Charlotte. Ein schwarzes Mädchen hat in den USA über ihre Erfahrungen mit Rassismus gesprochen. Das Video ihrer Rede bewegt Menschen weltweit.

Die Tränen fließen ihr über das Gesicht: „Ich habe das Gefühl, dass wir anders behandelt werden. Ich mag es nicht, wie wir behandelt werden – nur wegen unserer Hautfarbe.“ Das Mädchen schluchzt: „Es ist eine Schande, dass unsere Mütter und Väter getötet werden und wir sie nicht mehr sehen können. Es ist eine Schande, dass wir sie beerdigen müssen.“

Zianna Oliphant ist gerade mal neun Jahre alt, doch ihre bewegende Ansprache rührt jetzt Menschen weltweit. Ein Video von ihrem Auftritt bei einer Stadtratssitzung am Montag in Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina sorgt in den sozialen Medien für große Aufmerksamkeit. Fernsehsender wie CNN oder ABC verbreiteten die Aufnahmen.

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Proteste nach Tod von Afroamerikaner

Es ist die erste Sitzung nachdem der Afroamerikaner Keith Scott bei einem Polizeieinsatz getötet worden war. Zianna erzählt davon, wie es ist als Schwarze in Charlotte aufzuwachsen. Sie steht auf einem Podium, nur knapp erreicht sie das Mikrofon. Der Saal ist gefüllt mit Menschen, die gegen die Polizei und die Bürgermeisterin Jennifer Roberts demonstrieren – lautstark. Doch als die Neunjährige anfängt zu sprechen, wird es ganz leise im Raum.

Mit Schildern protestierte das Publikum im Saal gegen die Polizei.
Mit Schildern protestierte das Publikum im Saal gegen die Polizei. © REUTERS | MIKE BLAKE

„Ich bin heute hierher gekommen, um zu erzählen, wie ich mich fühle“, sagt Zianna mit fester Stimme. „Und ich habe das Gefühl, dass wir anders behandelt werden.“ Als sie verstummt, ruft jemand aus dem Publikum: „Hör’ nicht auf, mach weiter.“

Zuschauer im Saal fangen an zu weinen

Mit zitternder Stimme sagt Zianna Oliphant weiter: „Wir sollten nicht protestieren müssen, weil ihr uns alle falsch behandelt. Wir tun das, weil wir Rechte haben müssen.“ Die Menge applaudiert.

Langsam fließen Zianna die Tränen über die Wangen. Auch im Publikum fangen Menschen an zu weinen. Es sei eine Schande, dass Mütter und Väter beerdigt werden müssten. „Wir brauchen unsere Mütter und Väter an unserer Seite“, so die Neunjährige und klettert vom Podium. Die Menschen im Publikum stehen von ihren Stühlen auf und klatschen laut. Die Bilder sind so emotional, dass sogar der Zuschauer Gänsehaut bekommt.

Video wird in sozialen Medien geteilt

Aufnahmen von der bewegenden Rede sorgten in den sozialen Medien für große Beachtung. Viele schrieben, dass Zianna sehr gut den Schmerz und die Gedanken vieler Afroamerikaner schildere. Am 20. September hatte ein schwarzer Polizist den 43-jährigen Afroamerikaner Keith Lamont Scott erschossen. Laut den Sicherheitsbehörden soll er bewaffnet gewesen sein. Die Familie des Toten bestreitet dies. Der Vorfall hatte teils gewalttätige Proteste ausgelöst. Am Wochenende waren Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen.

Proteste nach Schüssen auf Schwarze

Diese Frau scheint der Polizei mit ihrer Hand „Stopp“ zu signalisieren. Immer wieder sehen sich Schwarze in den USA heftiger Polizeigewalt ausgesetzt. Ein neuer Zwischenfall sorgte für den Ausnahmezustand. In Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina gingen Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße.
Diese Frau scheint der Polizei mit ihrer Hand „Stopp“ zu signalisieren. Immer wieder sehen sich Schwarze in den USA heftiger Polizeigewalt ausgesetzt. Ein neuer Zwischenfall sorgte für den Ausnahmezustand. In Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina gingen Hunderte Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße. © dpa | Caitlin Penna
Anlass war der tragische Tod des 43-jährigen Keith L. Scott.
Anlass war der tragische Tod des 43-jährigen Keith L. Scott. © dpa | Caitlin Penna
Der Afroamerikaner war am 20. September 2016 von der Polizei erschossen worden. Den Behörden zufolge hatte der Mann eine Waffe in der Hand und weigerte sich, diese niederzulegen.
Der Afroamerikaner war am 20. September 2016 von der Polizei erschossen worden. Den Behörden zufolge hatte der Mann eine Waffe in der Hand und weigerte sich, diese niederzulegen. © dpa | Caitlin Penna
Eine Reporterin veröffentlichte ein Video der Schwester des Erschossenen. Die Frau gab an, dass ihr Bruder nicht bewaffnet gewesen sei. Er habe in seinem Auto ein Buch gelesen und auf seine Kinder gewartet, als die Polizei ihn tötete.
Eine Reporterin veröffentlichte ein Video der Schwester des Erschossenen. Die Frau gab an, dass ihr Bruder nicht bewaffnet gewesen sei. Er habe in seinem Auto ein Buch gelesen und auf seine Kinder gewartet, als die Polizei ihn tötete. © dpa | Caitlin Penna
Bei dem Protestmarsch kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Bei dem Protestmarsch kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. © REUTERS | JASON MICZEK
Es wurden Gummigeschosse und  Tränengas einsetzte. Der Gouverneur rief den Ausnahmezustand aus.
Es wurden Gummigeschosse und Tränengas einsetzte. Der Gouverneur rief den Ausnahmezustand aus. © REUTERS | JASON MICZEK
Die Lage eskalierte.
Die Lage eskalierte. © REUTERS | JASON MICZEK
Es kam zu Sachbeschädigungen und Plünderungen.
Es kam zu Sachbeschädigungen und Plünderungen. © REUTERS | JASON MICZEK
Ein Demonstrant wurde angeschossen – jedoch nicht von einem Polizisten, sondern von einem anderen Zivilisten, berichtete der Sender CNN.
Ein Demonstrant wurde angeschossen – jedoch nicht von einem Polizisten, sondern von einem anderen Zivilisten, berichtete der Sender CNN. © REUTERS | JASON MICZEK
Laut Stadtverwaltung von Charlotte war der Zustand des Mannes kritisch. Er soll an lebenserhaltende Systeme angeschlossen worden sein.
Laut Stadtverwaltung von Charlotte war der Zustand des Mannes kritisch. Er soll an lebenserhaltende Systeme angeschlossen worden sein. © REUTERS | JASON MICZEK
Demonstranten stellten sich immer wieder der Riege von Polizisten entgegen.
Demonstranten stellten sich immer wieder der Riege von Polizisten entgegen. © REUTERS | JASON MICZEK
Sie streckten den Arm als Zeichen des Protests in die Höhe.
Sie streckten den Arm als Zeichen des Protests in die Höhe. © dpa | Caitlin Penna
„Hört auf uns umzubringen!“: Demonstranten der Protestbewegung „Black Lives Matter“ hielten Transparente mit Solidaritätsslogans in den Händen.
„Hört auf uns umzubringen!“: Demonstranten der Protestbewegung „Black Lives Matter“ hielten Transparente mit Solidaritätsslogans in den Händen. © REUTERS | JASON MICZEK
Erst wenige Tage zuvor war ein Video veröffentlicht worden, das zeigte, wie eine Polizistin in Oklahoma einen unbewaffneten Afroamerikaner erschoss.
Erst wenige Tage zuvor war ein Video veröffentlicht worden, das zeigte, wie eine Polizistin in Oklahoma einen unbewaffneten Afroamerikaner erschoss. © REUTERS | ANDREW KELLY
Seit Jahren kommt es in den USA nach tödlichen Schüssen der Polizei auf Verdächtige immer wieder zu Unruhen. Oft sind die Opfer Schwarze.
Seit Jahren kommt es in den USA nach tödlichen Schüssen der Polizei auf Verdächtige immer wieder zu Unruhen. Oft sind die Opfer Schwarze. © REUTERS | JASON MICZEK
Kritiker werfen der Polizei Rassismus vor.
Kritiker werfen der Polizei Rassismus vor. © dpa | Caitlin Penna
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