Jerusalem. Brisanter Besuch in Jerusalem: Palästinenserchef Mahmud Abbas reist zur Trauerfeier für Israels Ex-Staatspräsident Schimon Peres an.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wird nach israelischen Angaben bei dem Begräbnis des Altpräsidenten Schimon Peres am Freitag erwartet. Abbas habe bei der zuständigen Behörde eine Einreise nach Israel beantragt, teilte das israelische Militär am Donnerstag über Twitter mit. „Er wird an der Beisetzung teilnehmen“, sagte eine zuständige Sprecherin.

Von palästinensischer Seite gab es noch keine Bestätigung. Nach Angaben des israelischen Fernsehens hatte Peres’ Familie Abbas zu den Trauerfeierlichkeiten nach Jerusalem eingeladen. Abbas und Peres hatten 1993 vor dem Weißen Haus als Außenminister die Friedensverträge zwischen Israel und den Palästinensern unterzeichnet. Peres war am Mittwoch im Alter von 93 Jahren gestorben.

Schimon Peres – Kämpfer für den Frieden

Schimon Peres ist tot. Der frühere Staatspräsident Israels (2007 – 2014) und zweimalige Ministerpräsident starb im Alter von 93 Jahren.
Schimon Peres ist tot. Der frühere Staatspräsident Israels (2007 – 2014) und zweimalige Ministerpräsident starb im Alter von 93 Jahren. © imago stock&people | imago stock&people
Schimon Peres war ein unerschütterlicher Optimist: Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen.
Schimon Peres war ein unerschütterlicher Optimist: Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen. © dpa | Maurizio Gambarini
Im Ausland war Peres vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat gab es nicht wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten. Dennoch genoss der Politiker generell hohes Ansehen beim israelischen Volk.
Im Ausland war Peres vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat gab es nicht wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten. Dennoch genoss der Politiker generell hohes Ansehen beim israelischen Volk. © dpa | Patrick Seeger
Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hatte Peres sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemühte.
Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hatte Peres sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemühte. © dpa | Jim Hollander
Seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der vormalige Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete Peres eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache.
Seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der vormalige Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete Peres eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache. © imago stock&people | imago stock&people
In der arabischen Welt galt Peres eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hatte. Als Außenminister wurde er 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat (l.) und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
In der arabischen Welt galt Peres eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hatte. Als Außenminister wurde er 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat (l.) und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. © imago/United Archives International | imago stock&people
Die Politiker bekamen den Friedensnobelpreis für ihre Rollen im Oslo-Friedensprozess, der zum Ziel hatte, den Nahostkonflikt zu lösen. Die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I) unterzeichneten Außenminister Peres, der palästinensische Politiker Mahmud Abbas, US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrei Kosyrew in Anwesenheit von US-Präsident Bill Clinton (l.) und PLO-Chef Arafat (r.) am 13. September 1993 in Washington.
Die Politiker bekamen den Friedensnobelpreis für ihre Rollen im Oslo-Friedensprozess, der zum Ziel hatte, den Nahostkonflikt zu lösen. Die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I) unterzeichneten Außenminister Peres, der palästinensische Politiker Mahmud Abbas, US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrei Kosyrew in Anwesenheit von US-Präsident Bill Clinton (l.) und PLO-Chef Arafat (r.) am 13. September 1993 in Washington. © imago/ZUMA Press | imago stock
Außenminister Schimon Peres (r.) 1975 neben Premierminister Izchak Rabin (Mitte), der unter den Augen des US-Außenministers Henry Kissinger das Sinai-Abkommen unterzeichnet. Der Vertrag bedeutete noch kein Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, festigte den Waffenstillstand allerdings weiter.
Außenminister Schimon Peres (r.) 1975 neben Premierminister Izchak Rabin (Mitte), der unter den Augen des US-Außenministers Henry Kissinger das Sinai-Abkommen unterzeichnet. Der Vertrag bedeutete noch kein Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, festigte den Waffenstillstand allerdings weiter. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Verteidigungsminister Schimon Peres im Januar 1976 an der Grenze zum Libanon – Jahre später sollte er sich als Kritiker der israelischen Invasion hervortun.
Verteidigungsminister Schimon Peres im Januar 1976 an der Grenze zum Libanon – Jahre später sollte er sich als Kritiker der israelischen Invasion hervortun. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock
Außenminister Schimon Peres im Gespräch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak: Die Politiker diskutierten eine mögliche internationale Nahost-Konferenz.
Außenminister Schimon Peres im Gespräch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak: Die Politiker diskutierten eine mögliche internationale Nahost-Konferenz. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Schimon Peres – hier bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 – wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er später als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter.
Schimon Peres – hier bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 – wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er später als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres’ Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging. Das Bild zeigt Peres im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, der den Staatspräsidenten im April 2011 im Oval Office empfing.
Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres’ Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging. Das Bild zeigt Peres im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, der den Staatspräsidenten im April 2011 im Oval Office empfing. © imago stock&people | imago stock&people
Im Jahr 2012 zeichnete Obama Peres mit der Freiheitsmedaille aus, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.
Im Jahr 2012 zeichnete Obama Peres mit der Freiheitsmedaille aus, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA. © imago stock&people | imago stock&people
Schimon Peres und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Er verlieh ihr 2014 die Ehrenmedaille des Präsidenten – Israels höchste Auszeichnung für Zivilisten, die die deutsche Regierungschefin für ihren Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus bekam.
Schimon Peres und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Er verlieh ihr 2014 die Ehrenmedaille des Präsidenten – Israels höchste Auszeichnung für Zivilisten, die die deutsche Regierungschefin für ihren Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus bekam. © imago/Xinhua | imago stock&people
Präsident Peres mit Russlands Präsident Putin: Der Kremlchef reiste im Juni 2012 an, um an der Enthüllung eines Ehrenmals für die Rote Armee teilzunehmen, das in der israelischen Küstenstadt Netanja an die Verdienste der sowjetischen Armee im Sieg über Nazi-Deutschland erinnert.
Präsident Peres mit Russlands Präsident Putin: Der Kremlchef reiste im Juni 2012 an, um an der Enthüllung eines Ehrenmals für die Rote Armee teilzunehmen, das in der israelischen Küstenstadt Netanja an die Verdienste der sowjetischen Armee im Sieg über Nazi-Deutschland erinnert. © imago stock&people | imago stock&people
Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen „neuen Nahen Osten“ erschien Peres als ewiger Optimist. So sagte er bei seiner Antrittsrede 2007: „Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren.“
Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen „neuen Nahen Osten“ erschien Peres als ewiger Optimist. So sagte er bei seiner Antrittsrede 2007: „Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren.“ © dpa | Jens Büttner
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(dpa)