Berlin. Die Umstände des Mordfalls von Freiburg passen in keine Schablone. Die „Tagesschau“ schätzte das Geschehen falsch ein. Ein Kommentar.

In Freiburg wird eine junge Frau vergewaltigt und ermordet, die Polizei nimmt einen 17-jährigen Flüchtling als dringend Tatverdächtigen fest – und in der 20-Uhr-Ausgabe der ARD-„Tagesschau“ wird mit keinem Wort darüber berichtet. Eine Entscheidung, die im Netz auf geballte Kritik stößt – und dies zu Recht. Denn die Entscheidung war falsch.

Zum einen: Der Freiburger Fall ist nicht nur von „regionaler Bedeutung“, wie die Verantwortlichen ihre journalistische Linie verteidigen. Die Debatte über von Zuwanderern begangene Straftaten wird spätestens seit der Silvesternacht von Köln bundesweit geführt. Die besondere Brisanz wird auch durch das große öffentliche Interesse an der Berichterstattung über den Fall belegt. Es war eine Meldung für die Hauptnachrichten.

Rechte instrumentalisieren den Fall

Zudem gewinnt der Mord durch die Tatsache, dass das Opfer selbst in der Flüchtlingshilfe engagiert war, eine zusätzliche Tragik. Auch deshalb war es in diesem konkreten Fall gerechtfertigt, von der Regel abzuweichen, wonach die Nationalität eines mutmaßlichen Täters nicht zu nennen ist, wenn sie nicht in direkten Zusammenhang mit der Tat steht. Der Name des Verdächtigen tut dagegen nichts zur Sache.

Die Deutsche Presse-Agentur benannte in ihren Bericht die Herkunft des Verdächtigen. Sie unterstrich dieses Vorgehen mit dem Hinweis, in solchen Fällen gebe es keine allgemeingültige Schablone, nach der man verfahren könne. Die Agentur liegt damit richtig. Im Freiburger Fall war die Herkunft des dringend Tatverdächtigen eine wichtige Information für die Öffentlichkeit.

Der Vorwurf, durch die Nennung der Herkunft unterstütze man leichtfertigerweise die Propaganda ausländerfeindlichen Gruppierungen, greift nicht. Die Rechten instrumentalisieren den Fall für ihre Zwecke – so oder so . Auch und gerade wer verschweigt, liefert der AfD und Co. Stoff für ihre Verschwörungstheorien.