Tel Aviv. Israels Ex-Präsident Schimon Peres ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Zum Begräbnis werden Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet.

Israels Ex-Präsident Schimon Peres ist tot. Der 93-Jährige starb zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv. Seine Familie war in den letzten Stunden bei ihm.

Nach dem Schlaganfall war Peres an ein Beatmungsgerät angeschlossen und in Narkose versetzt worden. Sein Büro hatte seinen Zustand am Montag noch als „stabil“ bezeichnet. Nach Angaben seines Sohnes Chemi Peres sei der Tod um 2 Uhr am Mittwochmorgen festgestellt worden. Zu Jahresbeginn hatte Peres bereits einen Herzinfarkt erlitten. Anfang September war ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt worden.

Netanjahu und Obama: Tiefe Trauer über Peres’ Tod

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Ehefrau Sara reagierten mit tiefer Trauer auf den Tod von Peres. Er sei vom ganzen Volk geliebt worden, hieß es am Mittwoch in der Mitteilung von Netanjahus Büro. Die Regierung werde sich zu einer Trauersitzung versammeln. Israels Präsident Reuven Rivlin bezeichnete seinen Amtsvorgänger als prägenden Visionär für den Staat Israel. „Es gibt kein Kapitel in der Geschichte des Staates Israel, in dem Schimon keine Rolle gespielt oder kein Stück geschrieben hat“, sagte Rivlin während eines Staatsbesuches in der Ukraine am Mittwoch.

Schimon Peres – Kämpfer für den Frieden

Schimon Peres ist tot. Der frühere Staatspräsident Israels (2007 – 2014) und zweimalige Ministerpräsident starb im Alter von 93 Jahren.
Schimon Peres ist tot. Der frühere Staatspräsident Israels (2007 – 2014) und zweimalige Ministerpräsident starb im Alter von 93 Jahren. © imago stock&people | imago stock&people
Schimon Peres war ein unerschütterlicher Optimist: Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen.
Schimon Peres war ein unerschütterlicher Optimist: Er ließ kaum eine Gelegenheit aus, trotz aller Zweifel zum Frieden zwischen Israelis und Palästinensern aufzurufen. © dpa | Maurizio Gambarini
Im Ausland war Peres vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat gab es nicht wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten. Dennoch genoss der Politiker generell hohes Ansehen beim israelischen Volk.
Im Ausland war Peres vielleicht gerade deshalb einer der wenigen israelischen Politiker mit hohen Sympathiewerten. In seiner Heimat gab es nicht wenige, die seinen Optimismus für etwas weltfremd hielten. Dennoch genoss der Politiker generell hohes Ansehen beim israelischen Volk. © dpa | Patrick Seeger
Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hatte Peres sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemühte.
Vom umstrittenen, linksorientierten Politiker hatte Peres sich zur nationalen Vaterfigur gewandelt, die sich um den Zusammenhalt der vielen Segmente der tief gespaltenen israelischen Gesellschaft bemühte. © dpa | Jim Hollander
Seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der vormalige Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete Peres eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache.
Seit seinem Amtsantritt als Staatspräsident 2007 hatte der vormalige Ministerpräsident auch eine aktive Rolle in der internationalen Diplomatie übernommen, obwohl das Präsidentenamt eigentlich auf Repräsentation ausgerichtet ist. Zwar arbeitete Peres eng mit dem konservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu zusammen, bediente sich dabei nach außen hin aber einer weniger robusten und dafür eher behutsamen Sprache. © imago stock&people | imago stock&people
In der arabischen Welt galt Peres eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hatte. Als Außenminister wurde er 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat (l.) und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
In der arabischen Welt galt Peres eher als Opportunist, dessen Wort nur wenig Gewicht hatte. Als Außenminister wurde er 1994 gemeinsam mit dem damaligen PLO-Chef Jassir Arafat (l.) und dem damaligen israelischen Ministerpräsidenten Izchak Rabin mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. © imago/United Archives International | imago stock&people
Die Politiker bekamen den Friedensnobelpreis für ihre Rollen im Oslo-Friedensprozess, der zum Ziel hatte, den Nahostkonflikt zu lösen. Die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I) unterzeichneten Außenminister Peres, der palästinensische Politiker Mahmud Abbas, US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrei Kosyrew in Anwesenheit von US-Präsident Bill Clinton (l.) und PLO-Chef Arafat (r.) am 13. September 1993 in Washington.
Die Politiker bekamen den Friedensnobelpreis für ihre Rollen im Oslo-Friedensprozess, der zum Ziel hatte, den Nahostkonflikt zu lösen. Die „Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung“ (Oslo I) unterzeichneten Außenminister Peres, der palästinensische Politiker Mahmud Abbas, US-Außenminister Warren Christopher und sein russischer Kollege Andrei Kosyrew in Anwesenheit von US-Präsident Bill Clinton (l.) und PLO-Chef Arafat (r.) am 13. September 1993 in Washington. © imago/ZUMA Press | imago stock
Außenminister Schimon Peres (r.) 1975 neben Premierminister Izchak Rabin (Mitte), der unter den Augen des US-Außenministers Henry Kissinger das Sinai-Abkommen unterzeichnet. Der Vertrag bedeutete noch kein Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, festigte den Waffenstillstand allerdings weiter.
Außenminister Schimon Peres (r.) 1975 neben Premierminister Izchak Rabin (Mitte), der unter den Augen des US-Außenministers Henry Kissinger das Sinai-Abkommen unterzeichnet. Der Vertrag bedeutete noch kein Friedensabkommen zwischen Israel und Ägypten, festigte den Waffenstillstand allerdings weiter. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Verteidigungsminister Schimon Peres im Januar 1976 an der Grenze zum Libanon – Jahre später sollte er sich als Kritiker der israelischen Invasion hervortun.
Verteidigungsminister Schimon Peres im Januar 1976 an der Grenze zum Libanon – Jahre später sollte er sich als Kritiker der israelischen Invasion hervortun. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock
Außenminister Schimon Peres im Gespräch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak: Die Politiker diskutierten eine mögliche internationale Nahost-Konferenz.
Außenminister Schimon Peres im Gespräch mit Ägyptens Präsident Hosni Mubarak: Die Politiker diskutierten eine mögliche internationale Nahost-Konferenz. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Schimon Peres – hier bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 – wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er später als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter.
Schimon Peres – hier bei einem Treffen mit Papst Franziskus im Jahr 2013 – wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren wurde. Peres, ein Vetter der früheren Hollywood-Schauspielerin Lauren Bacall, wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Erst Hirte und Kassenwart einer Kollektivsiedlung, wurde er später als junger Mann Mitglied der jüdischen Untergrundarmee Hagana. 1946 begann er seine politische Karriere in der Arbeitspartei und übernahm im Laufe der Jahrzehnte mehrere Ministerämter. © imago/ZUMA Press | imago stock&people
Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres’ Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging. Das Bild zeigt Peres im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, der den Staatspräsidenten im April 2011 im Oval Office empfing.
Nach der Ermordung Izchak Rabins, Peres’ Partner bei den Friedensvereinbarungen mit den Palästinensern, am 4. November 1995 übernahm er dessen Amt und wurde zum zweiten Mal Ministerpräsident. Nur sechs Monate später verlor er jedoch die Wahl, aus der Netanjahu als Sieger hervorging. Das Bild zeigt Peres im Gespräch mit US-Präsident Barack Obama, der den Staatspräsidenten im April 2011 im Oval Office empfing. © imago stock&people | imago stock&people
Im Jahr 2012 zeichnete Obama Peres mit der Freiheitsmedaille aus, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.
Im Jahr 2012 zeichnete Obama Peres mit der Freiheitsmedaille aus, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA. © imago stock&people | imago stock&people
Schimon Peres und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Er verlieh ihr 2014 die Ehrenmedaille des Präsidenten – Israels höchste Auszeichnung für Zivilisten, die die deutsche Regierungschefin für ihren Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus bekam.
Schimon Peres und Bundeskanzlerin Angela Merkel: Er verlieh ihr 2014 die Ehrenmedaille des Präsidenten – Israels höchste Auszeichnung für Zivilisten, die die deutsche Regierungschefin für ihren Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus bekam. © imago/Xinhua | imago stock&people
Präsident Peres mit Russlands Präsident Putin: Der Kremlchef reiste im Juni 2012 an, um an der Enthüllung eines Ehrenmals für die Rote Armee teilzunehmen, das in der israelischen Küstenstadt Netanja an die Verdienste der sowjetischen Armee im Sieg über Nazi-Deutschland erinnert.
Präsident Peres mit Russlands Präsident Putin: Der Kremlchef reiste im Juni 2012 an, um an der Enthüllung eines Ehrenmals für die Rote Armee teilzunehmen, das in der israelischen Küstenstadt Netanja an die Verdienste der sowjetischen Armee im Sieg über Nazi-Deutschland erinnert. © imago stock&people | imago stock&people
Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen „neuen Nahen Osten“ erschien Peres als ewiger Optimist. So sagte er bei seiner Antrittsrede 2007: „Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren.“
Ungeachtet aller Rückschläge bei den Bemühungen um einen friedlichen „neuen Nahen Osten“ erschien Peres als ewiger Optimist. So sagte er bei seiner Antrittsrede 2007: „Erlauben Sie mir, ein Träumer inmitten meines Volks zu bleiben und die Sonnenseite unseres Staates zu repräsentieren.“ © dpa | Jens Büttner
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US-Präsident Barack Obama würdigte Peres als einen „Kämpfer für Israel“ und den Frieden im Nahen Osten. „Als Amerikaner stehen wir in seiner Schuld“, erklärte Obama in einer Stellungnahme. „Keiner hat über die Jahre hinweg mehr dafür getan als Schimon Peres, die Allianz zwischen unseren beiden Ländern aufzubauen – eine unzerbrechliche Allianz, die heute enger und stärker ist als sie jemals war.“

Merkel lobt Peres’ Bemühungen zur Versöhnung

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte die Bemühungen Peres’ um eine Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern. „Unermüdlich arbeitete er allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt“, schrieb Merkel am Mittwoch in einer Kondolenz an Israels Ministerpräsidenten Netanjahu. Israel habe einen seiner großen Staatsmänner verloren. „In all seinen Ämtern setzte sich Shimon Peres mit seiner ganzen Kraft für die Sicherheit, die Freiheit und die Entwicklung des Staates Israel ein“, schrieb Merkel. Er sei zutiefst davon überzeugt gewesen, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können.

Vizekanzler Sigmar Gabriel würdigte Peres als „Richtungsgeber für Versöhnung“. Mit ihm verlasse „ein großer Staatsmann die Weltbühne“, erklärte der SPD-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister am Mittwoch. „Wie nur wenige stand er für die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland. Ein unabhängiger Geist, eine Orientierung in unserer wechselvollen Geschichte, eine feste Größe in den Ambivalenzen von Politik, ein Richtungsgeber für Versöhnung. Er wird fehlen.“

Bundespräsident Gauck drückt seine Dankbarkeit aus

Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Peres als herausragende Persönlichkeit. „Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren“, teilte Steinmeier am Mittwoch auf der Seite des Auswärtigen Amtes mit. „Seine Verdienste um Israel, das Land der Überlebenden, das er mit aufgebaut und über lange Jahrzehnte mit Wort und Tat geprägt hat, lassen sich kaum ermessen.“

Bundespräsident Joachim Gauck lobte die besondere Bereitschaft des ehemaligen israelischen Präsidenten zur Versöhnung. „Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Shimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar“, sagte Gauck in einem Kondolenzschreiben an seinen israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin am Mittwoch.

Gauck und Obama kommen zu Begräbnis am Freitag

Peres soll am Freitagvormittag auf dem Herzl-Berg in Jerusalem beigesetzt werden. Das Begräbnis sei um 11 Uhr Ortszeit (10 Uhr deutscher Zeit) geplant, bestätigte das Außenministerium in Jerusalem am Mittwoch. Sein Sarg soll israelischen Fernsehberichten zufolge am Donnerstag im Parlament aufgebahrt werden. Zum Begräbnis werden führende Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet.

Aus Deutschland komme Bundespräsident Joachim Gauck, teilte das israelische Außenministerium am Mittwoch mit. US-Präsident Barack Obama und sein Außenminister John Kerry wollten ebenfalls kommen. Außerdem sollten unter anderem Hillary und Bill Clinton, der französische Präsident François Hollande, der kanadische Präsident Justin Trudeau, der britische Kronprinz Charles und die niederländische Königinmutter Beatrix dem Begräbnis bewohnen.

Peres kämpfte für die Verständigung zwischen Israelis und Arabern

Peres war zweimal Israels Regierungschef und mehrmals Minister. Den Friedensnobelpreis hatte er 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat erhalten. Von 2007 bis 2014 war er Staatspräsident.

Peres hatte sich trotz seines hohen Alters bis zuletzt unvermindert für eine Verständigung zwischen Israelis und Arabern eingesetzt, unter anderem mit seinem Peres Center for Peace in Tel Aviv. Er hatte nie die Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern aufgegeben.

Peres äußerte sich immer wieder sehr politisch

Wohl durch sein beharrliches Streben nach Frieden war er zudem einer der wenigen israelischen Politiker, der im Ausland beliebt war. Peres äußerte sich auch als Staatspräsident immer wieder sehr politisch – ungewöhnlich für dieses Amt.

Peres wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren und wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Er wurde auch als Vater des israelischen Atomprogramms bekannt. (dpa/epd)