München. Große Überraschung vor Gericht: Im Münchner NSU-Prozess hat die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe ihr Schweigen gebrochen.

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat im Münchner NSU-Prozess zum ersten Mal persönlich das Wort ergriffen. Sie verlas am Donnerstag eine kurze Erklärung, in der sie einräumte, sich früher „durchaus mit Teilen des nationalistischen Gedankenguts“ identifiziert zu haben. Dies sei heute jedoch nicht mehr so. „Heute beurteile ich Menschen nicht nach Herkunft und politischer Einstellung, sondern nach Benehmen“, sagte Zschäpe.

Zschäpe ist die Hauptangeklagte im NSU-Prozess. Sie hatte jahrelang auf Anraten ihrer drei Verteidiger Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm jede Aussage verweigert. Das Wort hatte sie bisher nie selbst ergriffen.

Zschäpe sprach sehr schnell mit leiser Stimme

Beim Verlesen ihrer eigenen kurzen Erklärung am 313. Verhandlungstag des Mammutprozesses vor dem Oberlandesgericht München sprach sie sehr schnell mit leiser Stimme und wirkte nervös. Zschäpe bekräftigte in ihrer kurzen Erklärung ihre Entschuldigung an die Opfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) und ihre Hinterbliebenen und verwies dabei auf eine ihrer früheren, von einem Anwalt verlesenen Erklärungen.

Zschäpe steht seit dem 6. Mai 2013 vor Gericht. Die Bundesanwaltschaft wirft ihr Mittäterschaft an zehn Morden und zwei Sprengstoffanschlägen vor, die dem „Nationalsozialistischen Untergrund“ vorgeworfen werden. Zschäpe ist die einzige Überlebende des NSU-Trios.

Angeklagte will von Morden nichts gewusst haben

Ihre beiden Freunde Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen die Taten überwiegend aus Fremdenhass verübt haben. Zschäpe hatte mit ihnen 13 Jahre unerkannt im Untergrund gelebt.

Im Dezember 2015 hatte Zschäpe von ihrem neuen Anwalt Mathias Grasel eine Erklärung verlesen lassen und sich außerdem bereiterklärt, auf schriftliche Fragen des Gerichts zu antworten. In ihrer schriftlichen Aussage hatte sie angegeben, von den Morden nichts gewusst zu haben und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt. (dpa)