Köche aber „Informationen über Militäreinrichtungen und Industriebetriebe“. Nicht Kulinarisches interessierte die Agenten, sondern: „Wo sind die Militäreinheiten, wo ist die Radarstation, wo lagert die Munition?“ Dabei machten es sich die Spione zunutze, dass die türkische Landbevölkerung „rein, gastfreundlich und arglos“ sei, so Bulut.

Kein Verdacht ist zu absurd, als dass ihn Bulut nicht äußern würde. So behauptet er auch, „ausländische Mächte“ arbeiteten an einem Plan, Erdogan per „Telekinese“ zu ermorden. Im Juni erklärte er, Erdogan habe das alleinige Recht, in der Türkei Politik zu machen: „Es ist nicht notwendig, dass jemand anders Politik ausübt“, sagte Bulut im Staatssender TRT Haber. „Unsere Aufgabe in diesem Land ist es, den Führer zu unterstützen.“

Bulut sei bereit, für Erdogan zu sterben

Von ausländischen Politikern hält Bulut wenig. Es gebe nur „zweieinhalb“ echte politische Führer in der Welt, erklärte er: Einer sei Erdogan, der zweite Wladimir Putin, und die halbe Portion sei Barack Obama. Die EU hält Bulut für ein Auslaufmodell. Ein Beitritt sei für die Türkei „keine Option mehr“, verkündete der Erdogan-Berater schon 2014. Nur wenn sich sein Land von Europa lossage, könne es eine „globale Rolle“ spielen. Im Visa-Streit drohte Bulut im Juni damit, die Türkei werde alle Abkommen mit der EU einseitig aufkündigen, also auch die Zollunion.

Der Chefberater sieht sich als den obersten Leibwächter seines Herren: In einer Talkshow des Staatsfernsehens TRT erklärte Bulut, er sei „bereit für Erdogan zu sterben“. Er besitze zwei Pistolen und habe im Laufe der Jahre ein Arsenal von „hunderten Kugeln“ angesammelt. „Niemand kann dem Präsidenten dieses Landes etwas antun, bevor er mich getötet hat.“