Berlin. „Haben nur unsere Pflicht getan“: Die Syrer, die den Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr überwältigten, fühlen sich nicht wie Helden.

Von vielen Menschen in Deutschland werden sie in diesen Tagen als Helden gefeiert, dabei fühlen sie sich gerade weniger heldenhaft als ängstlich. Die drei Syrer, die am Montagmorgen den mittlerweile verstorbenen Terrorverdächtigen Dschaber al-Bakr in Leipzig überwältigten und der Polizei übergaben, wollen ihre Tat nicht allzu hoch hängen. „Wir haben nur unsere Pflicht getan“, sagte einer von ihnen gegenüber „Der Spiegel“.

Aus Angst vor Islamisten in Leipzig wollen sie ihre echten Namen nicht öffentlich machen – und sie verstecken sich derzeit bei Freunden in einer anderen deutschen Großstadt, heißt es in dem Bericht weiter. Einer der drei ist ohne seine Familie geflohen, Frau und Kinder seien noch in Syrien. Auch die Furcht vor Racheakten des IS ist groß bei den Flüchtlingen.

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    In den Stunden vor ihrem mutigen Einschreiten hätten sie sich durch Dschaber al-Bakr bedroht gefühlt. „Er wollte auch uns töten“, sagte einer der Männer zum „Spiegel“. Der mutmaßliche IS-Terrorist sei „wahnsinnig“ gewesen. (ba)

    Terrorverdächtiger al-Bakr ist tot

    Dschaber al-Bakr ist tot. Der unter Terrorverdacht stehende Syrer nahm sich am Mittwochabend in seiner Gefängniszelle in der JVA Leipzig das Leben. Der 22-Jährige erhängte sich mit seinem Hemd.
    Dschaber al-Bakr ist tot. Der unter Terrorverdacht stehende Syrer nahm sich am Mittwochabend in seiner Gefängniszelle in der JVA Leipzig das Leben. Der 22-Jährige erhängte sich mit seinem Hemd. © dpa | Jan Woitas
    Al-Bakrs Anwalt Alexander Hübner sagte, er habe auf das Suizid-Risiko des Verdächtigen hingewiesen. Der JVA-Leiter habe auch versichert, dass al-Bakr ständig beobachtet werde, so Hübner.
    Al-Bakrs Anwalt Alexander Hübner sagte, er habe auf das Suizid-Risiko des Verdächtigen hingewiesen. Der JVA-Leiter habe auch versichert, dass al-Bakr ständig beobachtet werde, so Hübner. © dpa | Jan Woitas
    Rolf Jacob, Leiter der Justizvollzugsanstalt Leipzig, bestätigte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Dresden, dass al-Bakr von der Haftrichterin vor seiner Überstellung in die Untersuchungshaft als suizidgefährdet eingestuft worden war.
    Rolf Jacob, Leiter der Justizvollzugsanstalt Leipzig, bestätigte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Dresden, dass al-Bakr von der Haftrichterin vor seiner Überstellung in die Untersuchungshaft als suizidgefährdet eingestuft worden war. © dpa | Arno Burgi
    Dabei habe sich die Amtsrichterin in Dresden auch auf einen vom Beschuldigten bereits bei der Verkündung des Haftbefehls angekündigten Hungerstreik berufen. In der JVA sei nach einem Gespräch mit einer Psychologin die Gefahr aber als nicht akut eingestuft worden, sagte Jacob.
    Dabei habe sich die Amtsrichterin in Dresden auch auf einen vom Beschuldigten bereits bei der Verkündung des Haftbefehls angekündigten Hungerstreik berufen. In der JVA sei nach einem Gespräch mit einer Psychologin die Gefahr aber als nicht akut eingestuft worden, sagte Jacob. © dpa | Arno Burgi
    Dennoch sei der 22-Jährige zunächst alle 15 Minuten in seiner Zelle kontrolliert worden, sagte Jacob. Der Rhythmus sei dann später auf 30 Minuten erhöht und beibehalten worden.
    Dennoch sei der 22-Jährige zunächst alle 15 Minuten in seiner Zelle kontrolliert worden, sagte Jacob. Der Rhythmus sei dann später auf 30 Minuten erhöht und beibehalten worden. © dpa | Sebastian Willnow
    Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (r.) erklärte, er übernehme qua seines Amtes die politische Verantwortung. Für einen Rücktritt gebe es aber keine Veranlassung.
    Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow (r.) erklärte, er übernehme qua seines Amtes die politische Verantwortung. Für einen Rücktritt gebe es aber keine Veranlassung. © dpa | Arno Burgi
    Am Montag war der mutmaßliche Terrorist in Leipzig festgenommen worden. Offenbar ist so ein größerer Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland verhindert worden.
    Am Montag war der mutmaßliche Terrorist in Leipzig festgenommen worden. Offenbar ist so ein größerer Anschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Deutschland verhindert worden. © Getty Images | Carsten Koall
    Der Syrer hatte nach Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig konkrete Pläne verfolgt und Vorbereitungen für einen Sprengstoffanschlag getroffen. Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz wollte er einen Flughafen in Berlin attackieren.
    Der Syrer hatte nach Angaben von Sachsens Innenminister Markus Ulbig konkrete Pläne verfolgt und Vorbereitungen für einen Sprengstoffanschlag getroffen. Nach Erkenntnissen des Bundesamtes für Verfassungsschutz wollte er einen Flughafen in Berlin attackieren. © Polizei Sachsen/dpa | Christian Zander
    Zwei Syrer hatten ihn nach eigenen Angaben in einer Wohnung im Nordosten von Leipzig überwältigt, gefesselt und der Polizei übergeben.
    Zwei Syrer hatten ihn nach eigenen Angaben in einer Wohnung im Nordosten von Leipzig überwältigt, gefesselt und der Polizei übergeben. © Getty Images | Carsten Koall
    Ihr Anruf bei der Polizei war zunächst aufgrund von Verständigungsproblemen erfolglos geblieben. Daraufhin waren sie mit einem Foto von al-Bakr zu einem Polizeirevier gefahren.
    Ihr Anruf bei der Polizei war zunächst aufgrund von Verständigungsproblemen erfolglos geblieben. Daraufhin waren sie mit einem Foto von al-Bakr zu einem Polizeirevier gefahren. © dpa | Hendrik Schmidt
    Am Samstag hatte es einen Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz gegeben, bei dem die Polizei in einer Wohnung mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden hatte. Die unverdächtigen Bewohner des Hauses in der Siedlung „Fritz Heckert“ waren aus ihren Wohnungen geleitet worden.
    Am Samstag hatte es einen Anti-Terror-Einsatz in Chemnitz gegeben, bei dem die Polizei in einer Wohnung mehrere hundert Gramm hochexplosiven Sprengstoff gefunden hatte. Die unverdächtigen Bewohner des Hauses in der Siedlung „Fritz Heckert“ waren aus ihren Wohnungen geleitet worden. © dpa | Hendrik Schmidt
    Dschaber al-Bakr war bei dem Einsatz der Polizei nach Angaben eines Sprechers nur knapp entkommen. Eine LKA-Sprecherin hatte bestätigt, dass ein Warnschuss abgegeben worden war.
    Dschaber al-Bakr war bei dem Einsatz der Polizei nach Angaben eines Sprechers nur knapp entkommen. Eine LKA-Sprecherin hatte bestätigt, dass ein Warnschuss abgegeben worden war. © dpa | Hendrik Schmidt
    Einsatzkräfte des SEK stürmten die Wohnung, in der sich der Verdächtige aufgehalten hatte. Das Wohngebiet wurde abgeriegelt.
    Einsatzkräfte des SEK stürmten die Wohnung, in der sich der Verdächtige aufgehalten hatte. Das Wohngebiet wurde abgeriegelt. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Der Sprengstoff, den die Ermittler gefunden hatten, war gut versteckt gewesen.
    Der Sprengstoff, den die Ermittler gefunden hatten, war gut versteckt gewesen. © REUTERS | FABRIZIO BENSCH
    Weil der Transport sehr gefährlich gewesen wäre, hatten Spezialisten den Fund durch gezielte Sprengung in den extra ausgehobenen Erdlöchern in der Siedlung gesprengt.
    Weil der Transport sehr gefährlich gewesen wäre, hatten Spezialisten den Fund durch gezielte Sprengung in den extra ausgehobenen Erdlöchern in der Siedlung gesprengt. © dpa
    Später hatten die Polizisten einen Verdächtigen in Chemnitz festgenommen. Der Syrer soll der Mieter der Wohnung sein, in dem der Sprengstoff gefunden wurde. Gegen ihn wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89a StGB) ermittelt.
    Später hatten die Polizisten einen Verdächtigen in Chemnitz festgenommen. Der Syrer soll der Mieter der Wohnung sein, in dem der Sprengstoff gefunden wurde. Gegen ihn wird wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat (Paragraf 89a StGB) ermittelt. © dpa | Bernd März
    Während der Fahndung hatte die Polizei am Nachmittag des 8. Oktober den Hauptbahnhof in Chemnitz abgeriegelt. Die Fahnder hatten zwei Männer festgenommen.
    Während der Fahndung hatte die Polizei am Nachmittag des 8. Oktober den Hauptbahnhof in Chemnitz abgeriegelt. Die Fahnder hatten zwei Männer festgenommen. © dpa | Arno Burgi
    Die Festgenommenen hatten einen Koffer bei sich getragen. Ein ferngesteuerter Roboter zur Bombenentschärfung hatte auf einem Gleis im Hauptbahnhof in Chemnitz den roten Koffer untersucht. Er hatte sich aber als harmlos erwiesen. Die beiden Männer waren am 9. Oktober wieder freigekommen.
    Die Festgenommenen hatten einen Koffer bei sich getragen. Ein ferngesteuerter Roboter zur Bombenentschärfung hatte auf einem Gleis im Hauptbahnhof in Chemnitz den roten Koffer untersucht. Er hatte sich aber als harmlos erwiesen. Die beiden Männer waren am 9. Oktober wieder freigekommen. © dpa | Arno Burgi
    Auch am Berliner Flughafen Schönefeld hatte die Polizei am 8. Oktober die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Die Beamten hatten zahlreiche Fahrzeuge kontrolliert. „Wir hatten Hinweise – nachrichtendienstliche Hinweise – , dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte“, hatte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am 10. Oktober gesagt.
    Auch am Berliner Flughafen Schönefeld hatte die Polizei am 8. Oktober die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Die Beamten hatten zahlreiche Fahrzeuge kontrolliert. „Wir hatten Hinweise – nachrichtendienstliche Hinweise – , dass er zunächst einmal Züge in Deutschland angreifen wollte“, hatte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen am 10. Oktober gesagt. © Getty Images | Clemens Bilan
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