Tel Aviv. Israels Ex-Präsident Schimon Peres ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Zum Begräbnis werden Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet.
Israels Ex-Präsident Schimon Peres ist tot. Der 93-Jährige starb zwei Wochen nach einem schweren Schlaganfall in einem Krankenhaus in der Nähe von Tel Aviv. Seine Familie war in den letzten Stunden bei ihm.
Nach dem Schlaganfall war Peres an ein Beatmungsgerät angeschlossen und in Narkose versetzt worden. Sein Büro hatte seinen Zustand am Montag noch als „stabil“ bezeichnet. Nach Angaben seines Sohnes Chemi Peres sei der Tod um 2 Uhr am Mittwochmorgen festgestellt worden. Zu Jahresbeginn hatte Peres bereits einen Herzinfarkt erlitten. Anfang September war ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt worden.
Netanjahu und Obama: Tiefe Trauer über Peres’ Tod
Israels Premierminister Benjamin Netanjahu und seine Ehefrau Sara reagierten mit tiefer Trauer auf den Tod von Peres. Er sei vom ganzen Volk geliebt worden, hieß es am Mittwoch in der Mitteilung von Netanjahus Büro. Die Regierung werde sich zu einer Trauersitzung versammeln. Israels Präsident Reuven Rivlin bezeichnete seinen Amtsvorgänger als prägenden Visionär für den Staat Israel. „Es gibt kein Kapitel in der Geschichte des Staates Israel, in dem Schimon keine Rolle gespielt oder kein Stück geschrieben hat“, sagte Rivlin während eines Staatsbesuches in der Ukraine am Mittwoch.
Schimon Peres – Kämpfer für den Frieden
US-Präsident Barack Obama würdigte Peres als einen „Kämpfer für Israel“ und den Frieden im Nahen Osten. „Als Amerikaner stehen wir in seiner Schuld“, erklärte Obama in einer Stellungnahme. „Keiner hat über die Jahre hinweg mehr dafür getan als Schimon Peres, die Allianz zwischen unseren beiden Ländern aufzubauen – eine unzerbrechliche Allianz, die heute enger und stärker ist als sie jemals war.“
Merkel lobt Peres’ Bemühungen zur Versöhnung
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) würdigte die Bemühungen Peres’ um eine Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern. „Unermüdlich arbeitete er allen Widrigkeiten zum Trotz für einen Ausgleich mit der arabischen Welt“, schrieb Merkel am Mittwoch in einer Kondolenz an Israels Ministerpräsidenten Netanjahu. Israel habe einen seiner großen Staatsmänner verloren. „In all seinen Ämtern setzte sich Shimon Peres mit seiner ganzen Kraft für die Sicherheit, die Freiheit und die Entwicklung des Staates Israel ein“, schrieb Merkel. Er sei zutiefst davon überzeugt gewesen, dass Israelis und Palästinenser friedlich nebeneinander leben können.
Vizekanzler Sigmar Gabriel würdigte Peres als „Richtungsgeber für Versöhnung“. Mit ihm verlasse „ein großer Staatsmann die Weltbühne“, erklärte der SPD-Vorsitzende und Bundeswirtschaftsminister am Mittwoch. „Wie nur wenige stand er für die Freundschaft zwischen Israel und Deutschland. Ein unabhängiger Geist, eine Orientierung in unserer wechselvollen Geschichte, eine feste Größe in den Ambivalenzen von Politik, ein Richtungsgeber für Versöhnung. Er wird fehlen.“
Bundespräsident Gauck drückt seine Dankbarkeit aus
Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Peres als herausragende Persönlichkeit. „Die Welt hat einen großen Staatsmann, Israel einen seiner Gründungsväter und Deutschland einen hoch geschätzten Freund und Partner verloren“, teilte Steinmeier am Mittwoch auf der Seite des Auswärtigen Amtes mit. „Seine Verdienste um Israel, das Land der Überlebenden, das er mit aufgebaut und über lange Jahrzehnte mit Wort und Tat geprägt hat, lassen sich kaum ermessen.“
Bundespräsident Joachim Gauck lobte die besondere Bereitschaft des ehemaligen israelischen Präsidenten zur Versöhnung. „Trotz der Gräueltaten, die Deutsche an seiner Familie und seinem Volk während des Holocausts verübten, reichte Shimon Peres uns die Hand. Für diese Haltung sind wir ihm von Herzen dankbar“, sagte Gauck in einem Kondolenzschreiben an seinen israelischen Amtskollegen Reuven Rivlin am Mittwoch.
Gauck und Obama kommen zu Begräbnis am Freitag
Peres soll am Freitagvormittag auf dem Herzl-Berg in Jerusalem beigesetzt werden. Das Begräbnis sei um 11 Uhr Ortszeit (10 Uhr deutscher Zeit) geplant, bestätigte das Außenministerium in Jerusalem am Mittwoch. Sein Sarg soll israelischen Fernsehberichten zufolge am Donnerstag im Parlament aufgebahrt werden. Zum Begräbnis werden führende Persönlichkeiten aus aller Welt erwartet.
Aus Deutschland komme Bundespräsident Joachim Gauck, teilte das israelische Außenministerium am Mittwoch mit. US-Präsident Barack Obama und sein Außenminister John Kerry wollten ebenfalls kommen. Außerdem sollten unter anderem Hillary und Bill Clinton, der französische Präsident François Hollande, der kanadische Präsident Justin Trudeau, der britische Kronprinz Charles und die niederländische Königinmutter Beatrix dem Begräbnis bewohnen.
Peres kämpfte für die Verständigung zwischen Israelis und Arabern
Peres war zweimal Israels Regierungschef und mehrmals Minister. Den Friedensnobelpreis hatte er 1994 als Außenminister gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat erhalten. Von 2007 bis 2014 war er Staatspräsident.
Peres hatte sich trotz seines hohen Alters bis zuletzt unvermindert für eine Verständigung zwischen Israelis und Arabern eingesetzt, unter anderem mit seinem Peres Center for Peace in Tel Aviv. Er hatte nie die Hoffnung auf eine friedliche Lösung im Nahost-Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern aufgegeben.
Peres äußerte sich immer wieder sehr politisch
Wohl durch sein beharrliches Streben nach Frieden war er zudem einer der wenigen israelischen Politiker, der im Ausland beliebt war. Peres äußerte sich auch als Staatspräsident immer wieder sehr politisch – ungewöhnlich für dieses Amt.
Peres wurde 1923 als Sohn eines Holzhändlers im damaligen Ost-Polen geboren und wanderte 1934 ins damalige Palästina ein. Er wurde auch als Vater des israelischen Atomprogramms bekannt. (dpa/epd)