Dresden. Nach zwei Sprengstoffanschlägen gelten in Dresden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen für islamische Einrichtungen. Die Polizei ermittelt.

Nach zwei Sprengstoffanschlägen vor einer Moschee und vor dem internationalen Kongressgebäude in Dresden am Montagabend greift das für die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit aufgestellte Sicherheitskonzept nun schon früher. Islamische Einrichtungen in Dresden stehen unter Objektschutz. Das teilte der Dresdener Polizeipräsident Horst Kretzschmar bei einer Pressekonferenz am Dienstag mit. „Der Einsatzmodus hat in dieser Nacht begonnen“, sagte auch Sachsens Innenminister Markus Ulbig.

Die Dresdener Sicherheitsbehörden hatten bereits für die Festakte zum Tag der Deutschen Einheit verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angeordnet.

Operatives Abwehrzentrum ermittelt

Den Angaben von Polizei und Innenministerium zufolge haben die Dresdener Polizei und das Operative Abwehrzentrum, das sich um Straftaten mit extremistischen Hintergrund kümmert, die Ermittlungen übernommen. An beiden Tatorten seien Reste selbst gebauter Sprengsätze gefunden worden, sagte Kretzschmar. Zum weiteren Ermittlungsstand wollte sich der Polizeipräsident aber nicht äußern.

Wie die Polizei bereits zuvor mitgeteilt hatte, fanden die Angriffe kurz hintereinander statt. Der Anschlag auf die Moschee geschah demnach gegen 21.53 Uhr – zu diesem Zeitpunkt ging jedenfalls ein Notruf ein. Zum Zeitpunkt der Explosion waren der Imam, seine Frau und die beiden Söhne in der Moschee. Obwohl die Druckwelle sogar die Eingangstür nach innen drückte, blieb die Familie unverletzt.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Zweiter Anschlag kurze Zeit später

Der rußgeschwärzte Eingang der Fatih Camii Moschee in Dresden.
Der rußgeschwärzte Eingang der Fatih Camii Moschee in Dresden. © dpa | Sebastian Kahnert

Gegen 22.19 Uhr erhielt die Polizei dann einen weiteren Notruf. Dieses Mal war am internationalen Kongresszentrum ein weiterer Sprengsatz detoniert. Dort entstand jedoch lediglich Sachschaden an einem Deko-Element auf einer Terrasse. An beiden Tatorten fand die Polizei Reste selbstgebauter Sprengsätze.

Am Internationalen Congress Center Dresden zerstörte die Hitze der Explosion die Seite eines Glasquaders auf einer Freifläche. Der terrassenförmig angelegte Bau liegt direkt am Elbufer. Eine Hotelbar wurde evakuiert. Die Polizei forderte Gäste mit Zimmer Richtung Terrasse auf, von ihren Fenstern wegzubleiben.

Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar hatte die Anschläge zuvor in einer Mitteilung kommentiert: „Beide Anschläge stehen zeitlich im Zusammenhang. Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen.“ Die Polizei schließe nicht aus, dass die Angriffe im Zusammenhang mit den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit am kommenden Wochenende in Dresden stehen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Facebook, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

De Maizière nennt Anschläge „empörend“

Die Polizei hat noch am Abend Kontakt mit dem türkischen Generalkonsular aufgenommen und zudem zugesichert, islamische Einrichtungen besonders zu bewachen. Vom Polizeipräsidenten hieß es dazu: „Ab sofort arbeiten wir im Krisenmodus!“ Etwa 50 Beamte waren in der Nacht im Einsatz. Die weiteren Ermittlungen liegen beim Operativen Abwehrzentrum der sächsischen Polizei.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Anschläge scharf verurteilt. Die Vorfälle seien „empörend“, sagte de Maizière am Dienstag in Berlin. Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Deutschen Islamkonferenz beklagte er eine zunehmende Aggressivität gegenüber Muslimen in Deutschland. (jkali/ac/dpa)